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Im Land des weiten Himmels

Im Land des weiten Himmels

Titel: Im Land des weiten Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Wolfe
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kommen dutzende Holzfäller ins Tal, errichten ein Camp, gießen sich jeden Abend mit Alkohol voll, weil hier draußen sowieso niemand kontrolliert, und vergreifen sich an unschuldigen Indianerfrauen.«
    »Solche Übergriffe werden die Vorarbeiter zu verhindern wissen.«
    »Das dachte man bei den Goldgräbern auch. Wenn nur das Geringste passiert, kommt es zu Mord und Totschlag, und mich wird man dafür verantwortlich machen, dass es so weit gekommen ist. Die Indianer werfen mir jetzt schon vor, dass ich mit den bösen Geistern im Bunde bin, und Sie … Sie hält man für einen gemeinen Lügner!«
    »Ich habe meinen Auftrag nicht Ihretwegen oder wegen der Indianer geheim gehalten, Ma’am. Uns geht es vor allem darum, Spekulationen zu verhindern. Sobald bekannt wird, dass wir eine bestimmte Gegend im Auge haben, tauchen von allen Seiten gierige Banker und Grundstücksmakler auf, die an uns verdienen wollen. Es würde mich nicht wundern, wenn diese Typen jetzt schon Wind von unseren Absichten bekommen hätten, ganz verhindern kann man das natürlich nie, aber wir wollen es zumindest versuchen. Die Geheimhaltung war also nicht gegen Sie oder diese … Wilden gerichtet.«
    »Die Indianer haben Angst, das kann man ihnen doch nicht verdenken.«
    »Es wird keine Übergriffe geben, Ma’am.« Er blickte auf den Husky, der an einem der Bäume sein Bein hob. »Außerdem steht noch gar nicht fest, dass wir in dieser Gegend abholzen. Das wird Mr Farnworth selbst entscheiden, sobald er meine Berichte gelesen hat. Ich nehme an, er will sich die Gebiete, die infrage kommen, auch selbst einmal ansehen. Er ist ein sehr gewissenhafter Unternehmer und macht sich gern persönlich ein Bild von der Lage.«
    Hannah stutzte. »Farnworth? Joseph Farnworth?«
    »Sie kennen ihn?«
    »Ja, ich kenne ihn.« Ausgerechnet Joseph Farnworth, der Unternehmer, den sie im Zug nach San Francisco getroffen hatte, würde Hannahs neues Leben ruinieren. »Er will selbst kommen?«
    »Es würde mich nicht wundern. Er versteht sehr viel von Holz.«
    Aber nicht von Indianern, dachte sie und beschloss, dem Unternehmer ordentlich die Meinung zu sagen, falls er tatsächlich zum Gold River kam. Wenn sie auch bezweifelte, dass sie es schaffen würde, ihn umzustimmen.

28
    Am nächsten Morgen war sie gerade dabei, das Geschirr abzuräumen, als das vertraute Motorengeräusch eines Flugzeugs sie aus dem Fenster blicken ließ. Eine rote Jenny erschien über dem Fluss und setzte zur Landung an. »Frank!«, flüsterte sie. Für einen Augenblick erfüllte grenzenlose Freude sie. Doch schon während sie die schmutzigen Teller in der Küche absetzte, fiel ihr ein, dass Bannister die gleiche Maschine flog und ja Pearlman abholen würde, und sie erinnerte sich schaudernd daran, wie er gegen ihren Willen am Wasserfall gelandet war und versucht hatte, sie zu vergewaltigen.
    Mit klopfendem Herzen beobachtete sie, wie der Pilot die Maschine auf dem Wasser aufsetzte. Aus der Ferne war nicht zu erkennen, wer am Steuerknüppel saß. Ihre Gefühle schwankten zwischen verhaltener Hoffnung und aufkeimender Panik und waren so zwiespältig, dass sie sekundenlang zu keinem klaren Gedanken fähig war. Dann kehrte sie entschlossen ins Wohnzimmer zurück. Ohne ein Wort mit Pearlman zu wechseln, der sie neugierig beobachtete, griff sie nach ihrem Gewehr und lief zur Anlegestelle hinunter.
    Schon an der Art, wie er aus dem Cockpit kletterte, erkannte sie Clyde Bannister. Unwillkürlich richtete sie das Gewehr auf ihn. »Kommen Sie mir nicht zu nahe!«, hörte sie sich sagen und erschrak im selben Moment über ihre Worte.
    »Wollen Sie mich umbringen?«, fragte Bannister. Seine Stimme klang nicht so spöttisch wie sonst, eher ein wenig gequält. Als er seine Lederkappe abnahm, erkannte sie auch, warum. Sein linkes Auge war blau verfärbt, über seiner Nase klebte ein Pflaster. »Ihr Freund hat es schon versucht. Ich hätte ihn anzeigen sollen, diesen Verrückten. Woher sollte ich denn wissen, dass der verdammte Kerl Sie als sein Eigentum betrachtet?« Er griff sich an die lädierte Nase. »Ich hab ihm auch die Route in die White Mountains überlassen, obwohl die Post sie zuerst mir geben wollte. Keine Angst, ich komme nur noch dieses eine Mal, und dann sind Sie mich für immer los!«
    »Hoffentlich«, sagte sie ohne einen Funken Mitleid. Der Gedanke, dass Frank sich für sie geprügelt hatte, erfüllte sie mit einem gewissen Stolz.
    Sie nahm das Gewehr herunter und war froh, als Pearlman jetzt

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