Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)
wär’s, Elphine.«
Elphine schritt voll anmutiger Würde aus dem Wintergarten. Bree sah ihr nachdenklich hinterher. »Ist sie schon lange bei Ihnen? Mrs. Mather, meine ich«, fragte sie Liz.
»Wer, Elphine? Nein. Die habe ich gerade erst am Tag vor Skinners Tod eingestellt. Meine letzte Haushälterin hatte sich irgendetwas Dummes eingefangen und hat gekündigt. Oder hat sie sich ein Bein gebrochen? Kann mich nicht mehr erinnern. Die kommen alle über eine Agentur zu mir. Jedenfalls hat mir die Agentur Elphine geschickt, nachdem die andere mich im Stich gelassen hatte.« Sie trommelte mit den Fingern auf die Armlehne des Sofas. »Ich hab heute Nachmittag noch ein Treffen mit potenziellen Investoren. Könnten wir bitte weitermachen?«
»Sie wollten mir etwas über Mr. Skinners Feinde in der Geschäftswelt erzählen. Kannten Sie ihn von Anfang an gut?«
»Ich wollte Ihnen gar nichts erzählen. Aber zumindest gibt es, was meine Karriere angeht, keine Geheimnisse. Das ist in den Businessjournalen weiß Gott oft genug breitgetreten worden. Er hat mich vor zwanzig Jahren ange heuert. Ich hatte gerade meinen Abschluss an der Wharton School gemacht und wollte so schnell wie möglich irgendwo als Finanzfrau einsteigen. Damals war er gerade dabei, das Überseegeschäft auszubauen.« Sie verstummte und bekam einen nachdenklichen Blick. »Skinner«, sagte sie nach einer Weile, »war kein netter Mensch. Er benutzte andere. Er war anspruchsvoll und rachsüchtig. Wenn man ihm in die Quere kam, konnte man sich auch gleich einsargen lassen. Und seine Frau war ihm ebenso egal wie seine Kinder oder sonst wer.«
»Haben Sie selbst Familie?«, fragte Bree.
»Ich?« Sie schnaubte verächtlich. »Was zum Teufel sollte ich denn mit einer Familie anfangen? Alles, was ich brauche, sind geschäftliche Aktivitäten. Bei Skinner war das genauso.« Sie schüttelte bewundernd den Kopf. »Ich will Ihnen mal was sagen, Miss Beaufort. Er war ein Supergeschäftsmann. Alles, was er anfasste, wurde zu Gold. Ich bin mit hunderttausend Dollar Darlehensschulden und den Kleidern, die ich auf dem Leibe trug, von Wharton abgegangen. Nach fünf Jahren besaß ich zwei Millionen. Innerhalb von zwanzig Jahren wurde ich richtig reich.« Sie hob die Hand und fing an aufzuzählen: »Ich habe ein Haus in Palm Beach, eine Wohnung in London …« Sie verstummte. »Was sehen Sie mich denn so an?«, schnauzte sie. »Haben Sie auch nur eine blasse Ahnung, wie viel ich besitze? Ich habe …«, sie biss sich auf die Lippe, » … alles, was ich mir je gewünscht habe«, fügte sie mit trotziger Miene hinzu.
Bree warf einen Blick auf ihren Notizblock, auf den sie geistesabwesend ein weinendes Gesicht gekritzelt hatte. Sie wusste nicht so recht, ob Liz Overshaw ihr leidtat oder nicht. Sie mochte sie nicht besonders, so viel war klar. »Ohne Zweifel eine eindrucksvolle Leistung.« Bree holte tief Luft. »In all dieser Zeit muss sich Mr. Skinner viele Feinde gemacht haben.«
»Wissen Sie«, erwiderte Liz, »das glaube ich eigentlich nicht. Oh, im Laufe der Jahre hat es vielleicht ein halbes Dutzend Leute gegeben, die ihm gern den Hals umgedreht hätten. Aber nicht viel mehr. Er war ein Dreckskerl, aber er war ein ehrlicher Dreckskerl. Er hat niemals jemanden über den Tisch gezogen. Zumindest niemanden«, verbesserte sie sich, »der es nicht verdient hätte.«
Bree machte ein erstauntes Gesicht.
»Klar, ich kenne seinen Ruf«, fuhr Liz fort. »Ich hab ja auch nicht gesagt, dass er nett war, denn das war er wirklich nicht. Aber er war kein Gauner. Und er konnte Gauner nicht ausstehen.«
»Sie haben von etwa einem halben Dutzend Feinden gesprochen, die er sich im Laufe der Jahre gemacht hat. Lassen Sie uns mit denen aus der letzten Zeit anfangen. Und denen, die in Savannah waren, als er gestorben ist.«
»Weil Sie annehmen, dass ihn diejenigen aus der weit zurückliegenden Vergangenheit inzwischen längst abserviert hätten?« Liz schüttelte den Kopf. »In dieser Richtung brauchen Sie gar nicht zu suchen. Ich habe Ihnen doch gesagt, wo Sie suchen müssen. Skinner wurde von einem dieser vier ermordet. Fairchild, Montifiore …«
»Stubblefield und Miss McFarland«, ergänzte Bree. Sie holte tief Luft. »Na okay. Aber wie steht es mit dem Motiv?«
»Ist mir ein Rätsel.«
»Gibt es denn eine aktuelle Verbindung zwischen den vieren?«
»Natürlich.« Ungehalten runzelte Liz die Stirn. »Ich dachte, darüber wüsste jeder in Savannah Bescheid.«
»Ich bin erst
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