Im Licht des Blutmondes
würden.
Ein Schrei drang an seine Ohren, noch ehe er bewusst wahrnahm, was dazu geführt haben konnte. Er wusste nur, dass dieser von dem Kind gekommen war. Als er seinen Blick wieder auf Mutter und Tochter fokussierte, sah er, wie das Mädchen am Boden lag, und er konnte ein leises Schluchzen hören, während es sich sein Knie hielt. Anscheinend war das Kind über die vielen Steine gestolpert oder es war von seiner Mutter einfach weitergezogen worden, als es das Tempo nicht mehr mithalten konnte.
Wieder hörte er das Keifen der Mutter, die ihre Tochter unsanft an ihrem Oberarm packte, sie brutal auf die Beine zog und anfing, das Kind zu schütteln.
„Stell dich nicht so dumm an! Musst du mir eigentlich immer alles kaputt machen? Du bist so undankbar. Immer, immer habe ich mich um dich gekümmert. Und was machst du? Du machst immer nur alles kaputt“, schimpfte die Mutter. Ihr Wortfluss ging noch weiter, während sie das Mädchen immer fester schüttelte, so stark, dass die Zähne der Kleinen aufeinanderschlugen.
Ehe Zacharias sich bewusst darüber wurde, was er tat, hatte er seine Position an der offenen Haustür auch schon verlassen und sich auf die beiden zubewegt. Gerade rechtzeitig, wie er feststellte. Denn als er knapp hinter der Mutter zum Stehen kam, hob diese gerade ihre Hand, um ihre Tochter zu schlagen.
„Kann ich vielleicht weiterhelfen?“, fragte er mit sanfter Stimme und es bereitete ihm ungemeines Vergnügen, als er sah, wie die Mutter mitten in ihrer Bewegung erstarrte. Sie fuhr zu ihm herum, und lächelte ihn freundlich an, ohne ihm dabei direkt in die Augen zu blicken. Jemand hatte sie gut instruiert.
„Werter Herr“, säuselte sie. Von der abfälligen Haltung, die sie ihrer Tochter gegenüber an den Tag gelegt hatte, war nichts mehr zu sehen. „Sie hätten uns doch nicht entgegenkommen müssen. Es war schon überaus freundlich von Ihnen und Ihrer Familie, uns einen Wagen zu schicken.“
Zacharias‘ Blick glitt an ihr vorbei und blieb an dem Mädchen hängen. Verweinte, riesige grüne Augen starrten ihn an. Das Gesicht war noch gerötet vom Weinen. Doch in seinem Blick lag Neugierde und es musterte ihn auf eine Art, wie es nur Menschenkinder taten.
„Du musst Joleen sein“, sagte er lächelnd und der Blick des Kindes schweifte unsicher zu seiner Mutter hinüber, als suche es nach einer Anweisung, was es nun zu tun hätte. Zacharias unterdrückte ein Lächeln, als ihm bewusst wurde, dass dies durchaus gute Voraussetzungen für eine Blutsklavin waren.
„Na los, sei nicht so unhöflich und stell sich vor“, zischte die Mutter und gab dem Mädchen einen erneuten Schubs, sodass es einen Schritt vorwärts stolperte, und direkt vor ihm zum Stehen kam. Zacharias warf der Mutter einen verärgerten Blick zu, und wandte sich dann wieder lächelnd an das Mädchen.
„Hast du dir wehgetan, als du gefallen bist?“, fragte er. Nicht dass es ihn brennend interessiert hätte, doch er wollte dem Kind die Möglichkeit geben, seine eigenen Worte zu finden. Der Geruch des Blutes stieg ihm bereits in die Nase.
Die Kleine sah ihn weiterhin nur aus großen Augen an, sagte nichts, brachte aber ein Nicken zustande. Ihre blonden Locken wippten leicht im Takt ihres Nickens, und die Unsicherheit in ihren Augen schwand ein wenig.
„Wollen wir nicht hineingehen und uns mal ansehen, was wir da machen können?“, fragte Zacharias weiter und wieder blickte das Mädchen zu seiner Mutter. Die Frau nickte kaum merklich und verzog angesäuert ihr Gesicht, erst dann nickte auch das Mädchen erneut. „Na dann komm mal mit“, forderte Zacharias sie auf und ging los.
Er hörte, wie auch Mutter und Tochter sich wieder in Bewegung setzten und das Mädchen blieb dicht neben ihm. Nach wenigen Schritten spürte er etwas ungewohnt Warmes und Sanftes an seiner Hand und verwundert blickte er hinab. Das Mädchen hatte seine Hand ergriffen und blickte zu ihm hinauf. Es sprach immer noch nicht, doch er konnte weder Angst, noch Verunsicherung in seinem Blick entdecken. Vorsichtig streckte er seine Sinne aus, um die Gefühle des Mädchens besser verstehen zu können. Eine nützliche Fähigkeit, wenn man sich unter Menschen bewegte.
Sie schien keine Angst vor ihm zu haben. Vielmehr machte es den Anschein, dass sie nach der Liebe ihrer Mutter hungerte. Die Kleine, Joleen, musterte ihn neugierig und mit der Unbefangenheit eines Kindes. Wahrscheinlich hatte sie jemanden wie ihn noch nie gesehen.
Im Stillen nahm Zacharias
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