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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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gar nicht mehr sehen. Aber jetzt bist du ja endlich hier.»
    Ameni schloss für eine Weile die Augen, öffnete sie wieder und wandte sich den Ärzten zu: «Lasst uns jetzt allein! Eje weiß mit mir umzugehen. Und wenn es vorbei ist, kann auch er mir die Augen schließen.»
    Trotz seines Alters, trotz seines offenkundigen Leidens hatte er sich nicht geändert. Mit versteinerten Gesichtern, und doch sichtlich gekränkt verneigten sich die beiden Ärzte und schlichen wie Schlangen lautlos aus dem Raum.
    «Sei ehrlich, mein Freund», sagte er jetzt, und seine Stimme klang auffallend kräftiger als noch vor wenigen Augenblicken, «bist du von dir aus gekommen, oder hat dich deine Schwester geschickt?»
    Ich sah ihn kurze Zeit schweigend an, dann schüttelte ich ungläubig den Kopf, denn ich wollte nicht glauben, dass ihn das so beschäftigen würde, dass er es all dem anderen, was wir uns zu sagen hatten, voranstellte.
    «Meine Schwester, deine Große königliche Gemahlin Teje», begann ich jetzt betont langsam, «kam erst zu mir, nachdem ich dir längst geschrieben hatte, dass ich dich besuchen würde. Ich habe ihr aber versprochen, dass ich mit dir rede.»
    «Aber nicht jetzt», sagte er schnell und mit weit geöffneten, fast ängstlichen Augen. «Wenn man glaubt, mich wegen meines Alters und weil ich etwas kränklich bin, bevormunden zu können, dann täuscht man sich! Noch bin ich Pharao, bin Amenophis mer-chepesch! Aber jetzt Schluss damit!»
    Jetzt lachte er wieder zufrieden, denn er wusste, dass ich ihn wirklich in Ruhe lassen würde.
    «Erzähl mir von Achet-Aton», bat er mich jetzt leise und nachdenklich. «Ich bin mir nicht sicher, ob mir die anderen immer die Wahrheit sagen. Sind die Paläste, die Tempel dort schöner und prächtiger als die in Waset?»
    Er griff nach meiner Hand und drückte sie, wie es seine schwachen Kräfte noch zuließen. Mahnte dieser Druck den einst engsten Berater Pharaos, die Wahrheit zu sagen, oder flehte er damit den besten Freund an, die heimliche Hoffnung des Kranken nicht zu enttäuschen?
    Ich gab mir Mühe.
    «Der große Vorteil in Achet-Aton ist, dass vom ersten Ziegelstein an alles nach den Wünschen deines Sohnes geplant und gebaut werden konnte. Wir mussten auf nichts Bestehendes Rücksicht nehmen. Selbst Hügel ließen wir abtragen und Täler auffüllen, wo wir es für nötig hielten. So entstanden breite Straßen, wie ich in Waset nur eine kenne: die breite Sphingenallee zwischen den Heiligtümern von Waset. Aber auch unsere eigenen Paläste konnten wir anlegen, wie wir wollten. Platz gab es genug, und Echnaton machte keine Einschränkungen. Alles ist neu, wir konnten alle unsere Vorstellungen und jede Neuerung einbringen. Aber – und das ist einer der großen Nachteile von Achet-Aton – es ist eben alles sehr neu. Da ist nichts Gewachsenes, nichts Altehrwürdiges. Und in mancherlei Hinsicht wirkt es zu vollkommen. Ja, es ist ein riesiges, vollkommenes Kunstwerk im eigentlichen Sinn des Wortes: ein künstliches Werk.»
    «Also lieblos», wollte Ameni knapp festgestellt wissen, und wieder sah er mich hoffnungsvoll an.
    «Nicht lieblos, Ameni. Nicht lieblos. Beinahe wäre ich aber geneigt zu sagen: leblos. Das trifft es aber auch nicht. Hier in Waset gibt es einige Wohnhäuser, Kornspeicher und Verwaltungsgebäude, die hättest du schon längst gern abgerissen und durch etwas Neues ersetzt. Es geschieht aber nicht, aus welchen Gründen auch immer. Und so fügt sich hier Altes zu Neuem,muss sich Neues dem Alten fügen und zuletzt harmoniert doch alles, gibt ein Bild, das uns vertraut ist, das wir kennen, das wir mögen. Diese Vertrautheit ist es, die uns Waset zur wahren Heimat werden ließ. Und dein unvergleichlicher Geschmack natürlich, der nirgendwo übertroffen wird.»
    Das musste ich einfach sagen, das hatte er auch verdient, und er dankte es mir durch einen neuerlichen Druck seiner Hand.
    Dann erzählte ich ihm von den Palästen Echnatons, dem Nordpalast und dem Stadtpalast, erzählte ihm von meinem Haus und meinem Garten, und merkte gar nicht, dass er zwischenzeitlich eingeschlafen war.
     
    Wie ein Dieb schlich ich mich aus dem Zimmer und traf auf Acha und die beiden Ärzte, die geduldig gewartet hatten. Ich bat sie, mir in den daneben liegenden Thronsaal zu folgen.
    «An welcher Art von Krankheit leidet er?», fragte ich die Ärzte, während Acha die Wachen mit einem Wink seiner Hand anwies, die Türen zu schließen und draußen zu warten.
    «Es ist das Alter,

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