Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
uns mit einem Ring aus Seesalz als zweiter Verteidigungslinie umgeben. Ihr Plan ist, dass wir in diesem Schutzring bleiben, was immer auch passiert.«
»Du spinnst wohl«, grollte Zack.
»Das siehst du ebenfalls richtig. Die Macht wächst«, grummelte er.
Um den Kreis herum schimmerte Licht, tiefgolden. Mit den Spitzen ihrer Klingen ritzte jede ihre Symbole in die Erde. Der erste Gesang stieg auf zusammen mit dem Mond.
»Luft und Erde und Feuer und Wasser, Mutter zu Sohn und Sohn zu Tochter. Durch unser Blut beanspruchen wir die Rechte, zu rufen die Mächte der Nächte. Unter dem Licht des Met-Mondes erbitten wir, was wir brauchen allhier. Wir suchen das Licht, wir suchen die Sicht.«
Nell erhob ihre Arme. »Von Luft bin ich geboren, die Luft ich rufe. Der Wind wird sich erheben zu unserem Behufe. Er, der alles niederringt, was der Insel Schaden bringt. Ich bin Luft und werde schützen, was mein. Das ist mein Wille, so soll es sein.«
Und während der Wind aufstieg zu einem Sturm, hob Ripley ihre Arme. »Von Erde bin ich geboren, die Erde will ich grüßen. Zittern und beben soll sie unter meinen Füßen. Die Finsternis von ihr soll verschlungen werden, und niemand anders wird ihr folgen auf Erden. Ich bin Erde, kräftig und rein. Das ist mein Wille, so soll es sein.«
Die Erde bebte.
»Von Wasser bin ich geboren.« Sam spreizte seine Arme hoch in die Luft. »Das Wasser will ich rufen. Alle Meeres-und Himmelsfluten. Reinigt diese Insel des Lichts mit eurer Macht, beschützt sie vor diesem Hunde der Nacht. Ich bin Wasser, klar und rein. Das ist mein Wille, so soll es sein.«
Als der Regen strömte, warf Mia ihren Kopf zurück. »Von Feuer bin ich geboren, und Feuer will ich machen. Glühende und reinigende Flammen will ich entfachen. Verbrennen sollen sie das Monster auf der Jagd nach Blut, und alle, die ich liebe, beschützen vor seiner Wut. Ich bin Feuer, wild und frei. Das ist mein Wille, so soll es sein.«
Blitze entzündeten sich am Himmel und schossen zur Erde. Es grollte in der Luft und glitzerte wie Diamanten im Regen. Ein wütender Sturm tobte, stieg wie ein Wirbelwind aus der Lichtung auf und fuhr durch den Wald.
»Meine Geräte können es nicht erfassen«, rief Mac durch den tosenden Gewittersturm. »Ich bekomme keine klare Messung.«
Neben ihm zog Zack seine Waffe. »Du brauchst keine. Es heult. Der Wolf. Und er kommt näher.«
Innerhalb des Kreises fassten sich die vier bei den Händen. Unter dem Schein des Mondes, der wie ein Auge durch den Sturm lugte, zog Mia Nells Hand zu sich rüber und legte sie in Sams Hand. Und machte aus ihnen die Drei.
»Zweimal haben die Drei dich geschlagen. Nur ich bin noch übrig und werde nicht verzagen. Ich fordere dich heraus heute Nacht. Komm aus dem Dunkel, und zeig deine Macht. Mein Schicksal liegt in meinen Händen. Wer von uns wird sein Leben beenden? Stell dich dieser letzten Runde. Die Macht der Hexe entscheidet über diese Stunde.«
Sie durchschritt das von ihr selbst geschaffene Feuer und trat aus dem Kreis.
Der schwarze Wolf formte sich im Nebel und grollte am Rande der Lichtung. Gerade als sie einen Schritt auf ihn zumachen wollte, hob Sam sein Ritualschwert. Ein blendend heller blauer Lichtstrahl erglomm an seiner Spitze, als Sam es zog und sich mit seinem Körper schützend vor sie stellte.
»Nein.« Ein Hauch von Panik durchfuhr ihre grimmige Kontrolle, und das Licht rund um die Lichtung flackerte. »Das ist nicht für dich gemeint.«
»Du bist mein. Ich werde eher mit ihm zur Hölle fahren, bevor er dich verletzt. Geh zurück in den Kreis.«
Sie starrte ihn an, und gerade als der Wolf den ersten vorsichtigen Schritt auf die Lichtung machen wollte, verflüchtigte sich die Panik wieder. Eine Kraft, die von Herzen kam, durchströmte sie und breitete sich in ihr aus.
»Ich werde nicht verlieren«, sagte sie ruhig. »Ich kann nicht verlieren.« Ihr Schicksal klar vor Augen, lief sie aus der Lichtung, und der Wolf folgte ihr.
Es würde da enden, wo sie es beendet haben wollte. Dessen war sie sich sicher. Sie flog durch den Wald und zog mit der Hitze ihres Körpers eine Schneise durch den eisigen Nebel, der die Erde und den Pfad bedeckte und die Sicht versperrte. Das, was sie verfolgte, heulte gierig. Sie kannte jede Krümmung des Pfades, jede Bodenwelle und rannte durch die sturmgepeitschte Nacht – wie ein Pfeil, der sein Ziel bereits vor Augen hatte.
Sie brach aus dem Wald und lief unbeirrt auf die Klippen zu, die sich glatt und
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