Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
Zimmer ein, bis Sideblossom abgereist war. Das Flackern in seinen Augen hatte ihr gar nicht gefallen. Der Mann war es sicher nicht gewohnt, abgewiesen zu werden. Und irgendetwas sagte ihr, dass er gefährlich werden konnte, wenn etwas nicht nach seinem Kopf ging.

5

    Am nächsten Tag füllte Kiward Station sich mit Männern und Pferden. Die Schaf-Barone der Canterbury Plains hatten sich nicht lumpen lassen: Die Teilnehmerzahl der »Strafexpedition« war auf Kompaniestärke angewachsen. Dabei gefielen Gwyneira nur wenige der Männer, die Geralds Freunde angeworben hatten. Es gab kaum Maori-Viehhüter und auch relativ wenige Farmangestellte. Stattdessen schienen die Züchter in den Pubs oder den Baracken der Neusiedler Leute gesucht zu haben, und viele von ihnen erschienen Gwyn Abenteurer, wenn nicht gar finsteres Gesindel zu sein. Auch deshalb begrüßte sie es, dass Fleurette sich an diesem Tag den Ställen fern hielt. Zumal Gerald sich nicht lumpen ließ und die Alkoholvorräte freigebig plünderte. Die Männer tranken und feierten in den Scherschuppen, während sich die Viehhüter von Kiward Station, in der Regel alte Freunde McKenzies, unangenehm berührt zurückzogen.
    »Herrgott, Miss Gwyn«, brachte Andy McAran ihre Bedenken auf den Punkt. »Die werden James jagen wie einen räudigen Wolf. Sie reden allen Ernstes davon, ihn abzuschießen! Das hat er doch wohl nicht verdient, dass man ihm diesen Abschaum auf den Hals schickt. Alles wegen der paar Schafe!«
    »Der Abschaum kennt sich im Hochland nicht aus«, meinte Gwyneira und wusste nicht, ob sie damit ihren alten Hirten oder sich selbst beruhigen wollte. »Die treten sich da nur gegenseitig auf die Füße, McKenzie wird sich totlachen über sie! Wart’s nur ab, das alles verläuft im Sande. Wenn sie bloß schon weg wären! Ich mag das Volk auch nicht auf dem Hof. Kiri und Moana hab ich schon weggeschickt, Marama erst recht. Und ich hoffe, die Maoris bewachen ihr Lager. Haltet ihr ein Auge auf unsere Pferde und das Sattelzeug? Ich will nicht, dass etwas wegkommt.«
    Was das betraf, erwartete Gwyn allerdings noch eine sehr unangenehme Überraschung. Ein Teil der Männer war zu Fuß gekommen, und Gerald – zunächst schwer verkatert, gegen Mittag bereits wieder betrunken und äußerst erbost über Fleurettes erneute Renitenz – versprach ihnen Pferde aus Kiward Station. Gwyn setzte er davon allerdings nicht gleich in Kenntnis, sodass sie keine Zeit hatte, Arbeitspferde von den Sommerkoppeln holen zu lassen. Stattdessen verteilten die Männer am Nachmittag johlend ihre teuren Cobs. Fleurette verfolgte vom Fenster ihres Zimmers aus hilflos, wie sich einer nach dem anderen an Niniane versuchte.
    »Mutter, er kann sie ihnen doch nicht einfach mitgeben! Sie gehört doch uns!«, jammerte sie.
    Gwyneira zuckte die Schultern. »Er leiht sie ihnen nur, sie dürfen sie nicht behalten. Aber mir passt es auch nicht. Die meisten dieser Kerle können nicht mal richtig reiten. Das ist allerdings auch von Vorteil. Du siehst ja jetzt schon, wie die Pferde sie runterbuckeln. Wenn sie wiederkommen, müssen wir das ganze Einreiten wiederholen.«
    »Aber Niniane ...«
    »Ich kann nichts daran ändern, Kind. Meine Morgaine wollen sie auch. Vielleicht kann ich ja morgen noch mal mit Gerald reden, aber heute ist er völlig verrückt. Und dieser Sideblossom benimmt sich, als wäre er hier mindestens Teilhaber, er weist den Leuten Quartiere an und kommandiert sie herum, und mich behandelt er wie Luft. Wenn der Kerl weg ist, mache ich drei Kreuze. Du wirst übrigens heute Abend nicht zum Bankett kommen. Das habe ich geklärt. Du bist krank. Ich will nicht, dass Sideblossom dich noch mal zu Gesicht kriegt!«
    Im Stillen hatte Gwyneira natürlich längst geplant, ihre Pferde in der Nacht noch in Sicherheit zu bringen. Auf keinen Fall würde sie ihre wertvollen Zuchtstuten mit dem Suchtrupp ins Hochland schicken. Stattdessen hatte sie mit Andy McAran, Poker Livingston und den anderen Getreuen vereinbart, die Stuten in der Nacht wegzutreiben. Sollten sie sich irgendwo auf den Weiden vergnügen, in den nächsten Tagen hatte sie Zeit genug, sie wieder einzusammeln. Stattdessen würden die Männer die Arbeitspferde holen und in die Boxen stellen. Das mochte am Morgen für ein bisschen Aufruhr sorgen, aber Sideblossom würde das Unternehmen sicher nicht verschieben, nur weil plötzlich andere Pferde da waren als versprochen.
    Das verriet sie Fleurette allerdings nicht. Ihre Angst, das Mädchen

Weitere Kostenlose Bücher