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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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habe vergessen zu lüften.« Er kippte schnell die Fenster. »Womit kann ich Ihnen helfen?«
    Schwarz stand wie so oft vor der Frage, ob er besser mit verdeckten oder offenen Karten spielte? Weber war sichtlich um Abgrenzung bemüht. Anders als gerade noch vor dem Chor signalisierte seine Körpersprache, dass er keinen Blick in sein Inneres zulassen wollte. Trotzdem hatte Schwarz das Gefühl, es mit einem sympathischen und sonst vermutlich eher offenen Menschen zu tun zu haben. Wahrscheinlich hatte Weber Gründe für sein Misstrauen. Das änderte sich vielleicht, wenn er begriff, dass Schwarz ihm nichts Böses wollte.
    »Ich möchte ganz offen sein«, sagte er und reichte Weber seine Karte. »Ich bin Privatermittler. Frau Sass hat mich engagiert, um herauszufinden, was die wahren Beweggründe für Matthias’ Selbstmord waren.
    »Ich dachte, das ist geklärt?«
    »Bis vor Kurzem dachte ich das auch. Aber es gibt neue Hinweise.«
    Er registrierte, dass er Webers Neugier geweckt hatte. Vielleicht konnte er ihn ja doch aus der Reserve locken.
    »Darf ich fragen, was Ihre Funktion in der Gemeinde ist, Herr Weber?«
    »Ich bin Pastoralreferent.«
    »Das war das Wort, richtig. Ich habe leider wenig Ahnung von der kirchlichen Hierarchie.«
    Weber lächelte. »Wir Pastoralreferenten sind da ganz unten.«
    »Deswegen halten Sie sich auch nicht an den üblichen Dresscode?«
    Er lachte. »Das ist aber nicht der entscheidende Unterschied.«
    »Sondern?«
    »Ich könnte zum Beispiel heiraten.«
    Er schaute unruhig Richtung Pfarrhaus.
    »Verstehe, Sie sind in Eile«, sagte Schwarz. »Wie gut kannten Sie denn Pfarrer Heimeran?«
    Falsche Frage. Er sah es sofort. Weber machte wieder zu und wurde förmlich.
    »Pastoralreferenten sind wegen des Personalmangels in der Kirche inzwischen häufig in mehreren Gemeinden tätig. Pfarrer Heimeran hat mich öfter um Unterstützung gebeten, bei der Firmung oder Krankenbetreuung etwa.«
    »Sie waren auch Betreuer im Ministrantenlager in Steinsberg?«
    Er sah, wie Weber zusammenzuckte.
    »Ja, wieso?«
    Schwarz räusperte sich. »Aber Matthias Sass sind Sie nicht mehr begegnet?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, als ich vor zwei Jahren zum ersten Mal dabei war, hat er bereits nicht mehr ministriert.«
    Schwarz nickte. »Sind Sie letztes Jahr auch mitgefahren?«
    »Ja, da ging es aber nicht mehr nach Steinsberg, sondern nach St. Ottilien. Da haben die Jungen mehr Möglichkeiten.«
    »Pfarrer Heimeran und Sie waren, soviel ich weiß, die einzigen Erwachsenen in diesen Lagern?«
    »Ja, warum?«
    »Hat er mal über seine Beziehung zu Matthias gesprochen?«
    »Nein, nie. Jedenfalls kann ich mich nicht dran erinnern. Hören Sie, Herr Schwarz, ich muss zur Arbeit. Auf mich warten mehrere Altenbesuche.«
    »Nur eine Frage noch.« Er suchte den Augenkontakt mit Rainer Weber. »Können Sie sich vorstellen, dass es zwischen Pfarrer Heimeran und Matthias zu sexuellen Handlungen gekommen ist?«
    Weber starrte ihn an. »Bitte?«
    »Entschuldigung, ich muss Sie das fragen«, sagte Schwarz.
    »Das ist lächerlich, absolut lächerlich.«
    Draußen rief jemand nach dem Pastoralreferenten. »Herr Weber, wo bleiben Sie denn?«
    »Sie sind auf der völlig falschen Spur, Herr Schwarz«, sagte Weber deutlich leiser und wandte sich zur Tür. »Ich bin hier, ich komme!«
    Er hatte die Türklinke schon in der Hand, als er sich noch mal zu Schwarz umwandte und ihn eindringlich ansah. »Tun Sie mir einen Gefallen. Reden Sie über diese Geschichte nicht mit dem Dekan. Am besten wäre es, er würde Sie hier gar nicht sehen.«
    Dann verließ er eilig den Pavillon. Schwarz konnte durch ein Fenster beobachten, wie Weber einem korpulenten Mann Richtung Pfarrhaus folgte. Das musste Dekan Wels sein.
    Ich war auch schon mal besser in Form, dachte er, als er das Pfarrzentrum verließ. Er blickte sich noch einmal um und hatte nicht den Eindruck, dass sich irgendjemand für ihn interessierte. Warum sollte er denn nicht gesehen werden? Kein Mensch in der Gemeinde St. Stephan kannte ihn, und schließlich trug er kein Schild Privatermittler auf der Stirn.
    Ich war nicht nur schon mal besser in Form, dachte Schwarz, dieser Auftritt war unterirdisch. Ich habe ja überhaupt nichts rausgefunden – außer dass der Mann Angst hat. Ich habe mich von seiner Nervosität anstecken lassen und ihn viel zu schnell in die Enge getrieben. Obwohl, woher sollte ich wissen, was für ihn unangenehm ist? Ausrede, dachte Schwarz, ein guter Ermittler hat

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