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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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mir und Nafteta zu: «Seht ihr, diesen Anblick hättet ihr nicht gehabt, wenn ich euch hier draußen empfangen hätte.»
    «Erhebt euch», erschallte wieder die Stimme des Wesirs, und ich konnte nur zu gut die wenigen neidischen und wutverzerrten Gesichter sehen, als sich die Menge vor uns erhob und mich und meine Tochter zwischen der königlichen Familie erblickte. Ich war daran gewöhnt, Nafteta bemerkte nichts davon. Aufgeregt und schüchtern lächelnd sah sie in die Gesichter der doch meist fröhlich jubelnden Menschen, bis der Wesir seinen Arm erhob und sofort alle schwiegen. Dann sprach Pharao:
    «So höre denn, Volk von Ägypten, und freue dich: Der Thronfolger Amenophis, Sohn Meiner Majestät und der Großen königlichen Gemahlin Teje, und Nofretete, die Tochter Ejes, des Einzigen Freundes Meiner Majestät, werden ab heute zusammenleben als Mann und Frau. Der Götter Segen sei mit ihnen!»
    Jetzt erst brach richtiger Jubel los, begleitet vom Schall der Posaunen und vom ohrenbetäubenden Lärm der Trommeln auf den Palastmauern und -türmen .
    Nimuria gab Teje und den Wedelträgern ein Zeichen, und zu mir rief er: «Lass uns gehen! Sie sollen den Jubel allein und als den ihren genießen!»
    Ich nickte nur kurz, wandte mich meinem Schüler zu und rief ihm zu: «Bleibt ihr noch hier. Wir erwarten euch im Thronsaal!» Dann folgte ich dem Königspaar in das Innere des Palastes.
    «Wie sich die Dinge manchmal wiederholen», dachte ich bei mir, denn ich musste erneut an meine Heirat mit Merit denken. Es war im Palast von Waset gewesen, als uns Nimuria und Teje ebenfalls auf der Palasttreppe stehen ließen, damit wir allein den Jubel und die Hochrufe der Menge genießen konnten. Es waren oft diese Kleinigkeiten, die Amenophis als Freund auszeichneten,die ihn so liebenswert machten. Niemand hätte Anstoß daran genommen, wären er und Teje damals neben dem jungen Paar stehen geblieben. Aber im Nachhinein, wenn man über sein Handeln nachdachte, wurde diese kleine Geste zu einem Zeichen seiner Größe. Er sprach freilich nie über solche Dinge und wollte auch nicht darauf angesprochen werden. «Lass das», hätte knapp und fast unwirsch seine Antwort gelautet.
     
    Die Heirat des Thronfolgers war kein Fest für das ganze Volk, wie es die Thronbesteigung, das Opetfest oder das Sedfest, die Feiern zum dreißigjährigen Jubiläum eines Herrschers, waren. Hier feierte nur der Palast, die Großen der Beiden Länder und die ausländischen Gesandten. Etwas anderes wäre es gewesen, wenn der Prinz schon Mitregent gewesen und seine Frau gleichzeitig zur Großen königlichen Gemahlin erhoben worden wäre.
    Die Gäste strömten jetzt zum Klang Hunderter Flöten, Oboen, Harfen und kleiner Trommeln in die Palaststadt. Nimuria legte Wert darauf, dass sie alle erst durch einige Räume des Palastes gehen mussten, ehe sie die königlichen Gärten erreichten. So sahen sie all die Pracht, mit welcher sich Pharao umgab. Es gab Säle mit den feinsten und kostbarsten Götterstatuen aus allerlei Gestein, aus Holz, mit Gold überzogen und mit Edelsteinen besetzt. Säle, in welchen all die Felle der Löwen lagen oder an den Wänden hingen, die Nimuria getötet hatte, und es waren weit über hundert. Dort hingen auch die Trophäen all der anderen Tiere, die er erlegt und mit nach Waset gebracht hatte: gebleichte Schädel mit den Hörnern von Steinböcken, Kudus, Säbelantilopen, Oryx und auch jenes Buschbocks, dessen Hörner einst nach der Schlacht gegen das elende Kusch im fernen Äthiopien meinen Leibdiener Senu durchbohrten, nachdem sich Senu vor Pharao gestellt und ihm so das Leben gerettet hatte. Es gab einen Saal, an dessen beiden Längswänden nur die Schädel und Schweife von sechsundsiebzig Wildstieren hingen,die von Amenis Hand starben. Der weit größere Teil aber befand sich im Palast von Merwer in der Oase Fajum. Allein dort hingen einhundertvierzig Schädel und Schweife von Wildstieren!
    All dies, die Pracht der Farben an den Wänden und Fußböden, die Blumensträuße und -gebinde , die kostbaren Möbel in jedem der zahlreichen Räume, ließen die Gäste Pharaos und des Prinzen nicht aus dem Staunen herauskommen. Im Gegensatz zum Vorabend fand hier nur ein Teil des Festes in den königlichen Gärten statt. Nimuria hatte die Art der nächtlichen Beleuchtung erstmals in meinem Garten gesehen, und in der Kürze der Zeit war es selbst Pharao nicht möglich, ein Fest gänzlich umzuplanen. Deswegen fanden nach Einbruch der Dunkelheit

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