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Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Titel: Im Licht von Apfelbäumen | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Coplin
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sollte oben auf dem Kamm begraben werden, wo auch Jane lag.
    Auf der Hochebene wehte das gelbe Gras im Wind, und die Luft roch nach Geißblatt und Waldboden. Das Loch war schon gegraben worden. Talmadge hatte auch dafür Männer angeheuert, weil er zu schwach war, um es selbst zu tun. Aber er hatte darauf bestanden, ihnen zu helfen. Jetzt ließen der Fahrer und sein Helfer den Sarg in den Boden und zogen sich dann zurück, damit die Familie unter sich war.
    Talmadge hatte sich zuerst geweigert zu glauben, dass sie tot war; dann wollte er die Umstände ihres Todes nicht wahrhaben: Jemand habe sie umgebracht, sagte er immer wieder. Michaelson oder einer seiner Verbündeten, ein Wärter. Sie sei ermordet worden. Davon war er überzeugt. Nachdem er von Angelene und Caroline Middey erfahren hatte, was passiert war, ging er, schwer auf seinen Stock gestützt, in der Abenddämmerung allein in den Wald. Erst als er den Baum an der Wegbiegung erreichte, der still in der Dunkelheit stand – die große Eiche, den unverwechselbaren Stamm, der noch dunkler war als die ihn umgebende Dunkelheit –, begann er zu weinen.
    Er hatte Della in den letzten paar Jahren weder gesehen noch sonst irgendeine Verbindung zu ihr gehabt. Doch das Mädchen, Angelene, war bei ihr gewesen, und obwohl er nicht im Einzelnen wusste, was sich zwischen ihnen abgespielt hatte, wusste er, dass das Mädchen sie wiedersehen wollte; vielleicht hatte Della also angefangen, ihr Leben zu akzeptieren, und wurde allmählich ruhiger – das wollte er jedenfalls gern glauben. Er erwartete nicht, dass sie glücklich war – wie sehr hatte dieses Wort im Lauf der Jahre an Bedeutung verloren –, doch er wünschte ihr, dass sie ohne Angst lebte und sich an kleinen Dingen erfreuen konnte. Er wünschte, sie würde nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis wieder ein Zuhause auf der Plantage finden. Oder wo immer sonst sie sich willkommen fühlte.
    Er bückte sich, nahm eine Handvoll Erde und warf sie ins Grab. Caroline Middey tat es ihm gleich. Angelene ging weg und kam mit einem Spaten wieder, rammte das Schaufelblatt in einen Erdhaufen und begann zu schippen, nicht sehr fachmännisch, aber stetig. Einer der Männer kam zu ihnen und sagte, sie brauche nicht seine Arbeit zu tun; doch nachdem er ihr eine Weile zugesehen hatte, machte er wieder kehrt. Als er auf den anderen Mann zuging, zuckte der mit den Schultern.
    Talmadge und Caroline Middey standen abseits und sahen dem Mädchen zu. Als sie fertig war, bekam keiner von ihnen ein Wort heraus. Angelene zitterte, das Gesicht von Schweiß verschmiert. Sie wandten sich ab und machten sich auf den Rückweg – das mussten sie, denn die Sonne ging bereits unter, und sie hatten keine Laternen mitgenommen –, Angelene dicht an Talmadge gelehnt. Er drückte sie an sich. Caroline Middey legte ihr eine Hand auf die Schulter. So gingen sie über das Gras, unglaublich langsam. Angelene weinte auf dem ganzen Rückweg zur Hütte lautlos.
     
    Wo sind ihre
Sachen?
, rief Angelene. Sie war mitten in der Nacht zu ihm ins Schlafzimmer gekommen. Ihre
Kleider
 – ihre
Sachen.
Wo sind sie? Wer hat sie?
    Er setzte sich im Bett auf und versuchte, sich zu orientieren. Was war geschehen? Wo war er? Das Mädchen, Della, war gestorben …
    Angelene kam um das Bett herum und legte sich zu ihm. Er hob die Decke an und nahm sie in den Arm. Sie schmiegte sich weinend an ihn, den Kopf auf seiner Brust.
    Wir lassen sie uns schicken, sagte er und legte ihr eine Hand auf den Kopf. Weine nicht mehr. Wir finden sie. Wir holen sie her. Schsch, schsch.

[zurück]
    VII
    Im darauffolgenden Frühjahr und Sommer kehrte jenes Gefühl wieder, das Angelene beinahe vergessen hatte: das Gefühl, allein auf der Plantage zu sein, vollkommen auf sich selbst gestellt. Sie war nicht wirklich allein – Talmadge war immer in der Nähe, entweder in der Hütte oder sonst irgendwo auf der Plantage beschäftigt –, doch seitdem sie wieder angefangen hatte, ihr eigenes Stück Land zu beackern, versank sie immer öfter in einer ähnlichen Einsamkeit wie damals, wenn Talmadge in Chelan gewesen war. Die Sonne in ihrem Zenit, die krächzenden Vögel hoch oben im Blätterdach, die Erde, die ihren ungeheuren, intensiven Geruch abgab. Die zarten Setzlingswurzeln in ihren Händen.
    Sie war sich nicht sicher, in welchem Verhältnis ihre Gefühle – die Tiefe ihrer Selbstversunkenheit – zu Talmadges Empfinden in all den Jahren seines Alleinlebens standen. Sie wusste,

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