Im Meer schwimmen Krokodile
machen, weil sie aus Nawa weggegangen und in ein Dorf auf der anderen Seite des Tals gezogen seien. Aber schließlich sei es ihm doch gelungen. Als er meiner Mutter gesagt habe, dass der Vorschlag, nach Quetta zu gehen, von mir stamme, habe sie ihm nicht geglaubt und sich geweigert mitzukommen. Er habe sich bemüht, sie trotzdem zu überzeugen.
Dann sagte er: Warte! Ich will dir jemanden geben. Meine Augen füllten sich mit Tränen, weil ich schon ahnte, wer das sein würde.
Mama, sagte ich.
Am anderen Ende war es still.
Mama, wiederholte ich.
Aus dem Hörer kam nur ein Seufzer, aber ein erleichterter, tränennasser Seufzer. Da begriff ich, dass sie ebenfalls weinte. Nach acht Jahren sprachen wir das erste Mal wieder miteinander, und diese tränennassen Seufzer waren alles, was sich Mutter und Sohn nach so langer Zeit sagen konnten. Wir schwiegen, bis die Verbindung unterbrochen wurde.
Damals erfuhr ich, dass sie noch am Leben war, und begriff vielleicht zum ersten Mal, dass auch ich noch am Leben war.
Keine Ahnung, wie ich das geschafft hatte, aber auch ich war noch am Leben.
Kurz nach seinem (vermutlich) einundzwanzigsten Geburts tag hat Enaiatollah seine Geschichte zu Ende erzählt. Sein Geburtsdatum wurde vom Einwohnermeldeamt festgelegt: Es ist der erste September. Er hat soeben erfahren, dass es im Meer tatsächlich Krokodile gibt.
Enaiats Reise
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