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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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sich an Gwyneira. »Hat nachgesehen Witi. Bett
nicht angerührt. Bestimmt irgendwo in Farm. Schämt sich
wegen ...« Sie blickte Gwyneira vielsagend an.
    Gwyneira hingegen machte sich Sorgen. Lucas hatte keinen Grund,
sich zu schämen ... oder doch? Hatte Gerald ihn nicht genauso
gedemütigt wie sie? Und sie selbst ... es war unverzeihlich, wie
sie Lucas behandelt hatte.
    Â»Wir gehen ihn gleich suchen, Fleur. Wir finden ihn schon.«
Gwyn wusste nicht, ob sie damit sich oder das Kind beruhigen wollte.
    Sie fanden Lucas nicht, weder im Haus noch auf der Farm. Und auch
Flyer war nicht wieder aufgetaucht. Dafür berichtete James, dass
ein uralter Sattel und ein mehrmals geflicktes Zaumzeug fehlten.
    Â»Gibt es da etwas, das ich wissen sollte?«, fragte er
leise, blickte in Gwyneiras blasses Gesicht und bemerkte ihren
schwerfälligen Gang.
    Gwyn schüttelte den Kopf und nahm in Kauf, dass sie nach
Lucas nun auch James verletzte: »Nichts, das dich etwas
anginge!«
    James, das wusste sie, hätte Gerald getötet.
    Â 

6
    Lucas blieb auch in den nächsten Wochen verschwunden. Ein
Umstand, der erstaunlicherweise dazu beitrug, Gwyneiras und Geralds
Verhältnis ein wenig zu normalisieren – schließlich
mussten sie sich allein schon wegen Fleur irgendwie arrangieren. In
den ersten Tagen nach Lucas’ Weggang vereinte die beiden die
Sorge, ihm könnte etwas geschehen sein oder er könnte sich
sogar etwas angetan haben. Eine Suchaktion in der Nähe der Farm
blieb jedoch vergeblich, und nach reiflicher Ãœberlegung glaubte
Gwyneira auch nicht an einen Selbstmord. Sie hatte inzwischen Lucas’
Sachen durchgesehen und festgestellt, dass ein paar schlichte
Kleidungsstücke fehlten – zu ihrer Verwunderung gerade
solche, wie ihr Mann sie am wenigsten gemocht hatte. Lucas hatte
Arbeitskleidung eingepackt, Regenzeug, Unterwäsche und sehr
wenig Geld. Das passte zu dem alten Pferd und dem alten Sattel: Er
wollte eindeutig nichts von Gerald annehmen; die Trennung sollte
sauber vollzogen werden. Es schmerzte Gwyneira, dass er sie ohne ein
Wort verlassen hatte. Soweit sie sehen konnte, hatte er kein
Erinnerungsstück an sie oder ihre Tochter mitgenommen, lediglich
ein Taschenmesser, das sie ihm einmal geschenkt hatte. Wie es aussah,
hatte sie ihm nie etwas bedeutet; die flüchtige Freundschaft,
die das Ehepaar verbunden hatte, war ihm keinen Abschiedsbrief wert
gewesen.
    Gerald erkundigte sich in Haldon nach seinem Sohn – was dem
Klatsch natürlich Nahrung gab – sowie in Christchurch,
diskreter, mit Hilfe von George Greenwood. Beides ergab kein
Ergebnis, Lucas Warden war weder in dem einen noch in dem anderen Ort
gesehen worden.
    Â»Er kann weiß Gott wo sein«, klagte Gwyneira
Helen ihr Leid. »In Otago, in den Goldgräberlagern, oder
an der Westcoast, vielleicht sogar auf der Nordinsel. Gerald will
Nachforschungen anstellen lassen, aber das ist hoffnungslos. Wenn er
nicht gefunden werden will, dann wird er auch nicht gefunden.«
    Helen zuckte die Achseln und setzte den unvermeidlichen Teekessel
auf. »Vielleicht ist es besser so. Es war sicher nicht gut für
ihn, so endlos in Abhängigkeit von Gerald zu leben. Jetzt kann
er sich beweisen – und Gerald wird dich nicht mehr wegen der
Kinderlosigkeit triezen. Aber warum ist er so plötzlich
verschwunden? Gab es wirklich keinen Anlass? Keinen Streit?«
    Gwyneira verneinte errötend. Sie hatte niemandem, nicht
einmal ihrer besten Freundin, von der Vergewaltigung erzählt.
Wenn sie es für sich behielt, so hoffte sie, würde die
Erinnerung irgendwann verblassen. Dann wäre es so, als hätte
derAbend nicht stattgefunden, als wäre es nur ein hässlicher
Albtraum gewesen. Gerald schien die Sache ähnlich zu sehen. Er
war ausnehmend höflich zu Gwyneira, schaute sie selten an und
achtete peinlich darauf, sie ja nicht zu berühren. Die beiden
sahen sich bei den Mahlzeiten, um den Dienstboten keinen Grund zum
Klatsch zu geben, und schafften es zugleich, unverbindlich
miteinander zu plaudern. Gerald trank nach wie vor, aber jetzt meist
erst nach dem Essen, wenn Gwyneira sich bereits zurückgezogen
hatte. Gwyneira nahm Helens Lieblingsschülerin, die jetzt
fünfzehnjährige Rongo Rongo, als persönliche Zofe in
Dienst und bestand darauf, dass das Mädchen in ihren Räumen
schlief, um stets verfügbar zu sein. Sie hoffte, Gerald dadurch
von

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