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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Übergriffen abzuhalten, doch ihre Sorge war unbegründet.
Geralds Verhalten blieb untadelig. Insofern hätte Gwyneira die
verhängnisvolle Sommernacht irgendwann vergessen können.
Tatsächlich aber hatte sie Folgen.Als ihre Periode zum zweiten
Mal ausblieb und Rongo Rongo beim Ankleiden vielsagend lächelte
und über ihren Bauch strich, musste Gwyn sich eingestehen,
dasssie schwanger war.
    Â»Ich will es nicht haben!«, sagte sie schluchzend,
nachdem sie einen Parforceritt zu Helen hinter sich hatte. Sie hätte
die Schulstunden nicht abwarten können, bevor sie mit ihrer
Freundin sprach. Doch Helen erkannte schon an ihrer entsetzten Miene,
dass etwas Schreckliches geschehen sein musste. Sie gab den Kindern
frei, schickte Fleur und Ruben zum Spielen in den Busch und nahm
Gwyneira in die Arme.
    Â»Hat man Lucas gefunden?«, fragte sie leise.
    Gwyneirasah sie an, als wäre sie irre.»Lucas? Wieso
Lucas... Ach, es ist viel schlimmer, Helen, ich bin schwanger! Und
ich will das Kind nichthaben!«
    Â»Du bist ganz durcheinander«, murmelte Helen und
führte ihre Freundin ins Haus. »Komm, ich mach dir einen
Tee, und dann reden wir darüber. Warum freust du dich nicht auf
das Kind, um Himmels willen? Du hast doch jahrelang versucht, eines
zu bekommen, und nun ... Oder hast du Angst, das Kind könnte zu
spät kommen? Ist es nicht von Lucas?« Helen sah Gwyneira
forschend an. Sie hatte manchmal vermutet, dass es Geheimnisse um
Fleurs Geburt gab – das Aufleuchten in GwynsAugen beim Anblick
von James McKenzie konnte keiner Frau entgehen. Doch in letzter Zeit
hatte sie die beiden kaum zusammen gesehen. Und Gwyn würde doch
nicht so dumm sein, sich gleich nach dem Weggang ihres Mannes einen
Liebhaber zu nehmen!Oder war Lucas fortgegangen, weil es schon einen
Liebhaber gab? Helen konnte sich das nicht vorstellen. Gwyn war eine
Lady. Sicher nicht unfehlbar, aber unfehlbar diskret!
    Â»Das Kind ist ein Warden«, antwortete Gwyneira fest.
»Daran besteht kein Zweifel.Aber ich will es trotzdem nicht!«
    Â»Das hast du aber nicht zu bestimmen«, meinte Helen
hilflos. Sie konnte Gwyns Gedanken nicht nachvollziehen. »Wenn
man schwanger ist, ist man schwanger...«
    Â»Ach was! Es muss eine Möglichkeit geben, das Kind
loszuwerden. Fehlgeburten kommen immer wieder vor.«
    Â»Aber doch nicht bei gesunden jungen Frauen wie dir!«
Helen schüttelte den Kopf. »Warum gehst du nicht zu
Matahorua? Sie kann dir sicher sagen, ob das Kind gesund ist.«
    Â»Vielleicht kann sie mir helfen ...«, meinte Gwyn
hoffnungsvoll. »Vielleicht kennt sie einen Trank oder so etwas.
Damals auf dem Schiff hat Daphne mal irgendetwas zu Dorothy gesagt,
über ›Engelmacher‹ ...«
    Â»Gwyn, so was darfst du nicht einmal denken!« Helen
hatte in Liverpool von »Engelmachern« munkeln gehört;
ihr Vater hatte einige der Opfer begraben. »Das ist gottlos!
Und gefährlich! Du kannst dabei sterben. Und warum, um Himmels
willen ...«
    Â»Ich gehe zu Matahorua!«, erklärte Gwyn. »Versuch
nicht, mich davon abzubringen. Ich will dieses Kind nicht!«
    Matahorua bat Gwyneira zu einer Steinreihe hinter den
Gemeinschaftshäusern, wo die beiden allein waren.Auch sie musste
ihr am Gesicht angesehen haben, dass etwas Ernstes passiert war.Aber
diesmal würden sie ohne Dolmetscher auskommen müssen –
Gwyn hatte Rongo Rongo zu Hause gelassen. Eine Mitwisserin war das
Letzte, das sie brauchte.
    Matahorua verzog auf unbestimmte Weise das Gesicht, als sie Gwyn
einen Sitz auf den Steinen anbot. Ihr Ausdruck sollte sicher
freundlich sein, vielleicht sogar ein Lächeln, doch auf Gwyneira
wirkte er bedrohlich. Die Tätowierungen im Gesicht der alten
Zauberin schienen jede Mimik zu verändern, und ihre Gestalt warf
seltsame Schatten im Sonnenlicht. »Baby. Ich schon weiß
von Rongo Rongo. Starkes Baby ... viel Kraft. Aber auch viel Wut ...«
    Â»Ich will das Baby nicht!«, stieß Gwyneira
hervor, ohne die Zauberin anzusehen. »Kannst du etwas tun?«
    Matahorua suchte den Blick der jungen Frau. »Was ich soll
tun? Baby totmachen?«
    Gwyneiraver krampfte sich. So brutal hatte sie es bis jetzt noch
nicht zu formulieren gewagt.Aber genau darauf lief es hinaus.
Schuldgefühle stiegen in ihr auf.
    Matahorua musterte sie aufmerksam, ihr Gesicht und ihren Körper,
und wie immer schien sie dabei durch den Menschen hindurch

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