Im Land des weiten Himmels
auf Long Island. ›Wir sind sehr, sehr glücklich‹, verkündete der junge Verleger.«
»Sie hat es tatsächlich geschafft!«, staunte Hannah.
»Wer? Die Tochter des Bürgermeisters?«
»Meine Freundin Clara.« Sie zeigte ihm den Artikel. »Sie hat sich einen Millionär von der Fifth Avenue geangelt. Und ich hab sie ausgelacht, als sie mir weismachen wollte, dass sie einen reichen Mann heiraten wird.«
»John Meredith Walker III .«, las er. »Klingt wichtig.«
»Frank ist mir lieber.«
»Ehrlich?«
»Obwohl du mir nicht vorwerfen kannst, dass ich wütend auf dich war«, schränkte sie gleich wieder ein. »Was hättest du denn an meiner Stelle gedacht, wenn dich ein Mann versetzt und sich gleich darauf mit einer blonden Schönheit in die Lüfte erhebt? Ein toller Kerl, der kann jede Frau haben?«
»Der Kerl hat Geschmack.«
»Das meinst du nicht im Ernst!«
»Natürlich nicht!« Er nahm sie wieder in die Arme, streichelte ihr über den Kopf und küsste sie sanft. Erst nach einer Ewigkeit ließ er grinsend von ihr ab. »Na, glaubst du jetzt, dass ich es ernst meine?«
»Muss ich mir noch überlegen.«
»Du musst wohl immer das letzte Wort haben?«
»Das weißt du doch.« Sie griff nach seinem Arm und führte ihn ins Haus. Sein überraschter Blick brachte sie zum Lächeln. »Da staunst du, was? Mein Onkel hatte wohl vor, ein Roadhouse zu eröffnen, kam aber nicht dazu. Er war sehr krank. Jetzt werde ich sein Werk fortführen. Und wie man ein Gasthaus führt, hat mir Henry beigebracht. In seinem Lokal habe ich bedient, bevor ich aus New York wegzog.«
»Du willst ein Roadhouse eröffnen? Mitten in der Wildnis?«
»Warum nicht? Im Sommer fahren Lastkähne und kleine Dampfboote über den Fluss, und im Winter kommen Fallensteller und Jäger mit ihren Hundeschlitten vorbei.« Sie blieb vor dem Tresen stehen. »Wenn sich erst mal herumgesprochen hat, was für eine gute Wirtin ich bin, stehen die Leute in Scharen vor der Tür. ›Hannah’s Roadhouse‹ … Klingt doch verlockend, oder?«
»Sehr verlockend. Servierst du auch Coca-Cola?«
»Alles da.« Sie holte eine Cola und zwei Gläser aus der Küche und schenkte ein. »Leider hab ich keinen von diesen modernen Kühlschränken, aber im Winter gibt’s hier genug Eis, da brauche ich keinen.« Sie prostete ihm zu. »Und du? Was machst du hier oben? Wie hast du mich überhaupt gefunden?«
Seine Mundwinkel gingen nach oben. »Oh, das war einfach. In Fairbanks hat es sich längst herumgesprochen, dass eine Lady aus den Staaten beschlossen hat, ihre Wohnung in New York mit einem Blockhaus im Busch zu vertauschen. Eranie Waechter, die Besitzerin des Palace Hotels, spricht in den höchsten Tönen von dir. Und dieser alte Trapper erst … Wie hieß er noch?«
»McGarrett?«
»Genau … Ein seltsamer Kauz. Der saß gestern beim Frühstück in einem Drugstore neben mir. Erzählte mir von seinen vielen Indianerfrauen und dass ihm die einzige, die ihm wirklich wohlgesonnen gewesen wäre, jetzt auch den Laufpass gegeben hätte. Wenn es nicht dieses blödsinnige Alkoholverbot gäbe, hätte ich ihm glatt einen Whiskey spendiert, so fertig war der. Konnte sich einfach nicht vorstellen, dass seine geliebte Mary nichts mehr von ihm wissen wollte. Und dann erzählte er mir von dieser netten Frau, die er auf dem Dampfer getroffen hat, wie sie von einem Piloten in einem roten Doppeldecker geschwärmt und sich tagelang die Augen ausgeweint hat, weil er mit einer anderen durchgebrannt wäre, wie todtraurig die Arme gewesen ist …«
»Hör auf!«
»… und wie sehr sie sich nach ihm gesehnt hat …«
»Du sollst aufhören, hab ich gesagt!« Sie trat lachend auf ihn zu, wehrte sich nicht, als er sie mit beiden Armen zu sich heranzog, und verschloss ihm mit einem langen Kuss den Mund. »Hör endlich mit den Lügen auf, oder …«
»Oder?«
»Oder …« Sie dachte nach. »Oder du bekommst keine Cola mehr.«
»Miststück!«
»Weiberheld!«
Das Spiel gefiel ihm. »Und den Rest des Hauses willst du mir nicht zeigen?« Er ignorierte ihren spitzen Schrei, hob sie hoch und trug sie die Treppe hinauf. »Dein Schlafzimmer hast du ausgelassen. Das liegt im ersten Stock, stimmt’s?«
»Lass mich los!« Sie wehrte sich wie ein kleines Mädchen, das nicht ins Bett will, strampelte mit den Beinen, schlug mit den Fäusten gegen seine Brust, hatte aber nichts dagegen einzuwenden, dass er mit ihr aufs Bett sank und sie so leidenschaftlich und hingebungsvoll küsste, als gäbe es kein
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