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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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wenig Lust, aber wenn er seinen ehemaligen Kollegen nicht das eine oder andere Häppchen hinwarf, konnte er auch nicht erwarten, dass sie ihm Informationen weitergaben.
    »Also: Matthias Sass, Theologiestudent, bringt sich um. Rein zufällig tut das der Pfarrer, der Sass ein väterlicher Freund war, kurz darauf auch.«
    »Und jetzt glaubst du, dieser Pfarrer hätte sich nach dem Suizid des Jungen solche Vorwürfe gemacht, dass er nicht mehr leben wollte?«, sagte Kolbinger und lächelte herablassend.
    »Ich glaube gar nichts. Ich bin mir nicht mal sicher, ob es überhaupt ein Suizid war.«
    »Mein Gott, was denn sonst?«, rief Buchrieser und hob pathetisch die gefalteten Hände zum Himmel.
    »Findest du die Stelle, die er sich ausgesucht hat, nicht seltsam?«
    »Überhaupt nicht«, sagte Buchrieser. »Als Pfarrer von St. Meinrad würde ich mich auch in der Nähe meiner Kirche aufhängen.«
    »Und warum so kompliziert unter dem Steg? Der ist überdacht, da hätte er sich bequem im Gebälk aufhängen können.«
    »Aus Rücksicht wahrscheinlich.«
    »Auf wen?«
    »Auf seine Kirchengemeinde.«
    »Und die Kinder, die unter der Brücke kiffen, die waren ihm egal?«
    »Von denen hat er vielleicht nichts gewusst.«
    »Lasst’s mich mal raus«, sagte Stamm, den die Sache offenbar nicht interessierte, »ich habe wieder zum Rauchen angefangen.«
    Jankl stand auf, um ihn durchzulassen.
    »Wenn du so überzeugt bist, dass es ein Suizid war«, sagte Schwarz zu Buchrieser, »kannst du mir sicher sagen, ob er geplant oder eine Affekthandlung war?«
    Der Exkollege stöhnte auf. »Toni, du weißt doch, wie das bei uns läuft. Wir klären nur, ob jemand anderer seine Finger im Spiel gehabt hat.«
    »Und?«
    Buchrieser schüttelte entschieden den Kopf.
    »Woher stammt das Seil?«
    »Aus dem Leichenschauhaus wahrscheinlich.«
    Schwarz schüttelte energisch den Kopf. »Blödsinn. Es war ein Kletterseil. Bei der Bestattung verwenden sie Hanfseile.«
    »Mein Gott, dann hat er es von daheim mitgebracht.«
    »Hast du dich erkundigt, ob Pfarrer Heimeran Bergsteiger war?«
    »Ja, Herrschaftszeiten«, schrie Buchrieser und drosch mit der Faust auf den Tisch. »Ich lass mich doch nicht von einem Detektiv verhören.«
    »Privatermittler«, sagte Schwarz.
    Kolbinger war hellhörig geworden. Er wusste, dass der Kollege Buchrieser schon länger zu viel trank, nur noch Dienst nach Vorschrift machte und seine Pensionierung herbeisehnte. »Was hat denn der Notarzt gesagt?«
    »Dass es wahrscheinlich Selbstmord war.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Schwarz. »Mehr kann er nach dem ersten Augenschein auch nicht sagen.«
    »Darum lassen wir die Leiche auch obduzieren, damit Nervensägen wie der Herr Privatermittler endlich ihr Maul halten«, brüllte Buchrieser. Für ihn war der Abend gelaufen, und schuld daran war Anton Schwarz. Er trank sein Weißbier in einem Zug aus und richtete die blutunterlaufenen Augen starr auf die Tischplatte.
    Die Stimmung war im Keller.
    »Unter Kollegen wird man so was ja wohl noch ansprechen dürfen«, sagte Jankl.
    »Ein Privatermittler ist er, aber kein Kollege.«
    »Jetzt komm mal wieder runter«, sagte Kolbinger, doch Buchrieser stand auf und taumelte zur Kellnerin, um seine Zeche zu begleichen. Auf dem Rückweg stieß er mit Stamm zusammen, der ahnungslos vom Rauchen zurückkehrte.
    »Nicht so stürmisch, Buchrieser.«
    Der beachtete ihn nicht, sondern fuchtelte mit dem Zeigefinger vor Schwarz’ Gesicht herum. »Der da oder ich. Da müsst ihr euch jetzt entscheiden. Mich seht ihr jedenfalls nicht mehr, bis das hier wieder ein anständiger Polizisten-Stammtisch ist.«
    »Was redet denn der für einen Schmarren?«, sagte Stamm.
    Aber Buchrieser suchte bereits das Weite.
    Die Männer sahen sich betroffen an.
    »Er hat ja recht«, sagte Schwarz, »ich bin kein Kollege mehr.«
    »Blödsinn«, sagte Stamm.
    »Könntest du den Auftrag nicht zurückgeben, Anton, damit ihr euch nicht in die Quere kommt?« Das war ein typischer Vorschlag Kolbingers, der Konflikten am liebsten aus dem Weg ging und wohl deswegen trotz vorübergehender Degradierung Karriere gemacht hatte.
    »Nein, kann ich nicht«, sagte Schwarz.
    »Warum provozierst du den Buchrieser auch so?«
    »Sag mal, spinnst du jetzt? Soll ich vielleicht den Mund halten, wenn der aus lauter Bequemlichkeit einen Mord als Suizid deklariert?«
    »Das ist doch noch gar nicht raus, Anton.« Es war offensichtlich, dass Kolbinger inständig hoffte, das Problem würde sich von selbst

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