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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Baumeistern Tag für Tag fieberhaft an den Plänen der Stadt, ihrer Tempel und Paläste. Ich war erstaunt über die Geschwindigkeit, mit welcher sie vorwärts kamen. Dies lag daran, dass in der Vorstellung Pharaos die gesamte Anlage der Stadt im Grunde fertig gestellt war.
    Zu Beginn der Planung lag ein riesiger Papyrus vor uns, in dem nur der Flusslauf und die genaue Lage der Bergkette, die Achet-Aton im Osten umgab, eingezeichnet waren. Zunächst unterteilte Pharao das Gebiet von Achet-Aton in zehn Stadtteile und wies ihnen die wichtigsten Gebäude zu. Dann fertigten die Beamten Karten aller Stadtteile, zeichneten auf genaue Weisung Echnatons Straßen, Tempel, Paläste und Verwaltungsgebäude ein, und ließen in bestimmten Bezirken einzelne Flächen frei, damit dort die Großen des Landes nach eigenen Vorstellungen ihre Paläste errichten konnten. Nachdem dies geschehen war, ging Pharao mit seinen Baumeistern und Architekten jedes Gebäude gesondert durch, äußerte seine Wünsche und hörte sichihre Anregungen an. Für die einzelnen Stadtteile bestimmte Pharao je einen Baumeister und einen Architekten, damit sie dort die Oberaufsicht führten. Für die großen Gebäude waren je zwei Beamte und für die kleineren wiederum je einer verantwortlich.
     
    Es war wahrhaft nicht einfach, für die vielen Posten und Ämter, die es in Achet-Aton zu besetzen galt, die richtigen Männer zu finden. Das Leben in Waset war zu vollkommen. Wer aus einer der reichen, alteingesessenen Familien stammte, wer es im Laufe seines Arbeitslebens selbst zu Ansehen und Reichtum gebracht hatte und in Wohlstand lebte, welche Veranlassung sollte jener haben, dies alles aufzugeben, um einer ungewissen Zukunft entgegenzusehen? Wer also würde mit Echnaton ziehen wollen?
    Waren es nur die Machthungrigen, die glaubten, unter Nimuria nicht mehr weiter aufsteigen zu können, und die sich im Dienste des jungen Herrschers eine noch ruhmreichere Zukunft erhofften? Ja, sie waren es.
    Und es waren diejenigen, die hier nichts mit sich anzufangen wussten, die schon als junge Menschen satt waren und nur vom Reichtum und dem Ansehen ihrer Väter lebten. Und es waren die, die das Abenteuer suchten, ohne die geringste Vorstellung davon zu haben, was sie erwarten würde, die einfach nur weg wollten aus dem alten, selbstzufriedenen Waset.
    Es waren aber auch die Taugenichtse, die es hier nicht weit gebracht hatten. Die, die es nirgendwo zu etwas bringen, die aber überall hinlaufen, wo es etwas umsonst geben könnte, einen kleinen Posten, eine vage Hoffnung auf schnellen und bequemen Wohlstand oder gar auf Reichtum. Es waren die, die immer einen Mächtigen oder einen Reichen finden, der sie mitnimmt, der sie aufnimmt in die Kreise, wo sie gar nicht hingehören, wo sie laut auftreten, und aus welchen sie schnell wieder ausgestoßen werden. Es waren die Tagediebe.
    Echnaton ließ sich nicht belehren. Er hörte nicht auf mich, und er hörte erst gar nicht auf Aper-el. Er ließ unsere Warnungen, unsere Bitten und unser Flehen ungehört.
    «Wer bereit ist, die Botschaft Atons zu hören, wer bereit ist, mir zu folgen, der wird auch bereit sein, der Wahrheit zu dienen. Er wird in der Wahrheit leben. Ihr glaubt nur immer an das Schlechte im Menschen. Aton hat mir den Weg gezeigt, und ich bin es, der euch allen den Weg zeigen wird», waren seine Worte. Damals ließ ich mich von diesen Worten beruhigen. So, wie er mich und andere an sich und an seinen Glauben an Aton fesselte, wollte er auch alle anderen, die ihn nach Achet-Aton begleiteten, an sich fesseln. Welchen Grund sollte ich haben, an der Kraft seiner Worte zu zweifeln? Sah ich nicht, mit welcher Energie er an sein Werk ging, wie zielstrebig er uns voranschritt?
    Man erinnerte sich jetzt an meine Arbeiten aus meinen jungen Jahren, als ich für Nimuria das gesamte Steuerwesen Ägyptens neu geordnet und so mitgeholfen hatte, einen der Grundsteine für den großen Reichtum der Beiden Länder zu legen. So kam es, dass Echnaton die Planung für den gesamten zeitlichen Ablauf zur Errichtung Achet-Atons in meine Hände legte. Ich ordnete an, wie viele Arbeitskräfte insgesamt für den Bau der Stadt erforderlich waren. Ich bestimmte, wann die einzelnen Arbeitsgruppen nach Norden abkommandiert werden mussten, damit keine von ihnen der anderen müßig im Weg stand. Ich berechnete, wie viel Nahrung erforderlich war, um diese Menschen zu ernähren, und wann und wie die Nahrung herangeschafft werden musste. Ich legte die Zahl

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