Im Land des weiten Himmels
schon dabei war, die Spagetti auf die Teller zu geben, verstummten die Axtschläge, und Frank kehrte ins Haus zurück. Unwillkürlich hielt sie den Atem an. Sie rührte weiter in dem Soßentopf und drehte sich nicht um, als er die Küche betrat. Sein Atem ging schnell.
»Hey, das riecht gut«, hörte sie ihn sagen. Seine Arme legten sich um ihre Hüften und liebkosten sie zärtlich. »Ich komme um vor Hunger.«
»Ich hoffe, du magst Spaghetti mit Tomatensoße.«
»Meine Leibspeise.« Sie wandte sich zu ihm um, den Löffel noch immer in der Hand. Es machte ihr nichts aus, dass Tomatensoße auf den Boden tropfte. »Ich liebe dich, Frank, und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als mit dir zusammen zu sein, aber es darf nicht zwischen Tür und Angel passieren. Ich möchte, dass es ein ganz besonderer Augenblick für uns beide wird. Verstehst du das, Frank?«
Er küsste sie zärtlich. »Na, was meinst du, bin ich nicht ein grundguter, geduldiger Kerl?«
Sie löste sich sanft von ihm und gab die Tomantensoße auf die Spagetti. Das Essen roch verlockend. »Ich meine, dass du mir eine Menge Arbeit durch deine Holzhackerei abgenommen und eine zweite Coca-Cola verdient hast.«
»Und einen Kuss«, erwiderte er und zog sie zu sich heran.
22
Hannah schlief allein in ihrem Zimmer. Nach einem sanften Gutenachtkuss blieb Frank im Wohnzimmer und machte es sich auf der Bank bequem.
In einem Strudel aus Gedanken schlief Hannah ein. Ihre Träume waren wirr, und sie wälzte sich von einer Seite auf die andere und stöhnte im Schlaf. Sein Bild stand selbst im Traum vor ihr, sein dunkles Haar, seine blitzenden Augen, sein muskulöser Körper, schweißbedeckt von der anstrengenden Arbeit. »Nun stell dich nicht so an«, hörte sie ihre Freundin Clara sagen, »du willst ihn doch bei dir haben! Warum quälst du dich so? Du liebst ihn, und er liebt dich, was gibt es da lange zu überlegen? Sag bloß, du willst dich für die Hochzeitsnacht aufsparen? Das haben unsere Eltern getan. Wir dagegen leben in den Goldenen Zwanzigern.«
Es war bereits nach Mitternacht, als sie durch ein leises Knarren geweckt wurde. Frank war aufgestanden und kam die Treppe hoch! Was sollte sie ihm bloß sagen? Durfte sie ihn noch einmal abweisen, oder würde er in seine Maschine steigen und für immer aus ihrem Leben verschwinden, wenn sie ihn aus dem Zimmer schickte? Das Knarren kam näher, gleich würde er die Tür öffnen, ein starker und muskulöser Mann, ein verwegener Pilot, von dem andere Frauen nur träumen durften, und sich zu ihr legen. Er würde seine starken Arme um sie schlingen und sie küssen, zuerst zärtlich, dann immer leidenschaftlicher, das Mondlicht würde sich in seinen Augen spiegeln, bis sich ihre Körper fanden und sie erfuhr, was wahre Liebe war.
Sie hielt den Atem an und starrte wie gebannt auf den Türknauf. Nichts geschah. Stattdessen setzte das Knarren wieder ein, wurde immer leiser, bis es schließlich ganz verstummte. Beinahe war sie ein wenig enttäuscht, dass er nicht hereingekommen war und sie einfach verführt und die Sache ein für alle Mal entschieden hatte. Sie drehte sich um und schloss die Augen, schlief endlich vor Erschöpfung ein.
Am nächsten Morgen weckte der Duft von frisch gebrautem Kaffee Hannah. Sie wusch sich und zog sich an, steckte ihre Haare zu einem Knoten hoch und ging ins Wohnzimmer hinunter. Frank hatte seine Decke weggeräumt und saß bereits am gedeckten Tisch. Er hatte Kaffee gekocht und hielt aufgewärmte Biskuits für sie bereit. Sie umarmte ihn strahlend und sagte: »Und du bist doch ein Kavalier! Danke für heute Nacht. Wo hast du denn die her?«
»Die hatte ich in meinem Proviantbeutel.« Er küsste sie sanft und verriet ihr mit seiner Zunge, dass er bereits eines der süßen Teilchen verspeist hatte. Seine Augen blitzten verwegen. »Das nächste Mal komme ich dich besuchen, ob du willst oder nicht! Oder möchtest du, dass ich dein ganzes Haus zu Kleinholz schlage?«
»Ist es so schlimm?«
»Du hast ja keine Ahnung!«
Die Biskuits schmeckten großartig, obwohl sie nur aufgewärmt waren, und der Kaffee war so stark, dass ihr Herz schon nach wenigen Schlucken schneller zu schlagen begann. Oder lag es an seiner Nähe? Je länger sie zusammen waren, desto aufregender fand sie ihn, ein Gefühl, das ihr in diesem Ausmaß fremd gewesen war. War das wirklich Liebe? Nicht nur Sehnsucht und Verlangen? Hatte sie sich ausgerechnet in einen unsteten Draufgänger verliebt?
»Wann musst du wieder
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