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Im Land des weiten Himmels

Im Land des weiten Himmels

Titel: Im Land des weiten Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Wolfe
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dieser jungen Dame gerade anbieten, sie nach Hause zu fliegen. Ein Service, den ich nur zahlenden Passagieren und besonders hübschen Frauen gewähre.«
    »Oh, da wird sie bestimmt nicht nein sagen. Nicht wahr, Hannah?«
    Hannah schwieg verlegen, wehrte sich aber nicht, als Frank sich die Schachtel schnappte. Nach einigen Schrecksekunden hatte sie sich wieder im Griff. »Vielen Dank«, sagte sie zu der Ladenbesitzerin, »besuchen Sie mich unbedingt einmal in meinem Roadhouse.«
    »Nur wenn mich der nette Mann in seinem Flugzeug mitnimmt.«
    »Wie könnte ich Ihnen widerstehen, Ma’am?«
    Hannah verließ den Laden vor Frank und stapfte über die staubige Front Street zur Anlegestelle. Ohne sich nach ihm umzudrehen und ohne ein einziges Wort ging sie zu der Maschine und kletterte in ihr Cockpit. Wütend, weil ihr gar nichts anderes übrigblieb, als mit ihm zu fliegen, wenn sie noch an diesem Nachmittag ihr Blockhaus erreichen wollte, stülpte sie sich die Lederkappe und die Schutzbrille über den Kopf. Sie blickte Frank nicht in die Augen, als er ihr die Schachtel reichte, verstaute die Einkäufe unter ihren Beinen auf dem Boden und wartete darauf, dass er endlich startete.
    »Keine Angst, die Strebe sitzt wieder fest«, beruhigte er sie.
    »Immerhin.«
    »Nun sei doch nicht so nachtragend!« Er war vor die Maschine getreten, um den Propeller anzuwerfen, und stand direkt vor ihr. Jetzt blieb ihr gar nichts anderes mehr übrig, als ihn anzusehen. »Das war doch keine Absicht.«
    »Es war unverantwortlich.«
    »Es sollte ein Spaß sein, weiter nichts.«
    »Schöner Spaß!«
    Er warf den Motor an, löste die Verankerung und kletterte in die Maschine. Hannah saß stumm da und zeigte keine Regung, als er die Jenny auf den Fluss lenkte und gegen den Wind startete. Betont sachte, um sie nicht weiter zu verärgern, steuerte er die Maschine nach oben und in einer nicht zu steilen Linkskurve auf die Berge zu. Weit an den verschneiten Gipfeln vorbei flog er zum Gold River zurück. Er landete auf dem Fluss vor ihrem Haus. Während des Fluges hatten sie nicht ein einziges Wort gewechselt.
    Als er ihr beim Aussteigen half und ihre Kiste tragen wollte, lehnte sie dankend ab. »Ich komme allein zurecht, Frank. Lass mir etwas Zeit, okay?«
    »Soll das etwa heißen, du lädst mich nicht zum Kaffee ein?«
    »Ich bin müde, Frank.«
    »Die Ausrede kenne ich«, erwiderte er und kletterte verstimmt in die Maschine. »Das sagen die Frauen immer, wenn sie einen loswerden wollen.«
    Hannah wollte etwas Versöhnliches antworten, doch da hatte Frank bereits den Motor aufgedreht und trieb die Maschine auf den Fluss. Wenig später jagte er sie nach Süden und hob ab. Der Motorenlärm verklang in der Ferne.

25
    Kaum war die rote Maschine über den Wäldern verschwunden, begann Hannah zu weinen. Sie schaffte es nicht einmal bis zum Haus, beachtete auch den Husky nicht, der sie verwundert aus sicherer Entfernung beobachtete, sondern blieb mit der Schachtel in beiden Händen einfach stehen und schluchzte laut. Sie war ungerecht zu ihm gewesen, hatte sich wie ein beleidigtes Schulmädchen verhalten. Reichte es denn nicht, dass sie während der Landung die Nerven verloren und ihn angeschrien hatte? Warum hatte sie seine Entschuldigung nicht angenommen? Sie hätte sich wenigstens mit ihm auseinandersetzen können. Musste sie ihn wegen eines solchen Fehlers gleich davonjagen?
    Sie wischte sich die Tränen ab und ging zum Haus. »Hey, Captain!«, rief sie dem Husky zu. Sie schniefte noch ein wenig, lächelte aber schon wieder. »Mach dir keine Sorgen! Wir sind beinahe in den Bergen abgestürzt, und ich habe gerade den einzigen Mann zum Teufel gejagt, der mir jemals etwas bedeutet hat, aber sonst bin ich okay. Wir kommen auch ohne diesen egoistischen und selbstsüchtigen und … Ach, verdammt!« Sie stieß weinend die Tür auf und stellte die Schachtel ab, stützte sich mit beiden Händen auf den Tresen und schloss die Augen, als könnte sie dadurch ihren Kummer verdrängen.
    Captain blieb vor der offenen Tür stehen und sorgte sich wohl mehr um sein Futter. Er machte sie leise jaulend darauf aufmerksam, wagte sich zwei Schritte in den Gastraum und ging wieder hinaus, als sie die Augen öffnete.
    »Schon gut, Captain. Ich vergesse dich nicht.«
    Ihr war der stumme Rückflug auf den Magen geschlagen, und sie begnügte sich mit frischem Kaffee. Während das Wasser kochte, räumte sie die Vorräte in den Küchenschrank und starrte durchs Fenster auf den

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