Im Land des Falkengottes. Echnaton
Blütenblätter auf uns herab, und als wir auf der anderen Seite ankamen, erwartete uns der gesamte Hofstaat Pharaos, alle Mächtigen des Landes, Priester und Soldaten und viele ausländische Gesandte. Die Menschen hier riefen jedoch nicht laut, denn das hätte ihr Stand nicht zugelassen. Sie verneigten sich mehr oder weniger ehrfurchtsvoll, während von den Mauern dieses Hofes ein Schrecken erregender Trommelwirbel zu hören war.
In der Mitte des Hofes hielten wir an und stiegen von den Wagen. Der Wesir Ptahmose stieg die Steintreppe herab, verneigte sich ehrfurchtsvoll und bat uns, ihm in den Audienzsaal zu folgen. Ich war etwas überrascht, weil ich damit gerechnethatte, dass uns Pharao selbst hier im Freien mit großem Aufwand und vor aller Augen empfangen würde, so wie einst, als ich mit Merit, Acha und Iset von Babylon zurückkehrte.
Als wir den Audienzsaal betraten, war ich noch mehr erstaunt, denn er war fast leer. Nimuria und Teje saßen zwischen vier Wedelträgern auf ihren Thronen, und Prinzessin Sitamun saß vor ihnen auf einer Stufe.
«Seid nicht enttäuscht, meine Lieben», rief uns Ameni entgegen, als wir uns dem Thron näherten. Weil es ein offizieller Empfang vor Pharao war, wollten Ti, Nofretete und ich uns gerade niederwerfen, als uns Nimuria zuvorkam und sagte: «Lasst das! Nicht jetzt! Was glaubt ihr, warum wir allein hier sind?»
Er erhob sich und kam uns entgegen. Zuerst umarmte er Nafteta so herzlich und so fest, als wäre sie seine Tochter, die ihren Vater für immer verlässt.
«Ich habe mich so sehr auf diesen Tag gefreut, meine Schöne. Mit dir wird meine Familie nicht nur größer, sondern noch reicher! Werde glücklich mit meinem Sohn, und sorge dich um ihn!»
Dann umarmte er seinen Sohn ebenso herzlich und sagte zu ihm: «Ich wünsche euch beiden alles Glück der Erde, mein Sohn. Werdet glückliche und zufriedene Eltern, so wie es deine Mutter und ich immer gewesen sind. Höre auf das, was Nafteta sagt, denn ich möchte immer voller Stolz sagen können, dass ihr meine Kinder seid.»
Während Teje die beiden begrüßte und sie beglückwünschte, wandte sich Ameni mir zu.
«Enger können unsere Bande nicht mehr werden, Eje. Hättest du vor fünfundzwanzig Jahren gedacht, dass deine Tochter einmal Große königliche Gemahlin sein wird?»
«Und das alles nur, weil mich damals dein Bruder Amenemhet ins Wasser geworfen hat und du mit mir Mitleid hattest», scherzte ich, um die Tränen der Rührung, die jetzt in meine Augen stiegen, zu unterdrücken.
«Ach, ich weiß nicht, Eje, ob es nur daran lag. Wir hätten uns gefunden, da bin ich mir sicher.»
Dann umarmte er Ti und sagte zu ihr: «Meine liebe Ti! Was müssen dich alle Frauen Ägyptens um deinen Mann beneiden! Obwohl er immer so viel gegessen und getrunken hat wie ich, sieht er noch immer aus wie ein junger Mann. Und da behauptet man, in unserem Land würde Maat herrschen!»
Die Bemerkung Amenis ließ mich doch etwas erschrecken, und gespannt wartete ich auf Tis Antwort.
«Wenn ich mir über alle Frauen Ägyptens, die meinen Mann bewundern, Gedanken machen würde, könnte ich wahrscheinlich kein Auge mehr zu tun. Ich versuche es erst gar nicht und freue mich, wenn ich ihn sehe.»
Dann ergriff wieder Pharao das Wort und sagte mit ernstem Gesicht zu mir: «Eje, mein Sohn wünscht deine Tochter Nofretete zur Frau zu nehmen. Findet dieser Wunsch dein Einverständnis?»
Ich nickte kurz und antwortete dann ganz förmlich: «Ja, Majestät! Ich bin glücklich und stolz zugleich, dass meine Tochter die Frau Eures Sohnes wird. Mögen sie glücklich werden!»
«Ihr habt auch mein Einverständnis, Amenophis und Nofretete. So geht und gründet eure eigene Familie. Teje und ich wünschen euch alles Glück und der Götter Segen», schloss Nimuria die kurze Zeremonie, und nochmals umarmten wir uns alle.
Dann wies Nimuria mit der Hand auf den Ausgang, und jetzt erst verstand ich, was er vorhatte. Der Wesir ging voraus, ihm folgten zwischen den Wedelträgern das königliche Paar und die Prinzessin, dann verließen Prinz Amenophis und Nafteta den Saal, zuletzt Ti und ich.
Als Ptahmose das Freie erreicht hatte, rief er mit lauter Stimme: «Der Herr der Beiden Länder, Horus, Erschienen in Wahrheit, Nimuria, Herr über alle Fremdländer, Sohn des Re, Amenophis! Werft euch nieder!»
Wir standen auf dem obersten Absatz der Treppe, und untenauf dem Hof lag alles, was in Ägypten Rang und Namen hatte, vor uns im Staub.
Da flüsterte Ameni
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