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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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aber schon gerne, was unsere Sache ist«, sagte Schwarz, als er Perfall in dessen Büro im dritten Stock gegenübersaß.
    »Natürlich. Ein Gläschen Wein?«
    Schwarz winkte ab.
    »Trauen Sie sich, es ist ein ganz feiner Sauvignon.«
    »Ich bin kein Weintrinker.«
    »Schade. Bier kann ich Ihnen leider nicht anbieten. Beim nächsten Mal, versprochen.«
    Er schenkte sich selbst ein und nahm mit gespitzten Lippen einen Schluck. Schwarz sah sich um. Die hohen Wände waren weiß gestrichen, das alte Parkett offenbar kürzlich durch einen Laminatboden ersetzt worden. Die Büromöbel waren der übliche Standard, die Drucke an den Wänden Kaufhausware.
    »Ich hätte mir den Arbeitsplatz in einem erzbischöflichen Ordinariat auch ehrwürdiger vorgestellt«, sagte Perfall lachend.
    Der Mann weiß, wie man ein entspanntes Gesprächsklima herstellt, dachte Schwarz.
    »Als Erstes möchte ich mich ganz herzlich bedanken, dass Sie so spontan Zeit gefunden haben. Noch dazu, ohne zu wissen, worum es eigentlich geht.«
    »Ich habe so eine Ahnung.«
    »Natürlich haben Sie die. Ich habe ja nur die besten Dinge über Sie gehört.«
    Lüge, dachte Schwarz. Wenn er sich wirklich über mich informiert hat, haben sie ihm im Polizeipräsidium gesagt, dass ich damals Akten frisiert habe. Zwar weiß jeder, der näher mit der Sache zu tun hatte, dass ich das nur für Kolbinger, den Saukerl, und seine Familie getan habe, aber mein Ruf ist trotzdem ruiniert – ganz abgesehen von meiner polizeilichen Laufbahn.
    »Sie sollen vor allem ein sehr hartnäckiger Ermittler gewesen sein.«
    Damit hatte er allerdings recht. Im Vergleich zu Kollegen wie Buchrieser war Schwarz ein echter Terrier gewesen.
    »Wissen Sie übrigens«, fuhr Perfall schmunzelnd fort, »dass Sie ganz ähnliche Antworten bekämen, wenn Sie Erkundigungen über mich einziehen würden? Bis hin zum hässlichen Fleck auf der sonst weißen Weste.«
    Er machte eine Kunstpause, um Schwarz’ Neugier zu befeuern.
    »Ich habe einen Menschen erschossen und hatte keinen Zeugen, dass es Notwehr war.«
    Er ist fast genial, dachte Schwarz. Er zieht mich ins Vertrauen und gibt mir das Gefühl, dass er nichts vor mir verbirgt. Leider kann das auch bedeuten, dass er jede Menge zu verbergen hat.
    »Die Untersuchungen wurden eingestellt, in dubio pro reo , Sie verstehen. Aber die Geschichte ist an mir hängen geblieben und das Arbeitsklima beim LKA hat sich mehr und mehr verschlechtert. Schließlich habe ich die Konsequenzen gezogen und gekündigt. Seither bin ich Freelancer und übernehme Sonderaufgaben wie diese hier.«
    Etwas lange Einleitung, dachte Schwarz, sagte aber höflich: »Jetzt bin ich aber gespannt.«
    Perfall lächelte komplizenhaft. »Sie wissen es doch schon.«
    Schwarz machte eine Unschuldsgeste.
    Perfall wurde ernst. »Es geht um den Verdacht des sexuellen Missbrauchs zumindest eines Minderjährigen.«
    Im Flur hallten Schritte, vor dem Fenster gurrten Tauben. Sonst war es still.
    »Gegen Pfarrer Heimeran?«
    »Richtig.«
    »Welche Indizien haben Sie?«
    »Dieselben wie Sie, nehme ich an. Ich habe bis jetzt auch nur mit der Mutter gesprochen.«
    »Frau Sass hat sich auch an Sie gewandt?«
    »Nein, das hat sie nicht.«
    Er bemerkte, dass Perfall unruhig mit dem Siegelring an seiner linken Hand zu spielen begann.
    »Die Sache ist von anderer Seite an das Ordinariat herangetragen worden.«
    »Von wem?«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    Jemand hat geplaudert, dachte Schwarz, aber wer? Frau Sass war es unendlich schwergefallen, überhaupt über ihren Verdacht zu sprechen. Wen konnte sie ins Vertrauen gezogen haben, nachdem ihr Versuch, Pfarrer Heimeran zur Rede zu stellen, so tragisch gescheitert war? Hatte sie dessen Haushälterin ihr Herz ausgeschüttet? Nein, so eng war die Beziehung zwischen den beiden seines Wissens nicht.
    Schwarz fiel noch eine andere Erklärung ein. Frau Sass hatte die Sache vielleicht gebeichtet. Zwar gab es das Beichtgeheimnis. Er erinnerte sich noch gut an einen Fall zu Beginn seiner Polizeilaufbahn. Da hatte ein Priester sich stur auf das Zeugnisverweigerungsrecht berufen, obwohl zu befürchten war, dass ein Serientäter weitere Prostituierte ermorden würde. Später hatte Schwarz aber auch erlebt, wie ein Geistlicher in seiner Gewissensnot ihm einen versteckten Hinweis auf einen flüchtigen Raubmörder gab.
    »Eine ganz schlimme Geschichte, wenn sie stimmt«, riss Perfall ihn aus seinen Gedanken.
    »Und? Stimmt sie? Was denken Sie?«
    Perfall

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