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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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seine Stimme und begrüßte die Gäste mit folgenden Worten:
    «Nimuria, der Herr der Beiden Länder, Sohn des Re, der die Gesetze dauern lässt und die Beiden Länder befriedet, der Herrscher von Waset, Amenophis mer-chepesch, grüßt seinen Bruder Tuschratta, den er liebt. Ihm sei Wohlbefinden! Er grüßt Taduchepa, die Tochter seines Bruders Tuschratta. Auch ihr sei Wohlbefinden. Allen Begleitern meines Bruders, allen voran dem vortrefflichen Kelija, sei Wohlbefinden! Sagt meinem Bruder: Ich danke Dir, dass Du mir Deine Tochter zur Frau gibst. Und ich danke Dir, dass Du mir Ischtar, Eure große Göttin gesandt hast, auf dass mein Leiden gelindert werde und ich lebe Millionen von Jahren. Bleibe mir in Freundschaft erhalten! Dies sagt Eurem Herrn, meinem Bruder Tuschratta, dem König von Mitanni.»
     
    Jetzt löste sich Taduchepa aus dem Kreis ihrer Hofdamen und wurde von Kelija über die zwölf Stufen vor den Thron Nimurias geführt. Pharao nutzte die Gelegenheit, als seine Braut auf die Stufen achten musste, damit ihm die Wedelträger zu seiner Rechten und Linken unauffällig halfen, sich aus dem Thronsessel zu erheben.
    Wir, die wir um den beängstigenden Zustand des Guten Gottes wussten, beobachteten dies angespannt und mit besorgter Miene und waren erleichtert, als wir die Stimme unseres Herrschers vernahmen: «Kija. Ich gebe Dir den Namen Kija.»
    Während er dies sagte, nahm er mit beiden Händen die unteren Enden des Schleiers, hob ihn hoch und warf ihn in einer Lässigkeit, die nichts von seiner Krankheit, von seiner Schwäche ahnen ließ, nach hinten und über den Kopf des jungen Mädchens. Mit geschlossenen Augen ließ Kija dies geschehen, dann hoben sich langsam ihre Lider, und zwei grünbraune Augen sahen in das freundliche, glücklich lächelnde Gesicht Amenis. An den unruhig zuckenden Muskeln seiner Wangen erkannte ich, dass er vor Aufregung immer wieder die Kiefer gegeneinander presste. Seine dunklen Augen huschten unruhig auf den zarten Gesichtszügen Kijas umher und hielten erst inne, als sich ihre Blicke trafen. Nimurias Lippen begannen zu beben und für einen Augenblick schien es mir, als rangen sie miteinander, damit sie die Worte hervorbrachten, die er an sie richten wollte. Im Saal herrschte jetzt eine unheimliche, angespannte Stille.
    «Jedes Wort, das die Schönheit, die meine Augen sehen, beschreiben wollte, wäre unvollkommen, so wie kein menschliches Wort die Liebe der Isis zu ihrem Gemahl beschreiben kann. Der Ruf Eurer Schönheit ist Euch weit vorausgeeilt, aber was ich sehe, übertrifft alles, was ich mir vorzustellen vermochte.»
    Dann tat er einen kleinen Schritt nach vorn, erfasste mit beiden Händen vorsichtig, ja geradezu ängstlich ihre Schultern, als fürchtete er, Kija ein Leid zuzufügen, zog sie ein wenig an sich heran und küsste schüchtern – kaum dass seine Lippen sie berührten – ihre beiden Wangen.
    Dann nahm er sie bei der Hand und führte Kija die wenigen Schritte zu ihrem Thron, danach wandten sich beide der Menge zu. Mit all der Kraft, die Amenophis verblieben war, sprach er:
    «Mit dem heutigen Tag ist Kija meine Gemahlin. Verehrt sie,wie es ihr gebührt, damit sie glücklich lebt in den Beiden Ländern und ihr ein Leben beschieden sei von Millionen von Jahren!»
    Ein froher und lauter Jubel setzte jetzt im Thronsaal ein, und die Hochrufe auf Nimuria und Kija, seine junge Gemahlin, wollten kein Ende nehmen. Jetzt hatte auch ich erstmals die Gelegenheit, Kija aus der Nähe zu betrachten. Sie war groß von Gestalt, und es waren vor allem ihre langen, schlanken Beine, die mir auffielen. Ihre Brüste waren wohlgeformt, nicht klein, aber auch nicht üppig. Ihr Hals war ebenso wie ihre übrigen Gliedmaßen schlank, und es war eine Freude, ihre glatte, helle Haut zu betrachten. Ihr natürliches Haar war unter einer Perücke mit abgestuften, schulterlangen braunen Haaren versteckt. Sie hatte volle Lippen, die gewiss weich waren und zu einem zärtlichen Kuss einluden. Darüber ragte ein kleines, schmales Näschen hervor, und selbst der etwas breite Kiefer tat der weiblichen Schönheit keinen Abbruch. Jetzt, als alles Volk ihr freudig zujubelte, errötete sie und blickte bescheiden und züchtig zu Boden. Sie war unvergleichlich zierlicher und lieblicher als Giluchepa, die Schwester ihres Vaters, die Nimuria vor vielen Jahren zur Frau genommen hatte und deretwegen er um des häuslichen Friedens Willen für Teje einen künstlichen See hatte anlegen müssen. Die Arme, die

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