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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Gottesvater Eje, das den Guten Gott, er lebe, sei heil und gesund, niederbeugt», erklärte der Ältere von ihnen, machte dabei einen spitzen Mund und zog gleichzeitig die Augenbrauen bedeutungsvoll nach oben.
    «Das Alter», wiederholte ich, und der Spott in meinem Tonfall war wirklich nicht zu überhören. «Ich lebe lange genug, um zu wissen, dass die wenigsten Menschen an einer Krankheit namens ‹Alter› gestorben sind.» Ich sah sie erwartungsvoll an.
    «Es ist das Herz, Gottesvater Eje. Auch Ihr wisst, dass sich der Gute Gott zeit seines Lebens in keinerlei Hinsicht», und jetzt sah er zu Boden, «geschont hat. Seine Leibesfülle, bedingt durch den Wein und das viele, üppige Essen, ließ sein Herz frühzeitig altern, oder wenn Ihr das lieber wollt: schwach werden.»
    «Er hatte in den letzten Monaten schon zwei Schwächeanfälle erlitten», fuhr Acha jetzt fort, ohne abzuwarten, ob der Leibarzt noch etwas zu sagen gehabt hätte. «Zuletzt sackte er währendeiner Audienz für ausländische Gesandte vor aller Augen in sich zusammen.»
    Alle sahen sie jetzt mich schweigend an, als ob ich es war, der Hilfe, der einen Ausweg wusste. Ich beschloss, zumindest die kommende Nacht im Ankleidezimmer Nimurias zu schlafen. Mit spürbarem Widerwillen kamen die beiden Ärzte meinem Wunsch nach, und mir schien es, als verstanden sie mein Vorhaben so, als wollte ich ihre Künste überwachen oder mich gar einmischen. Ich wollte aber einfach nur in Amenis Nähe sein.
     
    In den kommenden vier Tagen besserte sich der Zustand Nimurias nicht wirklich. Tagsüber stand er für einige Stunden auf, saß mit mir auf der großen Terrasse des Palasts und redete jetzt auch mit mir bereitwillig über seine Absicht, die junge Prinzessin Taduchepa zur Frau zu nehmen.
    «Kannst du das denn nicht verstehen?», fragte er mich mit weit geöffneten Augen und einem zum Lachen bereiten Mund, «dass ich mich in meinem Alter wenigstens noch einmal an gerade erst reif gewordenen Früchten der Liebesgöttin Hathor erfreuen möchte? Ich möchte noch einmal junge Lippen küssen, die vielleicht anfangs ein wenig unbeholfen und widerborstig sind, nicht willens, alles zu geben, was sie vermögen, dann aber begierig nach allem schnappen, was sie erlangen können. Ich will den frischen Atem der Jugend riechen, in volles Haar greifen und mich an seiner Fülle, seinem Duft berauschen.»
    Sein Mund verzog sich jetzt zu einem breiten, zufriedenen Lächeln, seine Augen verkleinerten sich wieder zu den unverkennbaren mandelförmigen Schlitzen, und zu meiner Beruhigung wurde sein Atem auch etwas ruhiger. Dann beugte er sich ein wenig zu mir herüber, blickte kurz nach rechts, um abzuschätzen, ob der Wedelträger die nun folgenden Worte hören würde, dann griffen seine beiden Hände vor seinem Oberkörper ins Nichts, und er sagte leise: «Einmal noch die Brüste eines dieser zierlichen Wesen anfassen, sie liebkosen, die Hände an ihreHüften legen und im Hinuntergleiten fühlen, wie schlank und fest die Schenkel und die Beine einer Frau sein können.»
    Dann lehnte er sich wieder zurück und sah mich mit einem fragenden, herausfordernden Blick an. Als hätte ich diesen Blick nicht verstanden, fügte er noch hinzu: «Geht es dir nicht auch manchmal so, mein Freund?»
    «Wenn ich ehrlich sein soll: So oft ich eines von diesen wunderbaren Geschöpfen sehe, die du soeben beschrieben hast, Ameni. Tag für Tag. Aber das ist die eine Sache.»
    Jetzt war ich es, der seinem Gegenüber mit dem Stuhl etwas näher rückte, damit wir unbelauscht blieben. Ich stemmte meine Ellbogen gegen die Knie, faltete die Hände, legte meinen Kopf darauf und sah ihn erst für einen kurzen Augenblick schweigend an, um zu überlegen, ob ich es denn tun sollte oder nicht. Doch ich tat es.
    «Du hast vollkommen Recht, Ameni. Es gibt kaum etwas Wundervolleres als all das, was du gerade sagtest. Du bist der Gute Gott, der Herr der Beiden Länder, der Herr über die Welt. Gewiss, du kannst das machen. Aber wenn du schon weißt, wie sehr du Teje mit deiner Absicht kränkst, sosehr kränkst, dass sie dich und Waset weinend verlässt, reicht es dann nicht aus, diese Freuden bei einer von den vielen aus deinem Frauenpalast zu genießen? Hat sie jemals etwas dagegen einzuwenden gehabt?»
    «Die süßesten Früchte hängen in Nachbars Garten, hieß es früher in der Schule immer, oder nicht?»
    Das war seine ganze Antwort, aber die wenigen Worte, die er gesagt hatte, machten mir deutlich, worum es ihm

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