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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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ihn um.
    »Habe ich mich verhört, oder hast du tatsächlich von ausnutzen geredet?«
    Sie trotzte seinem Blick.
    »Hältst du mich wirklich für so berechnend, Luisa? Kannst du dir nicht vorstellen, dass ich mich einfach in sie verliebt habe? Und sie sich in mich?«
    »Das fällt mir, ehrlich gesagt, schwer.«
    »Okay, ich bin alt, arm und seltsam, sie ist jung und wunderschön. Ich weiß, das klingt nicht unbedingt nach einer idealen Kombination.«
    »Genau das meine ich, Papa. Eva hatte ein schweres Trauma, und du hast sie davon vielleicht erlöst. Und jetzt denkt sie, dass sie dich liebt.«
    »Du glaubst, sie bildet es sich nur ein?«
    »Ja, das befürchte ich.«
    Schwarz spürte einen Kloß im Hals und hustete. »Und was erwartest du von mir? Soll ich Eva sagen, dass sie sich leider irrt? Soll ich sie wegschicken, wenn sie mich das nächste Mal sehen will?«
    Luisa seufzte. »Das tut weh, ich weiß, aber es wäre wahrscheinlich das Beste für euch beide.«
    Sie lächelte etwas unsicher, und Schwarz hatte zum ersten Mal den Eindruck, dass ihr nicht wohl bei der Sache war.
    Aber das konnte seinen Zorn jetzt nicht mehr bremsen. Er sprang auf.
    »Vergiss es, Luisa.«
    Sie erschrak.
    »Mir ist es scheißegal, wie du mich findest. Es ist absolut lächerlich, dass ich Eva ausnutzen soll. Wenn du dir in deiner WG-Spießer-Welt eine Beziehung zwischen ihr und mir nicht vorstellen kannst, ist das dein Problem, nicht meins.«
    Er wandte sich zur Tür. »Jetzt geht dein widerlicher Vater, damit du dich nicht weiter ekeln musst. Tschüs.«
    Luisa lief ihm hinterher. »Papa, bitte!«
    Aber ihm reichte es für heute.
    Auf der Fahrt von der Siedlung am Pasinger Knie zum Parkplatz hinter dem Koh Samui versuchte Schwarz, sich zu beruhigen. Eigentlich war das Ganze absurd: Er hatte vor Luisa seine Liebe wie ein Löwe verteidigt, dabei war er sich unsicher, ob es sie so überhaupt noch gab. Möglicherweise hatten sich Evas Gefühle nach ihrer Verstimmung am Alten Wirt deutlich abgekühlt.
    Warum bloß war er so ungeschickt gewesen und hatte Eva so vor den Kopf gestoßen? Hatte er in den Jahren als einzelgängerischer Privatermittler und getrennt lebender Ehemann seine sozialen Fähigkeiten eingebüßt? War ihm die Einfühlung in die weibliche Psyche völlig abhanden gekommen?
    Sollte er noch einmal versuchen, sie anzurufen? Oder tat er damit genau das Falsche?
    Schwarz beschloss, erst einmal mit der Entrümpelung seiner Wohnung weiterzumachen. Er wollte ein sichtbares Zeichen setzen, dass ein neuer Abschnitt in seinem Leben begann – einer mit Eva hoffentlich.
    Als er, wie immer außer Atem vom Treppensteigen, vor seiner Wohnungstür in der rechten Hosentasche nach dem Schlüssel suchte, bemerkte er einen Zettel, der zwischen Rahmen und Türblatt steckte.
    Er zog ihn heraus und faltete ihn auf.
    Muss Sie dringend sprechen. Warte im ›Sirs‹. R. W.

27.
     
    Das Sirs lag mitten im Glockenbachviertel. Schwarz suchte eine halbe Stunde vergeblich nach einem Parkplatz und stellte den Golf schließlich resigniert vor eine Einfahrt gegenüber der Bar. Sollten sie ihn doch abschleppen oder ihm die Reifen zerstechen.
    Aber vielleicht hatte er ja auch Glück.
    Durch die großen Fenster sah er, dass das Sirs gut besucht war. Er trat durch die aus Glasbausteinen zusammengesetzte Eingangstür in das Lokal. Die zwei Etagen waren rappelvoll. Es war laut, er kannte die Musik nicht, sie klang synthetisch. Die Wände waren mit Unmengen bunter, von innen beleuchteter Glassteine dekoriert, die Tische aus Bakelit.
    Schwarz blickte sich suchend um. Er sah junge Männer in Gruppen und als Paare, junge Männer im Gespräch mit alten Männern und einsame alte Männer. Er sah keine Frau und begriff erst jetzt, was es mit dem Namen Sirs auf sich hatte.
    »Zum ersten Mal hier?«, fragte ein Kellner, dessen athletischer Oberkörper das schwarze Stretchhemd zu sprengen drohte.
    »Sieht man mir das an?«
    »Nein, aber ich kenne unsere Gäste. Wirst du erwartet?«
    »Hm.«
    »Verrätst du mir den Namen?«
    Schwarz hüstelte. »Rainer.«
    Der Kellner nickte. »Komm mit.«
    Er überwand die Wendeltreppe zur oberen Etage mehr springend als steigend, und Schwarz hatte Mühe, ihm zu folgen.
    »Er sitzt ganz hinten, da ist die Musik nicht so laut. Viel Spaß!«
    Schwarz fühlte sich deutlich unwohl in seiner Haut. Auf seinem Weg zum anderen Ende des Raums wurde er von allen Seiten gemustert. Es waren weniger neugierige als mitleidige Blicke.
    War er zu alt für

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