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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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der Unterkünfte ebenso fest wie die Anzahl der Bäckereien, der Brauereien und der Schlachthöfe, die errichtet wurden.
    Jetzt erst wurde mir bewusst, dass Echnaton das größte Bauvorhaben in Bewegung gesetzt hatte, das es jemals in Ägypten gegeben hatte. Die Stein- und Sandmassen, die der ruhmreiche Chufu zum Bau seiner gewaltigen Pyramide und seines Totentempels bewegte, reichten nicht an das heran, was Echnatonzum Bau seiner Stadt benötigte. Alle Tempel und Paläste, die Nimuria während seiner schon so lange währenden Herrschaft errichtet hatte, forderten von seinen Untertanen nicht annähernd so viel Kraft, wie der Aufbau Achet-Atons. Es mussten Millionen Ziegel gebrannt, mehr als hunderttausend Steine gehauen und ganze Wälder für Bauholz geschlagen und nach Ägypten geschleppt werden. Unvorstellbare Mengen Kalk mussten gebrannt, unendlich lange Wände und Fußböden bunt bemalt, Bäume, Büsche und Sträucher im Norden und im Süden ausgegraben und in der dem Aton geweihten Erde wieder eingepflanzt werden. Es brauchte Tag für Tag Schlachtvieh, Brot und Gemüse, Wasser und Bier, um eine Heerschar von Arbeitern, deren Zahl zuletzt auf zehntausend ansteigen sollte, zu ernähren. In langen Nächten entwarf ich Listen und Pläne, um sie wenige Tage später wieder zu verwerfen, weil sich irgendwo, an irgendeiner unscheinbaren, vermeintlich unbedeutenden Stelle ein Rechenfehler eingeschlichen hatte, der dann alle vorangegangenen Berechnungen auf den Kopf stellte.
    Ti half mir dabei, Zahl für Zahl meiner Listen zusammenzuzählen. Sie zog ab und teilte und legte mir zuletzt ein Ergebnis vor, ob es mir recht war oder nicht. Ich redete mit ihr, und ich schwieg. Ich war ihr dankbar, und ich war ihr gegenüber ungerecht. Ich lobte sie, und doch kam es vor, dass ich sie anschrie, um sie bald darauf unter Tränen wieder um Verzeihung zu bitten. Es ging aber nicht nur mir so. Es erging allen so, die für den Guten Gott, die für Echnaton arbeiteten. Aber wir taten es alle ohne Murren, weil wir sahen, dass er es war, der sich am wenigsten schonte, der sich alles abverlangte, was er dem schwächlichen Körper abverlangen konnte.
     
    Zu Beginn der Arbeiten bemerkte man nur schwerlich Fortschritte. Während die einen unentwegt Ziegel herstellten, schleppten andere von den Hügeln im Norden Felsblöcke an den Fluss und schütteten zwei rechtwinklig in den Strom hineinragendeDämme auf, welche später die Anlegestellen der Palastanlage bilden sollten. Wieder andere trugen im weiten Kessel Achet-Atons an verschiedenen Stellen Hügel ab oder füllten Gräben auf, um das Gelände den Wünschen Pharaos und seiner Baumeister anzupassen. Und während die ersten Baumeister die Grundrisse der Straßen, der Tempel und Paläste festlegten, dafür die Pflöcke einschlugen und sie mit weißen Schnüren verbanden, setzte Haremhab die ersten Schiffe mit Soldaten und Steinblöcken in Bewegung.
    Immer mehr Menschen wurden jetzt gebraucht, und es herrschte ein Treiben, wie ich es noch nie vorher gesehen hatte. Es kam einem Wunder gleich, dass jeder, angefangen vom einfachsten Arbeiter bis hinauf zum obersten Bauleiter, wusste, was er zu tun hatte. Jeder Stein, jeder Balken und jedes Brett erreichten die richtige Baustelle, das richtige Haus. Ich hatte schon zuvor gesehen, wie Tempel emporwuchsen und Paläste errichtet wurden. Aber noch nie hatte ich bis dahin miterlebt, wie eine ganze Stadt, die sich von Norden nach Süden über zwölftausend Ellen erstreckte und in welcher einmal mehr als siebzigtausend Menschen leben sollten, aus dem absoluten Nichts entstand.
    Im Abstand von zwei Monaten fuhr ich nach Norden, um zu überprüfen, ob Pharaos Anweisungen wortgetreu ausgeführt wurden. Im Hafen von Achet-Aton herrschte lebhaftes Treiben. Die Schiffe, die schwer beladen von den Steinbrüchen im Norden und im Süden hierher kamen, wurden in kürzester Zeit von den Soldaten Haremhabs entladen. Sie und die ausländischen Arbeiter trugen in endlos langen Schlangen die Talatatblöcke auf den Schultern vom Fluss zu den Baustellen der Tempel. Es dauerte nicht lange, da hörte ich das Murren einzelner Soldaten, die sich durch diesen Frondienst, der sie mit Ausländern und Sklaven gleichstellte, erniedrigt fühlten. Ich sah aber auch die strahlenden Gesichter der Baumeister, die mir voll Stolz die jetzt rasch emporwachsenden Bauwerke zeigten.
    Allmählich konnte man das künftige Antlitz Achet-Atons erahnen.Auch der Palast, den ich mir und meiner

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