Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
schwarz gegen den sinkenden Dunst abhoben. Sie sammelte sich, schleuderte einen Machtstoß hinter sich, um die Zeit, die sie brauchte, zu gewinnen, und
hörte den Wut- und Schmerzensschrei. Und fühlte tief darunter das heimliche Vergnügen.
Sie war außerhalb ihres Kreises. Getrennt und allein. Und nun stand sie auf den Klippen, wo die, die man Feuer nannte, ihre letzte Wahl getroffen hatte. Hinter ihr war die wilde See, unter ihr waren die unerbittlichen Felsen.
Gefangen. Sie hörte das Wispern in ihrem Kopf. Bleib stehen, und du wirst in Stücke gerissen. Geh zurück, spring und rette dich.
Atemlos vom Laufen und dem, was in ihr aufstieg, wich sie einen Zentimeter zurück. Der Wind zerrte an dem nassen Saum ihres Gewands, und die glitschigen Felsen unter ihr zitterten und bebten.
Die Insel war ganz und gar von Nebel eingehüllt, wurde von seinem Gewicht erdrückt. Aber das hatte sie erwartet. Sie sah einen hellen Kreis am Rand des Ortes, erleuchtet von Tausenden von Kerzen. Das hatte sie nicht erwartet, und auch nicht den Energiestoß, der von diesem Kreis ausging und in sie strömte wie reine Liebe.
Sie umhüllte sich fest damit, legte ihre eigene Macht schützend darüber und beobachtete, wie der Wolf langsam auf die Klippen kroch.
Schleich dich nur ran, dachte sie. Ja, komm nur näher. Darauf habe ich mein ganzes Leben gewartet.
Er fletschte die Zähne und erhob sich, wie ein Mann, auf seine Hinterbeine. Fürchte mich. Denn ich bin dein Tod. Ich werde dir Schmerzen bereiten.
Ein schwarzer Blitz fuhr vom Himmel und verbrannte den Felsen vor ihren Füßen. Sie wich etwas zurück und sah das triumphale Glitzern in den roten Augen.
»Ich bin noch nicht besiegt«, sagte sie kühl und schleuderte einen Feuerstrahl auf ihn.
Das war es, was Sam sah, als er aus dem Wald trat – sie stand auf dem Rand der Klippen, ihr weißes Gewand schimmerte wie Silber, ihr Haar flatterte im Wind, und vor ihr erhob sich die monströse schwarze Gestalt. Feuer brach aus um sie herum, und Rauch quoll dick und schwarz auf. Aus dem turbulenten Himmel schossen Blitze wie flammender Regen.
Mit einem Wutschrei sprang er auf die Klippen, sein Schwert eine zischende helle Flamme.
Jetzt!, dachte sie und drehte sich auf den Klippen, als wäre sie in einem Tanzsaal. »In dieser Nacht jauchze ich und wähle ich. Ich wähle ihn, und er wählt mich.« Sie warf ihre Arme in die Luft und bot ihr Herz preis. »Mein Herz ist seins, und seins gehört mir. Unser beider Schicksal verbinden wir. Ich schwöre, ich werde nicht verzagen«, rief sie laut, und ihre Stimme hallte wie Donner, als die anderen aus dem Wald traten. »Für die, die ich liebe, werde ich alles wagen. Dreihundert Jahre Zwietracht werden jetzt enden, denn ich wähle die Liebe«, sie umfasste Sams Hand, als er neben sie sprang, »und das Leben.«
Der Wolf schauderte und nahm menschliche Gestalt an. Ihre verschiedenen Inkarnationen wechselten blitzschnell und verschmolzen ineinander. Alle trugen ihr Zeichen. »Du hast diesen Ort gerettet, aber nicht dich selbst.« Er spie diese Worte mit verfaultem Atem aus. »Du kommst mit mir.«
Er sprang, und Sam schwang sein Schwert, das so klar war wie Wasser.
»Fahr zur Hölle.« Sams Stimme echote über die Klippen. »Stirb in der Dunkelheit. Brenne mit dem Zeichen meiner Frau für alle Zeit. Deine Kraft wird zerschmettert vom unendlichen Meer.«
»Das ist unser Wille«, fiel Mia ein und wandte sich ihm zu.
»Das ist unser Begehr.« Er trat zurück und zog sie mit sich. »Komm weg von der Kante, Mia.«
»Aber es ist ein wunderschöner Blick.« Sie lachte, fröhlich und aus vollem Herzen, und schaute in den Himmel, an dem Sterne aus den Wolken blitzten und der Mond wie ein weißes Schiff auf einer ruhigen See segelte. »Gott, was für ein Gefühl. Du wirst einige Fragen haben«, sagte sie. »Ich brauche aber zuerst eine Minute für Nell und Ripley.«
»Mach nur.«
Sie schritt über die Klippen und wurde von ihren Schwestern umarmt.
Später ging sie mit Sam in ihren Garten, während die anderen in der Küche sitzen blieben. »Du magst Schwierigkeiten gehabt haben zu verstehen, warum ich nicht alles, was ich vorgehabt habe, mit dir, mit euch allen ausgetauscht habe. Es war keine Arroganz, es war …«
Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken, als er sie an sich zog und in seine Arme schloss, sie an sich gepresst hielt.
»Notwendig«, brachte sie heraus.
»Sag einfach nichts im Moment. Einfach… Mia.« Er vergrub
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