Im Land der weissen Rose
bestürmten
den Besucher mit Fragen nach Good Old England, und natürlich
kannte Peter sowohl die Wardens als auch die O’Keefes.
»Sprechen Sie da aber bloß nicht den einen auf den
anderen an!«, warnte er lachend. »Die sind wie Hund und
Katze, und dabei waren sie mal Partner. Kiward Station hat ihnen
gemeinsam gehört, deshalb der aus ›Kee‹ und ›Ward‹
zusammengesetzte Name.Aber sie waren beide auch Spieler, und Howard
hat seinen Anteil verloren. Genaueres weiß man da nicht, aber
sie nehmen sich die Sache nach wie vor gegenseitig übel.«
»Verständlich von Seiten O’Keefes«,
bemerkte George. »Aber der Sieger sollte sich doch nicht
grämen!«
»Wie gesagt, ich weiß nichts Genaues. Und am Ende hat
es bei Howard ja auch noch für eine Farm gereicht.Aber ihm fehlt
das Know-how. Dieses Jahr hat er praktisch alle Lämmer verloren
– zu früh aufgetrieben, vor den letzten Stürmen. Es
erfrieren immer ein paar im Hochland, wenn es doch noch mal zu einem
Wintereinbruch kommt. Aber ein Auftrieb Anfang Oktober...? Das heißt
Gott versuchen!«
George rief sich ins Gedächtnis, dass der Oktober hier dem
März entsprach, und da war es auch im Walisischen Hochland noch
empfindlich kalt.
»Warum macht er denn so was?«, fragte er
verständnislos. Wobei ihn eher die Frage umtrieb, warum Helen
ihrem Gatten solchen Unsinn durchgehen ließ. Sie hatte sich
zwar nie für Landwirtschaft interessiert, aber wenn ihr
wirtschaftliches Überleben davon abhing, hätte sie sich
darum gekümmert.
»Ach, das ist ein Teufelskreis«, seufzte Brewster und
bot Zigarren an. »Die Farm ist zu klein oder das Land zu
dürftig für den großen Tierbestand.Aber ein kleinerer
Bestand an Tieren bringt nicht genug zum Leben ein, also wird auf gut
Glück vergrößert. In guten Jahren reicht das Gras, in
schlechten geht das Winterfutter aus. Dann muss man zukaufen –
und dazu langt das Geld dann wieder nicht. Oder man treibt die Tiere
ins Hochland und hofft, dass es nicht mehr schneit.Aber lassen Sie
uns von etwas Erfreulicherem reden. Sie hätten Interesse an der
Übernahme meiner Kunden. Sehr schön, ich werde Sie gern mit
allen bekannt machen. Über eine Ablösesumme werden wir uns
sicher einig. Wären Sie unter Umständen auch an unserem
Kontor interessiert? Büros und Lagerhäuser in Christchurch
und Lyttelton? Ich könnte Ihnen die Häuser vermieten und
Vorkaufsrecht garantieren ... Oder wir werden Partner, und ich
behalte einen Teil des Geschäfts als stiller Teilhaber. Das
würde mich absichern, falls der Goldrausch schnell verebbt.«
Die Männer verbrachten den Nachmittag mit der Besichtigung
der Liegenschaften, und George war sehr angetan von Brewsters
Unternehmung. Schließlich einigten sie sich darauf, nach
Georges Ausflug in die Canterbury Plains über die genaueren
Bedingungen der Übernahme zu verhandeln. George verließ
seinen Geschäftspartner gut gelaunt und schrieb gleich einen
Brief an seinen Vater. So schnell und unproblematisch war Greenwood
Enterprises noch nie an eine Dependance in einem neuen Land gekommen.
Jetzt stellte sich nur noch die Frage nach einem fähigen
Verwalter. Brewster selbst wäre ideal gewesen, aber der wollte
ja weg ...
George schob diese Ãœberlegung vorerst beiseite. Morgen konnte
er nun unbesorgt nach Haldon aufbrechen. Er würde Helen
wiedersehen.
»Schon wieder Besuch?«, fragte Gwyneira unwillig. Sie
hatte eigentlich vorgehabt, diesen wunderschönen Frühlingstag
für einen Besuch bei Helen zu nutzen. Fleurette quengelte seit
Tagen, sie wolle mir Ruben spielen; außerdem ging Mutter und
Kind der Lesestoff aus. Fleurette war verrückt nach Geschichten.
Sie liebte es, wenn Helen ihr vorlas, und machte auch selbst schon
erste Versuche, Buchstaben nachzuzeichnen, wenn sie Helens
Schulstunden beiwohnte.
»Ganz der Vater!«, sagten die Leute in Haldon, wenn
Gwyneira wieder Bücher bestellte, um der Kleinen vorzulesen.
Mrs. Candler fand auch immer wieder körperliche Ähnlichkeiten
mit Lucas, was Gwyn nicht nachvollziehen konnte. In ihren Augen hatte
Fleurette praktisch nichts mit Lucas gemeinsam. Das Mädchen war
grazil und rothaarig wie Gwyn, doch das ursprüngliche Blau ihrer
Iris war nach einigen Monaten einem hellen Braun mit
bernsteinfarbenen Einsprengseln gewichen. In ihrer Art waren
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