Im Licht des Blutmondes
mit seiner Hand zur Tür. „Du kannst nun gehen.“
„Jawohl, Sir“, murmelte Lucia und ging mit langsamen und unsicheren Schritten auf die Tür zu.
„Lucia.“ Sie hielt inne und drehte sich mit fragendem Blick zu ihm um.
„Ja, Sir?“
„Wie alt bist du?“
„Zwanzig, Sir.“ Cirrus nickte und wies ihr mit einer winkenden Handbewegung an, nun zu gehen. Ohne ein weiteres Wort verließ die Bluthure den Raum und Cirrus blieb zurück, gesättigt und zufrieden.
Als Cirrus am nächsten Abend den Raum betrat, stand Lucia in der Mitte des Raumes. Vollkommen nackt. Sie sah ihm erwartungsvoll entgegen. Er hatte seine neue Blutsklavin gefunden und war sich sicher, dass sie ihm viel Freude bereiten würde.
***
J OLEEN
Erschöpft lehnte sie sich zurück und versuchte all die Informationen, die Fayn ihr in den letzten drei Nächten hatte zukommen lassen, irgendwo zu speichern. Ihr Kopf fühlte sich an, als sei er in Watte verpackt worden und sie hatte Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren.
„Joleen?“ Fayns Stimme drang in ihre Gedanken hervor und sie sah auf, direkt in die besorgt dreinblickenden, grauen Augen der Vampirin. „Ist alles in Ordnung mit dir?“
„Ja“, antwortete Joleen und lächelte entschuldigend. „Entschuldigung, Lady Fayn.“
„Du bist wohl sehr müde?“, fragte sie. Joleen nickte matt. Sie fühlte sich wie erschlagen, dabei hatte sie bereits den ganzen Tag durchgeschlafen, doch irgendwie hatte sie die gesamte Zeit das Gefühl, dass es nicht genug war. Zach fehlte ihr. Doch er würde erst in der nächsten Nacht wiederkommen.
„Und die Erkältung? Ist die denn besser geworden?“
„Ja, danke Lady Fayn. Ich bin zwar immer noch müde, doch alle anderen Symptome sind verschwunden.“ Sie seufzte und dachte an den Abend, vor drei Tagen, als er in ihr Zimmer gekommen war, um sich von ihr zu verabschieden. Die Erinnerung an den letzten Kuss, bevor er sie verlassen hatte, ließ ihre Lippen kribbeln und eine ungeahnte Sehnsucht stieg in ihr auf.
„Was bedrückt dich, Joleen?“, fragte Fayn sanft und strich ihr über das blonde Haar.
„Nichts“, antwortete Joleen. Dann lächelte sie verlegen. „Sir Zacharias fehlt mir einfach.“ Sie wusste, dass niemand außer ihr ihn Zach nannte. Wenn andere dabei waren, verlangte er, dass auch sie ihn Zacharias nannte. Joleen bemühte sich immer darum, ihm seine Wünsche zu erfüllen, weil sie ihn glücklich machen wollte, doch manchmal wurde das Gefühl, ihn einfach berühren zu wollen, während andere anwesend waren, so übermächtig, dass ihre Finger zuckten. Und auch jetzt beherrschte dieses Gefühl ihren Körper.
„Ach Liebes“, seufzte Fayn und drückte sie kurz und liebevoll an sich. „Du magst ihn wirklich sehr, nicht wahr?“ Joleen nickte und schüttelte dann ihren Kopf, ehe sie wieder nickte. Als sie Fayns verwirrten Blick sah, musste sie verlegen lachen.
„Ich liebe ihn“, gestand sie wahrheitsgemäß und spürte, wie sie rot wurde. „Aber ich glaube, er glaubt mir das nicht, wenn ich es ihm sage“, fügte sie flüsternd hinzu.
„Wie kommst du da drauf?“, fragte Fayn mit ihrer sanften Stimme. Von allen Vampiren, die Joleen kennen gelernt hatte, war Fayn immer schon die Sanftmütigste gewesen. Sie seufzte und zuckte dann mit ihren Schultern.
„Weil er niemals etwas darauf sagt, wenn ich es ihm sage.“ Es fühlte sich komisch an, solche Dinge auszusprechen, doch sie hatte plötzlich das Bedürfnis, darüber zu reden, weshalb sie ihre Verlegenheit zurückdrängte.
„Das heißt aber nicht, dass er nicht ebenso empfindet, Joleen. Weißt du, für Vampire ist Liebe etwas sehr viel Mächtigeres als für euch Menschen“, begann die Vampirin zu erklären. Joleen blickte sie interessiert und mit angehaltenem Atem an. „Wenn wir jemandem unser Herz schenken, dann geschieht dies für ewig. Sollte der geliebte Partner sterben, dann sterben wir mit ihm. Ihr Menschen hingegen könnt euch von einem solchen Verlust erholen und lernen, jemand anderes zu lieben. Oder es gibt sogar Menschen, die mehrere Personen zugleich lieben.“ Joleen wurde blass.
„Dann ist es besser, wenn er mich nicht liebt“, flüsterte sie erschrocken. Die Vorstellung, Zach könnte sterben, wenn auch sie irgendwann sterben würde, jagte ihr Angst ein.
„Niemand kann sich aussuchen, wen man liebt. Wir unterscheiden zwischen tiefer Zuneigung und wahrer Liebe“, erklärte Fayn weiterhin. „Ein Vampir kann für einen Menschen tiefe Zuneigung
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