Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land des weiten Himmels

Im Land des weiten Himmels

Titel: Im Land des weiten Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Wolfe
Vom Netzwerk:
einfach nur Glück gehabt. Wer wünscht sich das nicht? Einen Mann, den man liebt und der einem jeden nur erdenklichen Wunsch erfüllt. Ist das nicht wunderbar?« Hannah stiegen Tränen in die Augen, während den Husky die Heiraterei offensichtlich nicht interessierte und er lediglich gestreichelt werden wollte und ihre Worte wohl nur als Geräuschkulisse wahrnahm.
    »Ich könnte stundenlang von unserer Hochzeit erzählen, Hannah«, fuhr sie dennoch fort. »Stell Dir vor, wir haben im großen Ballsaal des Pennsylvania geheiratet, mit über zweihundert Gästen, und alle hatten Tränen in den Augen, als wir uns die Ringe ansteckten. Meine Eltern waren sprachlos vor Glück, sie freuten sich wahnsinnig für mich und wagten sich später sogar auf die Tanzfläche. Ich bin sicher, mein Vater trat meiner Mutter mehrmals auf die Füße. John hat ihnen ein Haus zur Verfügung gestellt und wird auch in ihren Laden investieren. Vater wollte sich erst nicht helfen lassen, Du kennst ihn ja, er will immer alles allein schaffen, aber Mutter konnte ihn überreden. Ohne Starthilfe kommt man in diesem Land nicht weit, vom Tellerwäscher zum Millionär, wie manche sagen, schaffen es nur ganz wenige aus eigener Kraft. Du wärst ohne die Einladung Deines Onkels vielleicht auch nicht nach Alaska gekommen. Wirft die Goldmine denn auch was ab?«
    Hannah wandte sich wieder an den Husky, der noch immer keine Anstalten machte, ihr zuzuhören. »Wenn die wüsste, dass Onkel Leopold wahrscheinlich gar nicht mehr lebt und ich jetzt ein Roadhouse betreibe«, sagte sie zu ihm. »Ohne den Kredit und das Geld unseres ersten Gastes hier ständen wir lange nicht so gut da.«
    »Ich arbeite längst nicht mehr im Büro«, schrieb Clara weiter. »Ich kümmere mich inzwischen um Johns Hilfsfonds, mit dem er bedürftige Familien unterstützt, und darf am Thanksgiving Day zum ersten Mal den großen Wohltätigkeitsball organisieren, der ebenfalls im Pennsylvania stattfinden wird. Drück mir die Daumen, dass ich das schaffe. Es ist eine große Aufgabe für mich.«
    Im weiteren Verlauf des Briefes schrieb Clara über alle möglichen Berühmtheiten, die sie bereits während ihrer kurzen Verlobungszeit, vor allem aber auf der Hochzeitsfeier kennengelernt hatte, den Bürgermeister, den Polizeichef, einen Hersteller von Automobilen, einen Neffen der Vanderbilts und dann natürlich die Autoren seines Verlagshauses. »Sogar mit F. Scott Fitzgerald und seiner Frau Zelda bin ich jetzt bekannt. Es war eine denkwürdige Feier, die ich wohl nie in meinem Leben vergessen werde. Ich weiß, Du machst Dir nicht viel aus Berühmtheiten und reichen Leuten, und Du hättest Dich auf der Feier vielleicht sogar gelangweilt, aber der Kuchen hätte Dir bestimmt geschmeckt, darauf gehe ich jede Wette ein. So etwas Gutes habe ich noch nie gegessen.«
    Hannah überflog den Rest des Briefes, in dem es vor allem um den neusten Klatsch aus New York ging, für den sie sich nie sonderlich interessiert hatte, die Absätze würde sie später genau studieren. Den letzten Absatz las sie wieder laut: »Vielleicht traust Du meinem Glück nicht, liebe Hannah, ich kann es selbst kaum fassen. Zumal alles so schnell ging. Aber ich verspreche Dir, dass ich es mit beiden Händen festhalten und alles dafür tun werde, dass es mir erhalten bleibt. ›Es genügt nicht, sich auf den anderen zu verlassen, wenn man eine gute Beziehung führen will‹, gab uns der Pfarrer mit auf den Weg, ›man muss ständig daran arbeiten und auf Gott vertrauen, wenn einem das Glück erhalten bleiben soll.‹ Ich wünsche Dir, dass auch Du Dein Glück findest, Hannah. Ich weiß, dass es irgendwo einen wilden Burschen gibt, der es wagt, sich mit einer selbstbewussten Frau wie Dir einzulassen. Mach es den Männern nicht so schwer, Hannah! Gib ihnen eine echte Chance, sonst läufst Du noch in zwanzig Jahren ledig durch die Gegend. Suche Dir einen Burschen und halt ihn fest! Schreibe mir bald! Ich bin wahnsinnig gespannt darauf zu erfahren, wie es Dir im hohen Norden geht. Und vergiss nicht: Wenn Du einen Mann kennenlernst, will ich alle Einzelheiten wissen. Deine beste Freundin Clara.«
    Hannah faltete den Brief zusammen und blickte in die Ferne. Ohne dass sie es merkte, tätschelte sie den Husky. »Hast du eine Ahnung, was ich hier schon alles erlebt habe, Clara! Ich hab den Burschen, von dem du schreibst, schon zweimal am Wickel gehabt und ihn jedes Mal wieder von mir gestoßen. Ich weiß nicht, ob er der Richtige ist. Ich

Weitere Kostenlose Bücher