Im Land der Sehnsucht
nicht.“
„Ich auch nicht“, antwortete Marissa, „doch das Leben ist voller Widersprüche. Mach dir keine Sorgen. Wir finden etwas anderes.“
„Dann müssen wir wirklich fort?“ Riley machte ein so trauriges Gesicht, dass Marissa die Tränen kamen.
„Wenn Georgy die Ranch verlässt, braucht sie keine Erzieherin mehr“, erklärte sie tapfer. „Ihre Mutter wird sie wahrscheinlich auf ein Internat schicken.“
„Und wer soll Granny vorlesen?“ Riley wollte die Hoffnung nicht aufgeben. „Sie will bestimmt, dass du bleibst.“
Marissa schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Außerdem trifft sie auf ‚Wungalla‘ nicht die Entscheidungen.“
„Mir ist ein Rätsel, dass Mr. McMaster Georgy gehen lässt“, sagte Riley nachdenklich. „Er weiß doch, wie gemein ihre Mutter zu ihr ist.“
„Vielleicht möchte er sie nicht länger hierbehalten“, überlegte Marissa.
„Das glaube ich nicht. Nie und nimmer.“ Riley schlug sein Buch zu, und im selben Moment wurde an die Tür geklopft.
„Das wird Olly sein“, meinte Marissa und ging, um zu öffnen.
Es war nicht Olly, sondern Holt. Attraktiv wie immer, stand er vor ihr und strahlte eine ungeheure Autorität aus. Wie hatte sie diesen Mann verehrt – einen Mann, der nicht wusste, was Liebe war!
„Steh auf, Riley“, sagte er, ohne Marissa zu beachten. „Georgy ist in ihrem alten Zimmer … zusammen mit Olly. Ich möchte, dass du dich zu ihnen gesellst, damit ich in Ruhe mit deiner Schwester sprechen kann.“
„Wenn Sie mit Marissa schimpfen wollen, bleibe ich“, erklärte Riley mutig.
„Keine Angst“, versprach Holt ihm, „deiner Schwester geschieht nichts. Du kannst ruhig gehen.“
„Ja, Sir.“ Riley sprang vom Bett und lief zur Tür. „Verlässt Georgy uns wirklich?“, fragte er von dort.
„Ihre Mutter glaubt es und ist deshalb sehr nervös“, antwortete Holt. „Sie hat mit meiner Einwilligung nicht gerechnet.“
„Ich auch nicht“, bekannte Marissa mit tränenerstickter Stimme.
Riley sah Holt herausfordernd an. „Wissen Sie, was ich glaube, Sir?“
„Sag es Georgy.“ Holt legte ihm eine Hand auf die Schulter und schob ihn aus dem Raum. Dann drehte er sich zu Marissa um. „Sie verlassen uns?“ Es klang, als wäre er überrascht.
„Natürlich.“ Marissa musste tief durchatmen, um überhaupt sprechen zu können. „Hier ist kein Platz mehr für mich.“
„Sollten Sie die Entscheidung nicht mir überlassen?“
Marissa hörte auf, Rileys T-Shirts zusammenzufalten, und wandte sich ihm mit vor Zorn blitzenden Augen zu. „Wie konnten Sie das tun? Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass Sie Georgy so verraten würden.“
Holt setzte sich seelenruhig auf die Bettkante, als hätte er alle Zeit der Welt. „Passen Sie auf, dass Sie sich nicht um Kopf und Kragen reden“, warnte er Marissa.
„Behalten Sie Ihre Ratschläge für sich“, erwiderte sie trotzig. „Was ich tue, geht Sie nichts mehr an.“
Holt betrachtete sie nachdenklich. „Sie nehmen sich das alles sehr zu Herzen, nicht wahr?“, fragte er nach einer Pause.
„Ist das verwunderlich?“ Marissa konnte sich nicht länger beherrschen. „Sie sind wirklich der mieseste Vater, den man sich vorstellen kann.“
„Überlegen Sie sich gut, was Sie sagen, Miss Devlin!“
„Und ich dachte, Sie wären anders als alle anderen“, fuhr sie heftig fort. „Dabei sind Sie kein Stück besser.“
Holt verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Das klingt fast, als wären Sie in mich verliebt.“
„Seien Sie nicht albern!“
„Albern?“ Holt stand vom Bett auf und ging langsam auf Marissa zu. „Sag mir das noch einmal …“
„Nein!“ Marissa wich Schritt um Schritt zurück, bis sie mit dem Rücken zur Wand stand.
„Eigentlich müsste ich dir eine ordentliche Strafpredigt halten“, sagte Holt, „doch ein Kuss tut es vielleicht auch.“
Marissa stockte der Atem. Sie sah Holt an und spürte, wie das Verlangen nach ihm alle anderen Empfindungen auslöschte. Obwohl er sie bitter enttäuscht hatte, begehrte sie ihn noch genauso wie vorher.
„Ich glaube, ich habe lange genug auf diesen Augenblick gewartet.“ Holt umfasste ihr Gesicht. „Warum traust du mir nicht, Marissa?“
„Das habe ich getan“, verteidigte sie sich atemlos und sah ihn so durchdringend an, als könnte sie ihm bis auf den Grund seiner Seele blicken. „Ich wünschte mir mehr als …“
Weiter kam sie jedoch nicht, denn er küsste sie so wild und leidenschaftlich, dass sie
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