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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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hatte zwei Töchter. Das mag sie getröstet haben. Aber Kupe war wohl kein netter Kerl!«
    Die letzten Worte klangen so sehr nach Miss Helens kleiner Musterschülerin, dass Paul lachen musste. Er zog das Mädchen in die Arme.
    »Ich werde dich nie verlassen, Marama. Auch wenn ich sonst nicht immer ein netter Kerl war!«

    Tonga erfuhr von einem Jungen, der vor John Sideblossoms hartem Regime auf Lionel Station floh, von Paul und Marama. Der Junge hatte von Tongas »Aufstand« gegen die Wardens gehört und brannte nun darauf, sich den vermeintlichen Freischärlern bei ihrem Kampf gegen die pakeha anzuschließen.
    »Oben im Hochland wohnt noch einer«, berichtete er aufgeregt. »Mit einer Maori-Frau. Es heißt, sie wären in Ordnung. Der Mann ist gastfreundlich. Er teilt sein Essen mit uns, wenn wir wandern. Und das Mädchen ist eine Sängerin. Tohunga ! Aber ich sage: Alle pakeha sind verdorben! Und unsere Mädchen sollen sie nicht haben!«
    Tonga nickte. »Du hast Recht«, sagte er ernst. »Kein pakeha sollte unsere Mädchen schänden. Und du wirst mein Führer sein und dem Beil des Häuptlings voranschreiten, um das Unrecht zu rächen!« Der Junge strahlte. Gleich am nächsten Tag führte er Tonga in die Highlands.

    Tonga und sein Führer trafen Paul vor seinem Haus an. Der junge Mann hatte Holz gesammelt und half Marama, eine Kochgrube auszuheben. In ihrem Dorf war das nicht üblich gewesen, aber sie hatten beide von diesem Brauch der Maoris gehört und wollten es jetzt ausprobieren. Vergnügt suchte Marama Steine zusammen, und Paul stach seinen Spaten in das vom letzten Regen noch weiche Erdreich.
    Tonga trat hinter den Felsen hervor, die nach Maramas Glauben die Götter glücklich stimmten.
    »Wessen Grab hebst du aus, Warden? Hast du wieder mal jemanden erschossen?«
    Paul fuhr herum und hielt den Spaten vor sich. Marama stieß einen leisen Laut des Schreckens aus. Sie war wunderschön an diesem Tag, trug wieder nur ihren Rock und hatte das Haar mit einem bestickten Stirnband zurückgebunden. Ihre Haut glänzte nach der Anstrengung, und eben noch hatte sie gelacht. Paul schob sich vor sie. Er wusste, dass es kindisch war, aber er wollte nicht, dass jemand sie so leicht bekleidet sah – auch wenn die Maoris sicher keinen Anstoß daran nehmen würden.
    »Was soll das, Tonga? Du erschrickst meine Frau. Verschwinde von hier, dies ist nicht dein Land!«
    »Eher meins als deins, pakeha! Aber wenn du’s wissen willst – dein Kiward Station wird dir auch nicht mehr lange gehören. Euer Gouverneur hat für mich entschieden. Wenn du mich nicht auszahlen kannst, werden wir teilen müssen!« Tonga lehnte sich lässig auf das Beil des Häuptlings, das er mitgetragen hatte, um entsprechend würdevoll auftreten zu können.
    Marama trat zwischen die beiden. Sie erkannte, dass Tonga den Schmuck des Kriegers trug, und er war nicht einfach aufgemalt – der junge Häuptling hatte sich in den letzten Monaten auf traditionelle Weise tätowieren lassen.
    »Tonga, wir werden gerecht verhandeln«, sagte sie sanft. »Kiward Station ist groß, jeder wird seinen Anteil bekommen. Und Paul wird auch nicht mehr dein Feind sein. Er ist mein Mann, er gehört zu mir und meinem Volk. Also ist er auch dein Bruder. Schließ Frieden, Tonga!«
    Tonga lachte. »Der? Mein Bruder? Dann soll er auch leben wie mein Bruder! Wir werden sein Land nehmen und sein Haus schleifen. Die Götter sollen das Land zurückbekommen, auf dem dieses Haus steht. Ihr zwei könnt natürlich in unserem Schlafhaus wohnen ...« Tonga ging auf Marama zu. Seine Blicke schweiften anzüglich über ihre nackten Brüste. »Aber vielleicht magst du dann ja auch mit einem anderen das Lager teilen. Noch ist nichts entschieden ...«
    »Du verdammter Mistkerl!«
    Als Tonga die Hand nach Marama ausstreckte, stürzte Paul sich auf ihn. Augenblicke später wälzten die beiden sich prügelnd, schreiend und fluchend am Boden. Sie schlugen einander, rangen, kratzen und bissen, womit auch immer sie einander verletzen konnten. Marama verfolgte den Kampf gleichmütig. Sie wusste nicht, wie oft sie den beiden Rivalen schon bei einer solch unwürdigen Auseinandersetzung zugeschaut hatte. Kindsköpfe, alle beide!
    »Hört auf!«, rief sie schließlich. »Tonga, du bist ein Häuptling! Denk an deine Würde. Und du, Paul ...«
    Doch die beiden hörten sie gar nicht, sondern prügelten weiter verbissen aufeinander ein. Marama würde warten müssen, bis einer den anderen auf den Rücken gezwungen

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