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Im Namen der Engel

Im Namen der Engel

Titel: Im Namen der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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stand ein großer Käfig mit einem Vogel.
    Bree zwinkerte ihm zu. Der Vogel zwinkerte zurück und sagte: »Hallo.«
    »Hallo«, erwiderte Bree.
    »Hallo.«
    Sie hörte das leise Gleiten des Rollstuhls hinter sich und drehte sich um. Lächelnd sah sie Professor Cian quino an. »So könnte er wohl den ganzen Tag weitermachen, wie?«
    »Wohl kaum«, meinte der Vogel.
    »Ist das ein afrikanischer Graupapagei?«, fragte Bree voller Interesse. »Ich hab mal irgendwo gelesen, dass sie einen Wortschatz von über zweihundert Ausdrücken haben können.«
    »Papageien!«, sagte der Vogel und spuckte aus. »Wohl kaum!«
    »Sei still, Archie.« Professor Cianquino hatte zwei Flaschen Wein im Schoß liegen. Er zeigte in Richtung Zimmerecke, wo ein Kartentisch an der Wand stand. »Ich denke, da drüben können wir uns niederlassen.«
    Bree räumte einen Stapel Papier, zwei Schnellhefter und die aktuelle Ausgabe des Savannah Daily vom Tisch. Sie brachte die Sachen im nächstgelegenen Bücherregal unter, auf einer Reihe von Büchern mit dem Titel Der kommentierte Koran .
    »Nicht den blauen Schnellhefter und nicht die Zeitung. Ich möchte, dass Sie beides lesen, während wir essen.«
    Bree sah ihn überrascht an.
    Er lächelte. »Sie haben die Büroräume gemietet und Ihr Firmenschild ans Haus gehängt?«
    »O ja. Besser gesagt, fast. Heute habe ich einige Möbel gekauft. Und ich hab mir Büroräume gesucht, aber die Hauswirtin hält nichts von einem Mietvertrag.«
    Er zuckte die Achseln. »Vielleicht brauchen Sie ja auch gar keinen. Wenn Sie wollen, hätte ich einen Fall für Sie, aber darüber sprechen wir erst, wenn wir gegessen haben.«
    Bree tat den Hühnchensalat auf aufgeschnittene Brioches und ließ sich ein Glas Wein einschenken. Nachdem sie auf einem wahrhaft unbequemen, mit Schnitzereien versehenen Holzstuhl Platz genommen hatte, den Teller auf dem Schoß, das Weinglas in der Hand, kam sie zu dem Schluss, dass jetzt der geeignete Moment gekommen war. »Ich danke Ihnen vielmals für die Büromaterialien, Professor Cianquino. Und für das Handy! Es ist einfach wunderbar! Obwohl ich schon eins besitze und nicht so recht weiß, ob ich überhaupt die Möglichkeit habe, den Vertrag mit Verizon zu kündigen. Trotzdem vielen herzlichen Dank!«
    Er lächelte breit. »Ich liebe die Manieren der Südstaatler. Sie sind manchmal fast so wie die der Chinesen, ein Volk von exquisiter Höflichkeit. Ich höre natürlich das Aber , das sich hinter Ihren höflichen Worten verbirgt.«
    »Das nimmt mir den Wind aus den Segeln«, erwiderte Bree bedrückt. »Es ist nur so, dass …«
    »Sie können die Geschenke selbstverständlich ablehnen. Aber ich würde Sie bitten, bevor Sie ablehnen, alle Konsequenzen zu bedenken, die Ihre Entscheidung haben würde. Besonders, was das Handy betrifft. Das ist ein Kommunikationsmittel, auf das Sie nicht verzichten sollten.«
    »Ich verstehe nicht ganz, was Sie damit meinen«, sagte Bree.
    Er stützte die Ellbogen auf die Armlehnen des Rollstuhls und legte die Fingerspitzen aneinander. »Offen gesagt, es ist schwierig, den richtigen Anfang zu finden.« Nachdem er einen Moment nachgedacht hatte, sagte er: »Haben Sie den Anruf von Bennie Skinner entgegengenommen?«
    Bree, die ihre belegte Brioche gerade zum Mund führte, hielt inne. »Wie bitte?«
    Professor Cianquino wartete, den Kopf ein wenig zur Seite geneigt, als lausche er auf etwas.
    Bree legte ihr Sandwich auf den Teller. Sie war von vornherein nicht sonderlich hungrig gewesen. »Nein, das habe ich ganz bestimmt nicht. Wie denn auch?« Sie sah ihn durchdringend an. »Sie wissen doch, dass er gestern Nachmittag gestorben ist.«
    Professor Cianquino wies auf den Savannah Daily , dessen Schlagzeile lautete: »Bekannter Milliardär tot.«
    Bree nahm das Sandwich wieder in die Hand und betrachtete es skeptisch. »Nun, UPS hat das Paket erst um acht Uhr dreißig geliefert. Gegen neun habe ich das Handy aus dem Karton genommen. Der Anruf kam etwa zehn Minuten später. Was ich glaube, ist, dass sein Anruf irgendwie mit Verspätung durchgekommen ist.« Sie fuchtelte mit der Brioche hin und her, sodass Hühnchenteile auf ihren Schoß kleckerten. »Vermutlich ist irgendeine technische Störung aufgetreten, denn der arme Mann konnte natürlich nicht anrufen, nachdem er gestorben war.«
    »Er durfte nur einen Anruf machen«, stellte Professor Cianquino nachdenklich fest.
    Bree schluckte, riss erstaunt die Augen auf und lachte so unbeschwert wie möglich. »Die

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