Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
mit kundiger Einweisung und mit Einblicken in Zucht und Weideführung gerechnet. Umso erstaunter war er, als er Gwyneira kurz danach in den Ställen wiedertraf.
    »Satteln Sie mir bitte Morgaine, Mr. James«, erteilte sie dem Vorarbeiter soeben Anweisung. »Sie braucht dringend Schulung, aber wenn Fleur dabei ist, mag ich sie nicht nehmen, sie ist zu ungestüm ...«
    »Meinen Sie, der junge Mann aus London ist Ihrem Ungestüm gewachsen?«, erkundigte der Viehhüter sich spöttisch.
    Gwyneira runzelte die Stirn. George fragte sich, warum sie den unverschämten Kerl nicht zurechtwies.
    »Das hoffe ich«, meinte sie aber nur. »Sonst muss er hinterherreiten. Er wird schon nicht runterfallen. Kann ich Ihnen Cleo hier lassen? Es wird ihr nicht gefallen, aber es wird doch ein längerer Ritt, und sie ist schon recht schwerfällig.« Die kleine Hündin, die Gwyneira wie immer folgte, schien sie verstanden zu haben und zog unmutig den Schwanz ein.
    »Es werden die letzten Welpen, Cleo, versprochen!«, tröstete Gwyneira. »Ich reite mit Mr. George bis zu den Steinkriegern. Mal sehen, ob wir ein paar der jungen Widder zu sehen kriegen. Kann ich unterwegs irgendwas erledigen?«
    Der junge Mann schien bei einer ihrer Bemerkungen fast schmerzlich das Gesicht zu verziehen. Oder spöttisch? Reagierte er damit auf ihr Angebot, sich bei der Farmarbeit nützlich zu machen?
    Auf jeden Fall antwortete er nicht, während ein anderer Farmarbeiter ganz beiläufig darauf reagierte.
    »Oh ja, Miss Gwyn, einer von den kleinen Widdern, der Prachtbursche, den Mr. Gerald Mr. Beasley versprochen hat, macht sich immer wieder selbstständig. Springt bei den Mutterschafen rum und macht uns die Herde verrückt. Wenn Sie ihn zurücktreiben würden? Oder bringen Sie die zwei für Beasleys gleich mit, dann ist da oben Ruhe. Geht das in Ordnung, James?«
    Der Vorarbeiter nickte. »Nächste Woche sollen sie sowieso weg. Wollen Sie Daimon, Miss Gwyn?«
    Als der Name »Daimon« fiel, erhob sich ein großer, schwarz-weißer Rüde.
    Gwyneira schüttelte den Kopf. »Nein, ich nehme Cassandra und Catriona. Mal schauen, wie sie sich machen. Lange genug geübt haben wir ja.«
    Beide Hündinnen sahen aus wie Cleo. Gwyneira stellte sie George als deren Töchter vor. Auch ihre sehr lebhafte Stute war eigene Nachzucht aus zwei Pferden, die sie aus England mitgebracht hatte. Gwyneira ritt sie im Herrensitz, und wieder schien sie mit dem Vorarbeiter seltsame Blicke zu tauschen, als er sie ihr vorführte.
    »Ich hätte durchaus im Damensattel reiten können«, bemerkte Gwyneira. Vor dem Londoner Besuch hätte sie wohl gern die Schicklichkeit gewahrt.
    George verstand nicht, was der Mann darauf erwiderte, sah aber, dass Gwyneira vor Zorn errötete.
    »Kommen Sie, auf dieser Farm haben gestern entschieden zu viele Leute zu viel getrunken!«, stieß sie böse hervor und setzte ihre Stute in Trab. George folgte ihr verwirrt.
    McKenzie blieb zurück. Er hätte sich ohrfeigen können. Wie hatte er sich so gehen lassen können? Immer wieder rief er sich seine freche Bemerkung von eben in den Sinn – »Verzeihung. Ihre Tochter meinte, Sie bevorzugten Sättel für ›richtige Menschen‹. Aber wenn Mylady heute Weibchen spielen möchte ...«
    Das war unverzeihlich! Und wenn Gwyneira bis jetzt noch nicht von selbst darauf gekommen war, wozu dieser englische Fatzke vielleicht taugte, hatte er sie nun todsicher darauf gebracht.

    George war überrascht von der sachkundigen Führung, die Gwyneira ihm angedeihen ließ – als sie sich wieder beruhigt und ihre Stute so weit gezügelt hatte, dass sein Leihpferd mit ihr Schritt hielt. Offensichtlich kannte Gwyn das Zuchtprogramm von Kiward Station in und auswendig, gab detaillierte Angaben zur Abstammung der jeweiligen Tiere und kommentierte Fehler und Erfolge der Zucht.
    »Wir züchten nach wie vor reine Welsh Mountains und kreuzen sie mit Cheviots – das gibt die perfekte Mischung. Beides ist Down Type. Bei Welsh Mountains kann man 36 bis 48 Stränge aus einem Pfund Rohwolle spinnen, bei Cheviots 48 bis 56. Das ergänzt sich. Die Wollqualität ist gleichmäßig, während es nicht so ideal ist, mit Merinos zu arbeiten. Das sagen wir den Leuten auch immer, die reinrassige Welsh Mountains haben wollen, aber die meisten halten sich für klüger. Merinos liefern ›Fine Wool‹, das gibt 60 bis 70 Stränge aus einem Pfund. Sehr schön, aber reinrassig kann man sie hier nicht züchten, dafür sind sie nicht robust genug. Und kombiniert

Weitere Kostenlose Bücher