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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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lösen.
    »Ich mache euch einen Vorschlag«, sagte Schwarz. »Ich lass mich, bis der Fall geklärt ist, hier nicht mehr blicken und belästige euch auch sonst nicht mit meinen Fragen.«
    Die Polizisten nickten unentschieden, aber als Schwarz sich verabschiedete, versprach Kolbinger, Buchrieser ein bisschen auf die Finger zu schauen.
     
    Als Anton Schwarz in seine leere Wohnung kam, sprang ihn die Einsamkeit an. Und das lag nicht am Verlust seines Stammtisches – auf seine Kollegen konnte er gerne mal für eine Weile verzichten.
    Er fuhr den Computer hoch und rief seine Mails auf. Als er keine Nachricht von Eva fand, wollte er selbst eine schreiben. Doch seine Finger blieben bewegungslos auf der Tastatur liegen. Was ist denn los?, dachte er. Es gab eine Zeit, da habe ich so viele Briefe geschrieben. Und Geschichten. Und sogar Liebesgedichte. Aber das war lange her. Sehr lange. Jetzt schaffte er nicht mal mehr ein paar innige Zeilen.

18.
     
    »Patrick.«
    Er erschrak furchtbar.
    Jemand rüttelte an seiner Schulter. »Hörst du mich?«
    Er versuchte sich zu orientieren. Es war stockfinster. Im Bett über ihm grunzte Jannis. Von Slavo und Max war nichts zu hören.
    »Gib mir deine Hand.«
    Es war Pater Anselm, der ihm ins Ohr flüsterte.
    »Ist es schon Morgen?«
    »Nein, ich hole dich zur Vigil.«
    »Zur was?«
    »Jetzt komm schon.«
    Er begriff überhaupt nichts, hatte aber nicht die Kraft, sich zu sträuben. Der Pater zog ihn mit sanftem Nachdruck aus dem Bett.
    »Leise, damit wir die anderen nicht wecken.«
    Patrick war barfuß und trug nur das weiße lange Nachthemd, das sie ihm zum Einstand im Haus der Gnade geschenkt hatten. Er hatte nie so ein Hemd besessen und immer nur in Boxershorts geschlafen. Hier müsse man sich bedecken, hatten sie ihm erklärt.
    Ein kalter Luftzug wehte durch den langen Gang mit der Treppe am Ende. Das leichte Patschen seiner Füße auf dem Boden und das Klacken von Pater Anselms Ledersandalen hallten im Dunkel wider.
    Sonst war es totenstill.
     
    Er kannte das Zimmer inzwischen ziemlich gut. Der Pater hatte ihn nach den Einzelstunden noch zwei Mal allein gelassen, um ihn auf die Probe zu stellen. Aber Patrick hatte nichts mehr geklaut, weil man mit Geld und Wertsachen hier sowieso nichts anfangen konnte. Dafür hatte er einige Geheimnisse entdeckt, ein Versteck mit Cognac und Kondomen zum Beispiel oder eine Kiste mit seltsamen schwarzen Gurten und mehreren Glasröhrchen mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. Er wunderte sich, dass der Pater die Sachen so schlecht versteckt hatte.
    Patrick redete sich jetzt jeden Tag ein, dass das Haus der Gnade seine allerletzte Chance war. Und er hatte zu beten begonnen. Heute vor dem Einschlafen zum Beispiel.
    Es war ein selbst erfundenes Gebet gewesen: ›Lieber Gott, du musst mich echt retten. Ich weiß, dass ich in der Hölle ende, wenn du mich nicht rettest. Ich will alles tun, was die Patres mir sagen, nur damit du mich erlöst. Bitte. Amen.‹
    Überall im Raum brannten Kerzen. Er kniete sich hin, ohne dass der Pater ihn auffordern musste. Er blickte zum Kreuz. Seine Augen brannten. Er hörte, wie die Tür hinter ihm abgeschlossen wurde.
    Das machte der Pater sonst nie.
    Dann sah er Pater Anselms flackernden Schatten an der Wand. Sein Herz begann wie wild zu schlagen. Was sollte das hier werden? Warum kam seine Mutter nicht und holte ihn hier raus?
    Aber die freute sich ja, dass sie die Wohnung jetzt für sich und ihren beschissenen Lover allein hatte.
    »Lasset uns beten«, sagte Anselm.
    Patrick faltete die Hände und versuchte, das Zittern in den Griff zu kriegen.
    »Heiliger Erzengel Michael, verteidige uns im Kampf. Sei unsere Schutzwehr gegen die Nachstellungen des Teufels.«
    Patrick schluckte. Er hatte das Gefühl, dass der Kloß in seinem Hals immer größer wurde.
    »Du Fürst der himmlischen Heerscharen, stoße den Satan und die anderen bösen Geister, die unsere Seelen verderben wollen, mit der Kraft des Herrschers in den höllischen Abgrund hinab.«
    Der Pater stand jetzt dicht hinter ihm. Er legte ihm wie schon so oft die Hand auf den Kopf. Aber Patrick hatte das Gefühl, dass sie diesmal schwerer war. Sie würde ihn zusammenquetschen, bis er ganz winzig war. Dann konnte der Pater ihn mit seinen schwarzen Gurten fesseln, ihm die durchsichtige Flüssigkeit in die Nase träufeln und alles mit ihm machen, was er wollte.
    »Und jetzt bete mir nach, Patrick: Heiliger Schutzengel, reinige mich von allen …«
    Patrick brachte nur

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