Im Land des Falkengottes. Echnaton
beschwichtigte ihn mit der Hoffnung, dass sich sein Zustand gewiss bald bessern und die Braut mit ihm dann glückliche Tage verbringen würde.
Die Vorbereitungen für den Empfang und die Hochzeitsfeier waren inzwischen in vollem Gang. Waset und der Palast der leuchtenden Sonne schmückten sich, wie sie es immer getan hatten, wenn große Feste gefeiert wurden. Einen Tag vor dem Einzug der Prinzessin ritt Kelija seiner Herrin entgegen, um als Stellvertreter seines Königs die junge Braut dem Herrn der Beiden Länder anzuvertrauen. In der Stadt mehrten sich nun die Gerüchte über die Länge des Zuges, über die Zahl derer, die ihn begleiteten und über die Größe des Brautschatzes, den er mit sich führte. Das Staunen über all das wurde aber übertroffen durch das Staunen und das Lob aller über die angebliche Schönheit Taduchepas. Aus eigener Erfahrung wusste ich, dass vor Pharao kein ägyptisches Auge die Töchter fremdländischer Könige sehen durfte; umso mehr war ich über den Lobpreis ihrer Anmut und Schönheit erstaunt und konnte es selbst kaum erwarten, sie zu sehen.
Ameni berichtete mir von einer nahezu schlaflosen Nacht, während ihn seine Diener ankleideten, salbten und schminkten. Weil er nicht so schwer war wie die rot-weiße Doppelkrone, trug Nimuria den blauen Kriegshelm, den Chepresch. Auf seinen Schultern ruhte auch nicht ein schwerer Kragen aus Gold, sondern ein breiter Kranz aus Blütenblättern und bunt schillernden Federn der seltensten nubischen Vögel. Ein kostbar besticktes, aber leichtes Obergewand verhüllte seinen Körper, und Krummstab und Wedel trug er nicht selbst, sondern er ließ sie von zwei Soldaten auf Kissen vor sich hertragen. Weder die Fremden, nochdie ägyptischen Festgäste sollten sehen, wie krank Nimuria wirklich war. Deswegen wurde er auf einem Thronsessel, an dem Haltestangen befestigt waren, in feierlichem Einzug, begleitet von Wedelträgern, dem Sandalenträger und umringt von vielen Großen des Landes, in den Thronsaal getragen. So musste Ameni unter den Augen der Versammelten keinen Schritt gehen.
Unter dem Klang von Trompeten und Trommeln, zum Gesang eines hundertstimmigen Chors und unter den staunenden Ausrufen der Ägypter öffneten sich die gewaltigen Tore des Thronsaals: die Gäste aus Mitanni zogen ein. Zuerst kamen dreißig Soldaten und Adlige König Tuschrattas und warfen sich ehrfurchtsvoll vor dem Thron Nimurias nieder. Sie erhoben sich und bildeten ein festliches Spalier für die, die ihnen nachfolgten. Es waren die Hofdamen der Prinzessin, genau zweihundertsiebzig an der Zahl, die zu tanzähnlichen Bewegungen für ihre Herrin Blumen streuten. Ihnen folgte Kelija in einem farbenfrohen, prächtigen Gewand, wie es die Großen aus Mitanni zu solchen Anlässen zu tragen pflegten, und ihm folgte, umringt von zehn ebenso festlich gekleideten Hofdamen, die tief verschleierte Taduchepa.
Auch Kelija warf sich vor Pharao nieder, und nachdem er sich auf ein Zeichen des Wesirs wieder erhoben hatte, entrollte er ein Schriftstück und wandte sich mit lauter Stimme und nahezu fehlerfreiem Ägyptisch an den Herrn der Beiden Länder:
«Zu Nimuria, dem großen König, König von Ägypten, meinem Bruder, meinem Schwiegersohn, den ich liebe und der mich liebt, spricht also Tuschratta, der große König, König von Mitanni, Dein Bruder, Dein Schwiegervater, der Dich liebt: Mir ist Wohlbefinden. Meinem Bruder und meinem Schwiegersohn sei Wohlbefinden! Deinen Palästen, Deinen Frauen, Deinen Kindern, Deinen Leuten, Deinen Wagen, Deinen Pferden, Deinem Lande und allem, was Dir gehört, sei in hohem Maße Wohlbefinden! Meinem Bruder, den ich liebe, gebe ich als seine Frau meine Tochter Taduchepa. Mögen die Götter sie zu all demmachen, was mein Bruder begehrt. Ischtar wird vor ihr gehen und meinem Bruder großen Segen schenken und die höchste Freude. Und mein Bruder möge leben in Ewigkeit! Mane, den Boten meines Bruders, und Chane, seinen Übersetzer, habe ich in Freundschaft aufgenommen, wie es die Götter erfreut. Ich habe sie reich beschenkt und sie mit vielen Dingen froh gemacht, weil ihre Botschaft froh war. Was diese Männer anbetrifft, so habe ich Menschen, die so waren, niemals gesehen. Meine Götter und die Götter meines Bruders mögen sie schützen! Meine Halskette aus schönen Lasursteinen habe ich zum Geschenk für meinen Bruder gesandt. Und für hunderttausend Jahre möge sie auf dem Hals meines Bruders liegen!»
Als Kelija geendet hatte, erhob der Wesir
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