Im Licht des Blutmondes
empfinden, ohne dass er daran zugrunde geht, wenn dieser Mensch stirbt. Wenn er jedoch wahre Liebe für einen Menschen empfindet, dann bleibt ihm nur, diesen Menschen ebenfalls in einen Vampir zu verwandeln oder aber mit ihm gemeinsam zu sterben, wenn seine menschliche Natur ihn einholt.“
„Wie habt ihr meine Mu...“ Joleen stockte und schüttelte ihren Kopf. „Martina damals zu einem Vampir gemacht?“
„Um ein Vampir zu werden, muss man kurz vor seinem Tod das Blut eines Vampires trinken. Trinkt man es, während man gesund ist und nicht zu sterben droht, bindet man sich seelisch an diesen Vampir. Der Vampir wird auch an den Menschen gebunden. Das haben Zacharias und du in der Nacht gemacht, als du endgültig seine Blutsklavin geworden bist. Trinkt man sein Blut jedoch an der Schwelle des Todes, dann verändert das den Körper und sorgt dafür, dass man nach seinem Tod als Vampir wieder aufersteht.“ Joleen nickte verstehend.
„Darf ich dich noch etwas fragen, Lady Fayn?“ Peinlich berührt wand sie sich unter ihrer Decke. „Ich bin einfach neugierig.“
„Natürlich“, Fayn lächelte geduldig. Joleen rutschte unruhig hin und her.
„Wie kann man einen Vampir töten?“, fragte sie flüsternd. Fayns Augen weiteten sich überrascht und Joleens Herz setzte einen Schlag aus. „Ich will das wissen, weil …“ Sie machte eine Pause und schluckte. Es kostete sie all ihren Mut, den Satz zu beenden. „… weil ich wissen will, wie ich mich wehren kann, wenn Martina mich irgendwann findet.“
„Oh Joleen“, flüsterte Fayn mitleidig und nahm sie zärtlich in den Arm. Joleen zitterte, denn bis zu diesem Augenblick war ihr nicht klar gewesen, wie viel Angst sie immer noch vor der Frau hatte, die sie so viele Jahre misshandelt hatte. „Wir würden niemals zulassen, dass dir etwas passiert.“ Fayn strich ihr beruhigend übers Haar.
„Ich weiß“, antwortete Joleen und schluchzte hilflos auf. „Aber damals, als … in dem Keller … Ich frage mich, ob ich das hätte verhindern können, wenn ich gewusst hätte, wie ich mich wehren kann.“
„Hast du jemals mit jemandem darüber gesprochen, was damals passiert ist?“, fragte Fayn. Joleen schüttelte ihren Kopf und versuchte die Tränen zu stoppen, die ihr nun unaufhörlich über ihr Gesicht flossen. Sie hatte es Zach gezeigt und danach nie wieder ein Wort darüber verloren. Sie hatte versucht, die Geschehnisse zu verdrängen, sie zu vergessen. Doch nun stürzten sie in ihrer ganzen Wucht über sie herein. Ihre Sehnsucht nach Zach wurde so stark, dass sie nur noch heftiger weinte.
„Wieso glaubst du, dass es dir helfen könne, wenn du weißt, wie man einen Vampir tötet?“, fragte Fayn, als Joleens Schluchzen schließlich leiser wurde. Joleen hob ihren Blick und musste mehrfach blinzeln, bis sie wieder klar sah und ihr Blick nicht weiterhin von Tränen verschleiert wurde.
„Es geht nicht nur darum“, flüsterte Joleen leise und vorsichtig. Sie war sich nicht sicher, ob sie nicht zu weit gegangen war, mit ihrer Frage. „Ich will im Allgemeinen wissen, wie ich mich wehren kann. Ich will nicht immer nur das Opfer sein. Ich will mich auch wehren können, damit mir so etwas nie wieder passiert.“
„Ach Joleen. Wenn du lernen willst, wie man sich verteidigt, dann werde ich mit Zacharias darüber sprechen. Ich bin sicher, er wird nichts dagegen haben, wenn du lernst, dich zu verteidigen. Vielleicht ist das sogar ganz in seinem Sinne.“
„Du bist nicht böse, dass ich gefragt habe, Lady Fayn?“ Joleen sah sie ängstlich an.
„Nein, ich bin dir nicht böse“, erwiderte Fayn. „Ich wünschte nur, du hättest früher etwas gesagt.“ Joleen konnte nicht anders. Sie umarmte die Vampirin fest, dankbar dafür, dass Fayn es ihr nicht übel nahm. „Und um deine Frage zu beantworten … nein, ich werde dir nicht verraten, wie man einen Vampir tötet, aber man kann ihn mit Silber schwere Verbrennungen zufügen. Dies ist auch der Grund, wieso du in unserem Haus kein Silber finden wirst.“
Joleen nickte und drückte die Vampirin nur noch fester. Dass Fayn ihr dieses Geheimnis verriet, zeugte von großem Vertrauen und Joleen wusste das zu schätzen.
***
A GENTA
Sie hatte die letzten Stunden mit Tony verbracht, die trotz ihres Alters für Agenta immer noch nicht an Reiz verloren hatte. Sie genoss die Gesellschaft der Bluthure und nährte sich gerne von ihr.
„Du kannst nun gehen“, erklärte sie, während sie selbst sich ankleidete. Vor
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