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Im Land des weiten Himmels

Im Land des weiten Himmels

Titel: Im Land des weiten Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Wolfe
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aus dem Haus kam und Bannister seine Tasche reichte.
    »Vielen Dank, Mr Pearlman und gute Reise«, sagte Hannah. Seine Zimmerrechnung hatte er bereits am frühen Morgen bezahlt. »Und richten Sie Ihrem Chef aus, er möchte sich die Sache noch mal überlegen, Sie wissen, warum.«
    Er ging nicht darauf ein. »Auf Wiedersehen, Ma’am.«
    Sie war erleichtert, als die Maschine endlich abhob und in den verhangenen Himmel aufstieg. Zufrieden lächelnd lief sie zum Haus zurück. »Hast du das gehört?«, rief sie dem Husky zu. Captain hatte es sich neben dem Schaukelstuhl bequem gemacht. »Frank kommt uns besuchen. Er hat unsere Route übernommen. Ich hab ihn wohl doch nicht vergrault. Ist das nicht wunderbar?«
    Captain machte nicht den Eindruck, als würde ihn die Meldung sonderlich beeindrucken, er hob nicht einmal den Kopf. »Vielleicht hast du recht«, sagte sie, »ich sollte mich nicht zu früh freuen. Wer weiß schon, ob er der Richtige für mich ist? Bis jetzt gab’s immer eine böse Überraschung, wenn wir zusammen waren. Nun ja …, nicht immer, aber das letzte Mal hätte mich sein Leichtsinn beinahe den Kopf gekostet. Und einem solchen Mann trauere ich hinterher? Zum Teufel wünschen sollte ich ihn.« Sie erhob sich lachend, um Pearlmans Zimmer in Ordnung zu bringen und die Bettwäsche zu waschen, wohl wissend, dass sie Frank niemals zum Teufel wünschen würde. Noch einmal würde sie das Band, das sie beide vereinte, nicht zertrennen.
    Umso länger und beschwerlicher wurden ihr die folgenden Tage. Weder fand sie die Kraft, zu den Indianern zu gehen, wie sie es versprochen hatte, noch gelang es ihr, sich auf die Hausarbeit zu konzentrieren. Sie widmete sich dem Gemüsegarten, erntete Obst, von dem sie Marmelade kochen wollte, ertappte sich aber ständig dabei, innezuhalten, um zu lauschen, ob irgendwo in der Ferne ein Flugzeugmotor brummte, oder den Himmel nach einer roten Jenny abzusuchen. Alles vergebens. Nichts geschah, ein Tag verging wie der andere, und selbst das Wetter blieb so, wie es war. Bedeckter Himmel, gelegentlich ein paar Regentropfen, frischer Wind aus Südosten.
    Nicht einmal der Häuptling ließ sich blicken. Wenn sie morgens das Haus verließ und dem Husky sein Fressen brachte, war die Veranda leer, und an der Anlegestelle schaukelte lediglich ihr Ruderboot auf den leichten Wellen. Hannah war einsam. Um nicht mit sich selbst zu reden, hielt sie Captain Vorträge. Sie erklärte ihm, dass es an der Zeit sei, sich langsam wieder in Form zu bringen. »Du hast lange genug gefaulenzt«, sagte sie. »Von dem bisschen Mäusejagen werden deine Muskeln auch nicht stärker. Du solltest viel mehr in der Gegend herumspringen, oder willst du erst los, wenn es geschneit hat?«
    Captain kümmerte sich wenig um ihre Ratschläge, schreckte erst hoch, als dumpfer Hufschlag in der Ferne zu hören war und Buddy Hyman auf seinen Maultieren und mit zwei Packtieren im Schlepptau vor der Veranda erschien.
    »Morgen, Missy!«, grüßte der Postreiter. »Lange nicht gesehen.«
    »Buddy!« Sie freute sich, den Postreiter wiederzusehen. »Wie wär’s mit einem kräftigen Frühstück? Ich hab Pfannkuchen mit Sirup und frische Brötchen im Ofen.« Sie öffnete die Tür und wartete, bis Hyman seine Maultiere an einen Balken gebunden hatte, und die Veranda betrat. Er wirkte sehr ernst. »Sie sehen so aus, als könnten Sie einen starken Kaffee vertragen.«
    »Das ist wahr.« Er folgte ihr ins Haus und setzte sich an einen der runden Tische. Die neuen Tischdecken und Vorhänge nahm er kaum wahr. »Wenn wir nicht dieses blödsinnige Gesetz hätten, würde ich sagen, mit einem kräftigen Schuss Whiskey.« Er nahm seinen Hut ab und zog seine Handschuhe aus. »Sie haben mich zum alten Eisen geworfen … Wie ich es vermutet hatte.«
    Sie brachte ihm einen Becher Kaffee. »Ich weiß … Ich hab’s von Bannister erfahren. Aber deswegen sind Sie noch lange nicht aus dem Rennen. Im Winter ist die Post noch auf Sie angewiesen, da streiken die Flugzeuge.«
    »Zwei Jahre vielleicht … Höchstens drei. Und was mache ich dann?«
    »Dann züchten Sie Huskys oder eröffnen eine Cowboy-Kneipe in Fairbanks und erzählen den Leuten, wie wild es im letzten Jahrhundert in Texas zuging.« Sie kehrte lächelnd in die Küche zurück. »Na, was sagen Sie zu den selbstgebackenen Biskuits?«
    Anerkennend hob er die Augenbrauen. »Mit viel Sirup«, bat er. »Und noch Kaffee, wenn Sie haben.«
    »Ich muss mich noch bedanken«, sagte sie, als sie ihm

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