Im Land des Falkengottes. Echnaton
mir, als wir nach langen Wochen endlich wieder auf der Terrasse seines Palastes saßen.
«So kehrt hier in Waset unter der Priesterschaft Amuns wieder Ruhe ein, und andere Städte müssen nicht befürchten, dass bei ihnen eine ähnliche Unruhe gestiftet wird.»
«Ist dir der Preis dafür nicht zu hoch?» Ich wollte einfach nicht glauben, dass er die Pläne seines Sohnes so vorbehaltlos guthieß.
«Es ist noch keine drei Jahre her, als mein Sohn nach Süden zog, weil er dort eine Stadt errichten wollte. Wie dieses Vorhaben geendet hat, ist bekannt», war Amenis knappe Antwort.
«Glaubst du nicht, dass er es diesmal zu Ende führen wird? Glaubst du wirklich, er wird sich jetzt mit einigen Aruren bebauter Fläche zufrieden geben, um irgendwann alles stehen und liegen zu lassen und nach Waset zurückzukehren?»
Ameni sah mich fast mitleidig an, und ehe er seinen Becher hob, um ihn in einem Zug zu leeren, sagte er mehr zu sich selbst als zu mir: «Das glaube ich nicht nur, Eje, davon bin ich sogar fest überzeugt.»
Ich widersprach ihm nicht. Denn einen Grund, weswegen er Echnaton gewähren ließ, verschwieg er mir. Ich war mir sicher, auch diesen Grund zu kennen: Ameni wollte einfach seinen Frieden haben. Er wollte den Rest seines Lebens im Palast der leuchtenden Sonne in Ruhe verbringen. Er wollte von dort denAusblick auf Waset genießen, auf das von ihm allein zu jetziger Gestalt geformte Waset. Er wollte keinen Streit mehr mit Priestern, keinen Streit mit Fremdländern und schon gar keinen Streit mit seinem Sohn, wenn auch nur auf Zeit, denn von dessen Rückkehr in nicht allzu ferner Zukunft war er ja überzeugt. Vielleicht hoffte er auch insgeheim, Echnaton würde sein Vorhaben durchhalten, wenn er, Nimuria, nur laut genug seine Zweifel daran äußerte.
Echnaton hatte sich davon überzeugt, dass das Land, das er seinem Gott weihen wollte, von niemandem beansprucht wurde. Es gehörte zu keiner Zeit irgendeinem Gott oder einer Göttin. Es gehörte nie einem Herrscher oder einer Herrscherin. Keinem Menschen hatte es je zuvor gehört. So schien es, als ob Aton Tausende Jahre auf seinen Sohn Echnaton gewartet hatte, um sich ihm an dem Ort zu offenbaren, der nun der lebendigen Sonne geweiht werden sollte.
SIEBEN
Schaut Achet-Aton, von dem Aton wollte,
dass es ihm geschaffen werde
als Denkmal für seinen Namen
für alle Zeit!
E he Echnaton wieder an den Ort zurückkehrte, dem er den Namen Achet-Aton gegeben hatte, sollte noch ein Jahr vergehen. Es war ein Jahr unvorstellbarer Anstrengungen. Pharao bildete einen Planungsstab von zehn Männern, die nur ihm und mir als seinem Stellvertreter verantwortlich waren. Haremhab und ein weiterer Offizier namens Mahu waren dafür verantwortlich, fünftausend Soldaten auszuheben und zu gegebener Zeit in Chmenu zu sammeln. Aper-el und sein Schreiber warben die ersten Handwerker an, um mit ihnen nach Norden zu ziehen und um dort eine Arbeitersiedlung mit Schlachthof, Bäckereien und verschiedenen Werkstätten aufzubauen. Men und Bek waren ausschließlich für die Beschaffung von Sandstein verantwortlich. Der alte Schiffsbaumeister Nebenkemet, den alle nur Meru nannten, und sein Sohn Parennefer ließen in den Werften von Men-nefer und Waset die Flotte der Lastkähne überholen und ausbessern, wo es nötig war. Ahmose, der Kommandant der Division des Ptah zog mit fünfhundert Soldaten in den fernen Libanon, um von dort bislang ungekannte Mengen von Bauholz nach Ägypten zu bringen.
Neferchepru-hersecheper, den wir wegen seines umständlich langen Namens außerhalb offizieller Anlässe allgemein nur Cheper nannten, wurde vor allen anderen mit tausendfünfhundert Arbeitern, Sklaven sowie mit deren Aufsehern nach Achet-Aton geschickt. Die eine Hälfte von ihnen bereitete Zufahrtswege und eine provisorische Hafenanlage vor, die andere Hälfte begann mit der Herstellung von Lehmziegeln. Alles, was zwischen Chmenu und Masara im Süden von Achet-Aton an Nilschlamm angeschwemmt wurde, formten sie zu Ziegeln. Damit sich später keine Risse bilden konnten, wurde die Lehmmasse mit kurzgehacktem Stroh vermischt, dann in Holzrahmen geformt und eine Woche zum Trocknen in die Sonne gelegt. Im weiten Kessel von Achet-Aton bereitete Cheper zwölf Lagerstätten vor, wohin nubische und syrische Sklaven und ägyptische Gefangene auf einfachen Tragegestellen täglich Tausende und Abertausende Ziegel schleppten.
Im Stadtpalast von Waset arbeitete Echnaton mit seinen Architekten und
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