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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Schrapf. Sieht aus, als schaff’n wir das.«
    Tarukan knurrte und hob den Säbel. Makri der Zauberer streckte sich auf dem Boden, und es sah aus, als zerfiele er in ein paar dornige Rankenblätter mit Spinnenbeinen.
    Halime hielt sie zurück.
    »Ich gebe es zu«, sagte sie, »Unsere Mittel sind spärlich geworden, und wir haben Besseres zu tun. Außerdem haben wir einen Handel mit eurem Begleiter geschlossen. Wenn ihr also beschließen solltet, zu gehen, würden wir euch nicht folgen. Nicht heute jedenfalls.«
    »Pffft«, sagte Tori. »Klingt feige.«
    Mart schob sie zur Seite. »Und dumm«, sagte er. »Durch eine Flucht hätten wir doch alle nichts gewonnen. Aber wenn ihr auch noch einen Handel mit uns eingeht, springt für jeden was raus.«
    »Was?« Tori sah ihn an.
    Halime lachte mit ihrer klaren Kinderstimme. »Wir hatten schon mal einen Handel mit verderbten Menschen. Mein Feldherr Tarukan meint, dass man ihnen nicht trauen kann. Und was könnt ihr uns schon bieten?«
    »Nun«, sagte Mart, »im Großen und Ganzen dasselbe, was Euer Freund Borija euch besorgt hat. Wir wissen, wo der Stein ist, den Ihr sucht. Wenn wir uns einig werden, könntet Ihr den sofort in der Hand halten und viele neue kleine Götter damit machen.
    Dazu müsst Ihr uns nichts mal vertrauen. Wir wollen keinen Posten, und wir wollen nicht an Eurer Seite kämpfen. Uns reicht ein Sack Gold und ’n ruhiger Platz, wo ich und meine Musche uns zur Ruhe setzen können. Wenn Euer Heer in den Süden marschiert, setzt uns einfach an ’nem geeigneten Ort ab, und keiner läuft dem anderen noch vor den Füßen rum.«
    Er hob die freie Hand, die Hand mit dem Schwert hielt er locker und schlagbereit an der Seite. »Also, wie ist es? Schlagt ihr ein?«

39.
    Mart und Tori stiegen die Treppe hinab. Im Osten wurde der Horizont bleich, und ein sanfter Ton mischte sich in das dumpfe Leuchten des Styx, das den Turm erfüllte. Ein neuer Morgen brach an. Tori starrte schweigsam auf die Klinge ihrer Sichel, als würde sie darin ihr Spiegelbild suchen.
    Mart war heiter gestimmt. »Am Ende haben wir doch noch schwere Miete gezogen. Sind ein bisschen unheimlich, die neuen Kiers. Aber solang sie einen Kontrakt einhalten, darf man nicht wählerisch sein.«
    »Dumm bist du«, entgegnete Tori. »Weißte nicht mehr, was der Borija erzählt hat, hm? Am Ende haben wir unsere Welt verkauft und stehn allein da.«
    »Borija war dumm«, sagte Mart. »Wie können wir allein dastehen, wenn wir zwei zusammen sind? ’n nettes Landgut in den Bergen für uns beide, ’ne Hand voll Diener – wer sagt, dass wir für ’n Rest der Welt mitkämpfen müssen?«
    »Wer sagt, dass mir’s reicht, wenn ich mit dir auf’m lütten Hof im Hinterland hocke und den Feldern beim Wachsen zuschau, du?«
    Mart blieb auf der Treppe stehen. Er fasste Tori mit beiden Händen an den Oberarmen und sah ihr ins Gesicht. Sie blickte zu ihm hoch. Sein Gesicht war ernst geworden.
    »Hör zu, Musche«, sagte er. »Sei mal vernünftig. Du sagst es selber immer: Ich werde alt. Und scheiße, du hast recht! Seit fast dreißig Jahren schwing ich die Klinge, und inzwischen tun mir selber die Knochen weh, wenn ich ’nen andern schlag. Ich bin langsamer geworden. Und die Nächte draußen und auf’m Boden, die merk ich jedes Mal mehr in den Gliedern.
    Wenn wir so weitermachen, wie lang wird’s dauern, bis ich einmal zu langsam bin? Und was wird dann aus dir, eh? Ne, ich such mir ’n Altenteil, wie du gesagt hast. Dafür muss ich mit was Fettem aussteigen. Für uns beide, Musche, verstehst du? Wenn man schlau ist, dann merkt man, wenn’s vorbei ist, bevor der Knöchler einem auf die Schulter tippt und einen daran erinnert.«
    »Für uns beide, du?«, gab Tori zurück. Trotzig schob sie die Oberlippe vor. » Du wirst alt. Ich komm zurecht. Ich steh gut genug auf meinen Beinen und muss nicht vor Finckels und Dämonen knien.«
    Mart verdrehte die Augen. »So dämlich, Musche! Ich hab dich gut ausgebildet. Das ist dir zu Kopf gestiegen. Schnell bist du, und ganz kräftig … für so ’n Mädchen. Aber das reicht nicht. Ich hab dir beigebracht, wie wir Seite an Seite kämpfen. Zusammen sind wir stärker als zwei, was sag ich, als drei Männer oder mehr!
    Aber du allein … schau dich an, du dünnes Ding! Wie oft musst ich dir den Rücken freihalten, weil sonst irgendjemand reingehackt hätt? Du bist flott im Zweikampf, aber in ’ner echten Schlachtreihe, da wirs’te im Nu zerquetscht.
    Neee, Kindchen. Allein biste

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