Im Land des weiten Himmels
wir es klug anfangen, sind wir dabei. Da ist mehr Profit drin als in den Grundstücksgeschäften vom letzten Jahr.« Er grinste siegessicher. »Ich sehe schon den Artikel im News-Miner vor mir: ›Mit einem überraschenden Millionendeal ließen zwei mittelgroße Unternehmen, die Bank of Tanana und die Tanana Consolidated, ihre großen Konkurrenten in Anchorage und Fairbanks hinter sich. Als Partner der kalifornischen Firma, die mit dem Holzabbau in der Wildnis begann, gehören sie zu den großen Gewinnern eines Projektes, das als eines der größten und bedeutendsten in die Geschichte des Landes eingehen dürfte.‹«
Der Untersetzte musste lachen. »Du bist ein Träumer, Jimmy.«
»Zumindest könnten wir uns ein großes Stück vom Kuchen abschneiden, aber das geht nur, wenn wir schnell und effektiv arbeiten. Wir müssen unbedingt herausfinden, wo die verpachteten Gebiete liegen, welche die kalifornische Firma zuerst abholzen lassen will, das hält die Regierung nämlich geheim, um private Spekulationen zu verhindern und selbst den Reibach zu machen. Wenn wir das nicht herausbekommen, kommen nur Firmen aus dem Dunstkreis der Regierung zum Zug.« Er trank nachdenklich von seinem Kaffee. »Hattest du nicht mal eine Affäre mit einer Sekretärin des Gouverneurs?«
Der mit »Stephen« Angeredete erschrak. »Woher weißt du das denn?«
»Die Bank weiß alles.« Er lächelte vergnügt, wurde aber gleich wieder ernst. »Wie wär’s mit einem Ausflug nach Juneau? Sagen wir, um neues Terrain zu erkunden und den Kundenkreis der Tanana Consolidated auch in andere Regionen auszuweiten? Vielleicht erfährst du von der Dame Näheres?«
»Von Susan? Aber das ist zwei Jahre her!«
»Sie hat dich bestimmt nicht vergessen. Kauf ihr was Hübsches, am besten ein Schmuckstück, so was mögen die Frauen.« Er senkte seine Stimme erneut. »Wenn du es richtig anfängst, verrät sie dir, wo die verpachteten Gebiete liegen. Sobald wir wissen, wo die kalifornische Firma ihr Hauptquartier aufschlägt, legen wir los. Grundstücke, Infrastruktur, Versicherungen …, die ganze Palette. Ich höre mich inzwischen bei meinen Leuten um. Ich hab noch was gut bei einem Reporter in Anchorage, vielleicht hat der eine Ahnung.«
»Und wenn die Konkurrenz schneller ist?«
Jimmy winkte ab. »Bis die sich bewegen, fließt eine ganze Menge Wasser den Yukon runter. Außerdem kennen wir uns hier draußen besser aus. Ich gehe stark davon aus, dass die verpachteten Gebiete in den White Mountains liegen, zumindest nördlich oder westlich von Fairbanks. Da ist der Wald am dichtesten. An die Wälder am Mount McKinley kommen sie nicht ran, die stehen unter Naturschutz. Und wenn es tatsächlich so ist, wie ich denke …«
»… haben wir ein Heimspiel.«
»Ganz recht.«
Hannah blieb beinahe der Bissen im Hals stecken. Der Gedanke, dass eine Firma die Wälder in den White Mountains roden und die Schönheit dieser einmaligen Landschaft beeinträchtigen könnte, bereitete ihr Übelkeit. Nicht auszudenken, wenn mit dem Lastkahn auch Holzfäller kommen und den Indianern ihren Lebensraum beschneiden würden. Die Indianer siedelten auf Regierungsland.
Sie trank ihren Kaffee aus und bat den Wirt um die Rechnung. Nachdem sie bezahlt hatte, verließ sie rasch das Lokal. Es tat gut, wieder auf dem Plankenweg vor den Häusern zu stehen und frische Luft zu atmen. Zwischen den Wolken ließ sich die Sonne sehen. Zwei Frauen mit Einkaufskörben drängten sich an ihr vorbei, blickten sie neugierig an und tuschelten miteinander, als sie an ihr vorbei waren. Ein Pferdefuhrwerk wirbelte Staub auf. Am Wasser standen Männer beisammen und diskutierten lautstark über die kürzlich erhöhten Preise eines Frachtunternehmens. Ein Mann stieg aus einem Ruderboot.
Doch ihr Blick schweifte zum Anlegesteg, zu dem roten Flugzeug, das anscheinend schon repariert war und einsam auf dem Wasser schaukelte. Frank war nirgendwo zu sehen. Sie ging in den Gemischtwarenladen, holte ihre Schachtel mit den Lebensmitteln ab, reichte der Ladenbesitzerin zum Abschied die Hand und überlegte gerade, was sie jetzt anfangen sollte und ob es ihr Stolz erlaubte, zur Maschine zurückzukehren, als eine vertraute Stimme hinter ihr erklang: »Darf ich Ihnen behilflich sein, meine Dame?«
Sie wollte etwas Bissiges antworten, aber die Ladenbesitzerin kam ihr zuvor: »Sind Sie nicht der nette Mann, der mit dem Flugzeug gekommen ist?«
Frank zeigte sich von seiner besten Seite. »Ja, Ma’am. Und ich wollte
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