Im Licht des Blutmondes
erholsam und amüsant zu sehen, wie jedes seiner Familienmitglieder eine gleichgültige Miene aufsetzte und zur Tür hinübersah, doch auch er tat es ihnen gleich.
Die Tür öffnete sich und Zacharias trat ein. Gleich hinter ihm betrat eine hochgewachsene, blonde Frau den Raum. An ihrer Hand hielt sie das, worauf sie alle gewartet hatten. Ein Kind, gerade mal fünf Jahre alt, blond, mit strahlend grünen Augen. Cirrus lächelte zufrieden. Dieses Mädchen würde einmal eine Schönheit werden.
Das Kind blickte verunsichert in die Runde und musterte sie alle. Sein Blick war nicht aufdringlich, und doch fehlte ihm die Scheu, mit der die Menschen sie normalerweise ansahen.
„Ihr dürft euch setzen“, erklärte Zacharias knapp und kam dann zu ihnen hinüber, um sich gleich neben Cirrus zu setzen. Cirrus blickte seinen Bruder fragend an, der kaum merklich nickte. Er war anscheinend zufrieden.
Lächelnd wandte er sich der Frau und dem Mädchen zu, die immer noch unschlüssig mitten im Raum standen.
„Schau dir das an!“, raunte Zacharias ihm kaum hörbar zu. Dann beugte er sich ein wenig nach vorne, damit er das Mädchen ansehen konnte. „Joleen, komm doch her und setzt dich zwischen mich und meinen Bruder“, forderte Zacharias und Cirrus warf ihm einen überraschten Blick zu. Sein Bruder hatte nur ein breites Grinsen für ihn übrig, und Cirrus wurde auch klar wieso. Das Mädchen blickte kurz zu seiner Mutter, die mit ausdrucksloser Miene nach vorne starrte. Als Joleen keine Anweisung von ihr bekam, nickte sie und lächelte Zacharias an.
„Ja.“ Sie klang erfreut über die Einladung seines Bruders, was Cirrus in höchstes Erstaunen versetzte. Für gewöhnlich mieden Menschenkinder sie, es war ein natürlicher Schutzinstinkt. Doch dieses Kind schien überhaupt keine Furcht vor ihnen zu haben. Und was ihn noch mehr in Erstaunen versetzte, war, dass das Mädchen nach zwei Schritten stehen blieb, Zacharias ansah. „Sir“, fügte sie hinzu.
Als Cirrus seinen Blick wieder Zacharias zuwandte, lächelte dieser höchst zufrieden und lehnte sich auf der Couch zurück. Das Mädchen kam herübergelaufen und sprang mit einem Hüpfer zwischen ihnen auf die Couch. Es sah Cirrus neugierig an.
„Bist du auch ein Sir?“, fragte die Kleine und ihre großen Augen musterten ihn. Cirrus konnte seinen Bruder leise lachen hören und warf ihm einen giftigen Blick zu.
„Ja, bin ich“, antwortete er dann. Sie nickte und runzelte dabei ihre Stirn, als würde sie versuchen die Bedeutung dahinter zu verstehen.
„Du auch?“, fragte sie schließlich Nikolas, der eine Augenbraue hob und nickte. Das Mädchen lächelte und sah dann zu Fayn. „Sind Mädchen auch Sirs?“, fragte Joleen. Agenta lachte plötzlich hell auf, und die Spannung, die bis zu diesem Augenblick im Raum geherrscht hatte, war mit einem Mal verschwunden.
„Nein, Mädchen oder Frauen sind Ladys“, erklärte Fayn mit einem sanften Lächeln. Wieder nickte das Mädchen und sah schließlich zu Agenta, deren tiefrotes Haar im Licht der Kronleuchter erstrahlte. „Deine Haare sind toll“, rief das Mädchen und machte große Augen. „Darf ich die mal anfassen?“ Cirrus sah, wie Zacharias dem Kind einen kleinen Stups verpasste und es sah zu ihm. Er sah es an, als würde er etwas von ihm erwarten, und Joleen nickte verstehend. Cirrus hatte nicht die geringste Ahnung, was dort vor sich ging, doch als das Mädchen sich schließlich wieder zu Agenta umdrehte und „Lady?“, sagte, verstand er.
Anscheinend hatte sein Bruder sich ein wenig Zeit genommen, um dem Mädchen einige Grundregeln zu erklären. Und die Tatsache, dass es sie bereits jetzt umsetzte, beeindruckte ihn. Cirrus nickte zufrieden, sie hatten die richtige Wahl getroffen.
***
M ARTINA
Martina starrte fassungslos auf ihre Tochter. Ihr war unverständlich, was dieser Vampir in der Zeit angestellt haben konnte, in der er vorgab ihre Wunde zu versorgen. Hatte er sie vielleicht hypnotisiert? Es war bekannt, dass Vampire so etwas konnten. Hatte er wohlmöglich sogar von ihrem Blut getrunken? Nicht dass es sie gestört hätte, genau dafür setzte sie Joleen schließlich auch hier ab, allerdings verwunderte sie das Verhalten ihrer Tochter doch sehr.
„Setz dich ruhig“, erklärte die rothaarige Vampirin mit einem Lächeln, das Martina einen kurzen Blick auf die Reißzähne erhaschen ließ. Sie erschauderte und ihr Unterleib zog sich zusammen, als sie daran dachte, wie es das letzte Mal gewesen war, als
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