Im Namen der Engel
Problem mit seinem Dad hatte.«
»Grainger. Ja. Der gute alte Grainger.« Liz kniff die Augen fest zusammen und öffnete sie wieder. »Sie wissen, dass Skinner praktisch mit nichts angefangen hat. War ein bettelarmer Bauernjunge aus Georgia, blablabla. Und Grainger hat nach oben geheiratet.«
»Jennifer, vormals Pendergast«, sagte Bree. »Klar. Ihre Familie ist in Georgia ansässig, seit Oglethorpe alle Rechtsanwälte verbannte.«
»Ich nehme an, Sie kennen sie von früher.« Liz lächelte eisig. »Ihr Debütantinnen haltet zusammen, was? Nun, Miss Jennifer hielt nicht viel von ihrem Schwiegervater und seinem bäurischen Wesen. Besonders als sie herausfand, dass Grainger sein Erbteil schon weghatte und nicht mehr zu erwarten war.«
»Sie könnte also einen Groll auf ihn gehabt haben.«
» Könnte ? Ha! Ich will Ihnen mal was sagen – diese junge Dame hat mit allen Mitteln versucht, Skinner davon abzubringen, dass er die Skinner Foundation ins Leben ruft.«
»Von dieser Stiftung habe ich schon gehört«, sagte Bree. »Die subventionieren all diese PBS-Sendungen.«
»Unter anderem. Jedenfalls profitiert die Stiftung von Skinners Tod. Miss Jennifer wollte das ändern.«
»Hat sie es geschafft?«
Liz zuckte die Achseln. »Schon möglich. Warum fragen Sie sie nicht selbst?«
»Werde ich vielleicht noch tun.
«Liz erhob sich, gähnte und reckte die Arme über den Kopf. »Gott, bin ich erschlagen.« Sie setzte sich plötzlich wieder hin und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Ist Ihre Neugier jetzt befriedigt? Können Sie nun mit Ihren Nachforschungen weitermachen? Cianquino hat mir versichert, dass Sie herausfinden werden, wer Skinner ermordet hat. Stimmt das? Von dem, was Sie bisher erreicht haben, bin ich nicht sonderlich beeindruckt.«
Bree stopfte ihren Notizblock in ihre Aktentasche. Ein Rechtsanwalt brauchte sich nicht alles von seinen Klienten gefallen zu lassen; da gab es gewisse Grenzen. »Darf ich Sie etwas fragen?«, sagte sie betont höflich. »Es betrifft die Vorstellung, dass Skinner ermordet wurde.«
Liz machte ein finsteres Gesicht.
»Mr. Skinner war an Bord der Sea Mew , als er einen Herzanfall hatte und ins Meer fiel. Die einzigen beiden anderen Personen an Bord waren sein Sohn und seine Schwiegertochter. Ich weiß, was … äh, Mr. Skinner Ihnen erzählt hat. Aber was ist mit Ihnen? Glauben Sie, die beiden haben ihn getötet und die Polizei angelogen? Glauben Sie, dass die zwei unschuldig sind und er an einem langsam wirkenden Gift gestorben ist, das ihm im Country Club heimlich in den Drink gekippt wurde?« Bree gestattete sich einen Anflug von Sarkasmus. »War vielleicht jemand Unsichtbares an Bord? Möglicherweise Außerirdische?«
»Er ist nicht im Meer ertrunken«, erwiderte Liz nach einer Weile.
»Nein?«, fragte Bree.
»Er ist nicht im Meer ertrunken.« Liz erschauderte, obwohl die Sonne dabei war, den Kampf gegen die Klimaanlage zu gewinnen und es im Wintergarten immer heißer wurde. Sie riss die Augen weit auf, und ihre Stimme sank zu einem Flüstern herab, als sie wie beschwörend sagte :
»Skinner ist nicht im Meer gestorben.«
Wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, dass, wenn man
das Unmögliche ausgeschlossen hat, dasjenige,
was übrig bleibt – so unwahrscheinlich es auch klingen mag –,
die Wahrheit sein muss?
Arthur Conan Doyle, Das Zeichen der Vier
»Er ist definitiv im Meer ertrunken«, verkündete Ron fröhlich und legte Bree den Autopsiebericht auf den Schreibtisch. Dann machte er es sich auf der Kante des Tisches gemütlich, indem er sich halb auf Brees Aktenmappen niederließ. »Die Lungen – oder was von ihnen übrig ist – waren voller Meereswasser.«
»Was von ihnen übrig ist?«, fragte Bree.
Ron fuchtelte mit einem großen braunen Umschlag in der Luft herum. »Ich habe auch die Autopsiefotos. Es ist erstaunlich, wie schnell die Bürokratie von Chatham County arbeiten kann, wenn der liebe Dahingeschiedene mächtig importante ist.«
Bree sah ihn an. Es war in der Tat erstaunlich. Sie beschloss, Ron nicht allzu genau nach seinen Methoden zu fragen, sondern streckte die Hand nach dem Umschlag aus, den Ron ihr jedoch vorenthielt. »Sie sollten sich die Fotos lieber nicht ansehen.«
»Ich bin nicht sonderlich zart besaitet«, entgegnete Bree ungeduldig.
»Aber ich , Liebes, und als ich das gesehen habe, ist mir beinah das Frühstück aus dem Gesicht gefallen. Irgendwie ist der arme alte Kerl in den Außenbordmotor geraten, als er ins
Weitere Kostenlose Bücher