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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Gwyneira herumzualbern?
    Auf jeden Fall sah der Fremde gut aus. Er hatte ein schmales, gut geschnittenes Gesicht und kluge, ein wenig spöttisch blickende braune Augen. Sein Körper wirkte beinahe schlaksig, doch er war groß und kräftig und bewegte sich geschmeidig. Seine ganze Haltung drückte Selbstbewusstsein und Furchtlosigkeit aus.
    Und Gwyn? James bemerkte das gewohnte Aufleuchten ihrer Augen bei seinem Anblick im Salon. Aber war es wirklich dieser Funke, der bei jedem Zusammentreffen aus der Asche ihrer alten Liebe aufloderte, oder spiegelte sich diesmal nur Überraschung in Gwyneiras Blick? James’ Misstrauen brannte lichterloh. Gwyneira gab nicht zu erkennen, ob sie seine mürrische Miene bemerkte.
    »Mr. Greenwood!« Auch Gerald Warden hatte die drei auf der Treppe inzwischen bemerkt. »Bitte entschuldigen Sie, dass ich bei Ihrer Ankunft nicht daheim war. Aber wie ich sehe, hat Gwyneira Sie ja schon mit dem Haus vertraut gemacht!« Gerald streckte dem Besucher die Hand entgegen.
    Richtig, das musste der Kaufmann aus England sein, dessen Ankunft Gwyneiras Tagesplanung heute so durcheinander gebracht hatte. Jetzt schien sie sich allerdings nicht mehr darüber zu ärgern, sondern wies Greenwood freundlich einen Platz an.
    James dagegen ließ man stehen ... McKenzies Eifersucht verwandelte sich in Zorn.
    »Die Rechnungen, Mr. Gerald«, bemerkte er.
    »Ja, richtig, die Rechnungen. Es ist in Ordnung, McKenzie, ich zeichne sie gleich ab. Ein Whiskey, Mr. Greenwood? Sie müssen von Good Old England erzählen!«
    Gerald setzte eine fahrige Unterschrift unter die Papiere und hatte dann endgültig nur noch Augen für den Besucher – und die Whiskeyflasche. Der kleine Flachmann, den er immer bei sich trug, musste spätestens am frühen Nachmittag leer gewesen sein – und Geralds Laune war entsprechend schlecht. McAran hatte James von einem hässlichen Auftritt zwischen Gerald und Lucas in den Ställen berichtet. Es ging um eine kalbende Kuh, bei deren Niederkunft es Komplikationen gab. Lucas war der Lage wieder einmal nicht gewachsen; der Mann konnte einfach kein Blut sehen. Deshalb war es sicher nicht die beste Idee des alten Warden gewesen, ihm ausgerechnet die Rinderzucht als Hauptaufgabe zuzuweisen. McKenzies Ansicht nach hätte Lucas die Bewirtschaftung der Felder erheblich besser gelegen. Lucas hatte es nun mal eher im Kopf als in den Händen, und wenn es um Ertragsberechnungen, gezielten Düngemitteleinsatz und Kosten-Nutzen-Rechnungen in Bezug auf den Ankauf von Landmaschinen ging, dachte er durchaus profitorientiert.
    Blökende Muttertiere jedoch raubten ihm die Fassung, und heute Nachmittag musste die Lage sich wieder einmal zugespitzt haben. Immerhin – ein Glück für Gwyn. Wenn Geralds Zorn sich auf Lucas entlud, blieb sie verschont. Aber sie wurde ihren Aufgaben ja auch sehr gut gerecht. Dieser Gast zumindest schien sich blendend zu unterhalten.
    »Ist noch was, McKenzie?«, fragte Gerald und schenkte Whiskey ein.
    James entschuldigte sich eilig. Fleur folgte ihm, als er hinausging.
    »Hast du gesehen?«, fragte sie. »Ich hab Schuhe an wie eine Prinzessin.«
    James lachte, sofort besänftigt. »Die sind wirklich hübsch, Mylady. Aber Sie sind ja immer eine hinreißende Erscheinung, egal welches Schuhwerk Sie tragen.«
    Fleurette runzelte die Stirn. »Das sagst du nur, weil du kein Gentleman bist«, erklärte sie. »Gentlemen haben nur Achtung vor einer Dame, wenn sie Schuhe trägt. Sagt Mr. Greenwood.«
    Gewöhnlich hätte James sich über diese Bemerkung amüsiert, jetzt aber loderte seine Wut wieder auf. Was nahm der Kerl sich heraus, seine Tochter gegen ihn aufzubringen? James konnte sich kaum beherrschen.
    »Nun, Mylady, dann seht besser zu, dass Ihr Euch mit richtigen Männern umgebt, statt mit blutleeren Anzugträgern mit großen Namen! Denn wenn die Achtung vom Schuhwerk abhängt, ist sie schnell abgelaufen!« Er richtete die Worte an das erschrockene Kind, doch sie trafen Gwyneira, die ihrer Tochter gefolgt war.
    Sie schaute ihn verwirrt an, doch James gab den Blick nur finster zurück und verzog sich dann in die Ställe. Heute würde auch er sich einen großen Schluck Whiskey gönnen. Sollte sie doch Wein trinken mit ihrem reichen Fatzke!

    Der Hauptgang des Abendessens bestand aus Lamm und einem Auflauf aus Süßkartoffeln, was George in seinen Beobachtungen bestätigte. Traditionspflege lag der Hausfrau nicht am Herzen, auch wenn das Dienstmädchen jetzt Schuhe trug und ganz korrekt

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