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Im Land des weiten Himmels

Im Land des weiten Himmels

Titel: Im Land des weiten Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Wolfe
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Lyman die Post auch künftig mit dem Hundeschlitten bringen.«
    »Im Winter fliegen die Maschinen nicht?«
    »Zu kalt«, erwiderte sie. »Aber Frank sagt, dass es bald Flugzeuge mit geschlossenen Kabinen und eingebauter Heizung gibt, dann ist das auch kein Problem mehr. Die Flugzeuge werden unser Leben verbessern, auch eures.«
    »Glaubst du wirklich?«
    »Ist ein Dampfboot nicht besser als eure Kanus?«
    »Es ist schneller.« Er rauchte nachdenklich. »Und lauter und schmutziger. Es sollen sogar schon welche explodiert sein. Und wenn es kentert, bekommt man es nicht mehr auf den Kiel zurück.« Er blickte aus dem Fenster und schien länger darüber nachzudenken. »Ich mag Dampfboote nicht besonders.«
    »Ohne sie würdet ihr vieles nicht bekommen, und ihr müsstet länger auf Schwester Becky warten, die müsste dann auf einem Maultier hierherreiten.«
    Wieder grübelte er längere Zeit, eine Angewohnheit, die sie noch öfter bei ihm beobachten würde. »Der Mann im Flugzeug … Wirst du ihn heiraten?«
    »Frank?« Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Bei jedem anderen hätte sie gelacht, aber Chief Alex hatte die Frage anscheinend ernst gemeint. »Ich weiß nicht … Ich meine, ich kenne ihn doch kaum.« Sie errötete leicht.
    »Du magst ihn?«
    »Er hätte mich beinahe umgebracht!« Die väterliche Art des Häuptlings ermutigte sie, sich ihm anzuvertrauen. In wenigen Worten erzählte sie ihm von dem gefährlichen Manöver in den Bergen und ihrem stummen Rückflug. »Er benimmt sich wie ein Schuljunge, der seiner Freundin imponieren will.«
    Chief Alex lächelte. »Du liebst ihn.«
    »Diesen Rüpel?«
    »Du liebst ihn und wirst ihn eines Tages heiraten.« Er klopfte seine Pfeife auf dem Teller aus und schickte sich zum Gehen an. An der Tür drehte er sich noch mal um. »Dein Kuchen schmeckt sehr gut. Ich werde wiederkommen.«
    Er kam tatsächlich wieder. Drei Tage später stand er erneut vor ihrer Tür, diesmal mit einem Päckchen unter dem Arm. Ein kleiner Lachs, in braunes Papier eingewickelt. »Wir werden sehen, ob die bösen Geister zurückkehren.«
    Was wohl bedeutete, dass er nicht mehr darauf bestand, sie aus dem Tal des Gold River zu vertreiben, ihr aber noch immer nicht traute. Sie war so klug, ihm nicht darauf zu antworten, bedankte sich stattdessen für das kostbare Geschenk und lud ihn zum Frühstück ein. Diesmal servierte sie ihm Rühreier und Brötchen, die er hungrig verschlang. Den restlichen Kuchen und die Zuckerstangen packte sie in eine Papiertüte und sagte: »Für deine Familie.«
    Doch ihr war auch klar, dass die Einladungen zum Frühstück und die Geschenke nicht ausreichen würden, um sein Vertrauen in sie zu stärken oder sie gar zu Freunden zu machen. Nach der Enttäuschung, die er mit den Goldsuchern und anderen Weißen erlebt hatte, würde ihr das nur gelingen, indem sie den Indianern über einen längeren Zeitraum bewies, dass die bösen Geister keine Gewalt über sie hatten und sie kein Unglück über den Stamm brachte. So wie es Schwester Becky getan hatte. Indem sie regelmäßig kam und durch ihre Taten bewies, dass sie keinen Unterschied zwischen Weißen und Indianern machte, hatte sie ihr Vertrauen gewonnen. Die Tanana wussten nicht, dass der Arzt sich weigerte, sie persönlich zu behandeln. »In Fairbanks gibt es genug Weiße, die meine Hilfe brauchen«, sagte er. Schwester Becky durfte nur fahren, weil die Regierung den Indianern ärztliche Versorgung garantiert hatte.
    Während der nächsten Tage wartete Hannah ungeduldig auf die Ankunft des Lastkahns. Sie ging mehrmals am Tag zum Flussufer hinab und hielt nach ihm Ausschau, meist begleitet von Captain, der sich einen Spaß daraus machte, tiefe Löcher in den Ufersand zu graben. Hatte der Postreiter einen Kredit für sie bekommen? Hannah ging fest davon aus. Doch noch war kein Lastkahn zu sehen, nicht einmal ein Indianer in seinem Kanu paddelte gegen die Strömung an. Ihr Blick wanderte über den Fluss und die Bäume am anderen Ufer zum Himmel und verlor sich in der grauen Wolkendecke. Ohne es sich einzugestehen, sehnte sie das vertraute Motorengeräusch der Jenny herbei, vermisste sie den Mann, der ihr noch vor wenigen Tagen so nahe gewesen war. Wenn sie die Augen schloss, sah sie sein übermütiges Lächeln, spürte sie seine sanfte Umarmung und seine fordernden Lippen, schaffte es auch der kühle Nieselregen nicht, sie von ihren Gedanken zu befreien.
    Der Lastkahn kam um die Mittagszeit, als Hannah gerade dabei war,

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