Im Namen Des Schweins
Institut Limousinen. Mal sehen, Wer mehr entdeckt.«
»Iiigittigitt, Lucky Strike, ich rauch nur Marlboro Light …«
»Naa guuut, dann kauft Dir der liebe Onkel Tomas später auch Marlboros im Deli. Aber erst kommt das Ei.«
***
Mittwoch sind sie zum ersten Mal zum Mittagessen verabredet. Suzanne meint, sie könne nur eine Stunde, von zwei bis drei, und T verbringt daraufhin einen Teil seines Vormittags damit, ein geeignetes Restaurant in der Nähe des Instituts ausfindig zu machen. Weder zu einfach noch zu elegant sollte es sein, irgendwas in der Mitte, gerade richtig für ein angenehmes, unbeschwertes Essen an einem Arbeitstag. An der 3. Ecke 40. oder so macht ein Restaurant von außen den Eindruck, als sei er fündig geworden: Goldberg and McQuency, Steak and Chops steht auf dem Schild. Eine witzige Mischung aus nordischem Cottage, japanischer Hütte und Jugendstilpalais, umstellt von Wolkenkratzern. Es erstreckt sich über die einzigen zwei Stockwerke.
»Hast Du Lust auf Fleisch?«, fragt er Suzanne, als sie durch die Drehtür des Instituts kommt.
»Was für Fleisch?«
»Das zum Essen.«
»Hmmmm ja …«
»Gut, dann gehen wir Fleisch essen.«
»Wo denn? Ich muss in einer Stunde …«
»Auf der 7. ein kleines Stück Richtung Uptown. Ein freies Taxi kannst du vergessen. Soll ich Dich auf die Schultern nehmen oder willst Du lieber rennen?«
»Mmmmm … lieber auf die Schultern.«
»Gut, dann musst Du Dir nur noch Dein Kleid ausziehen, sonst kannst Du Dich nicht rittlings hinsetzen. Mach Dir wegen der Leute keine Gedanken, vor kurzem habe ich einen Farbigen in Unterhose auf der Fifth Avenue gesehen und niemand hat geschaut.«
Sie laufen zügig, schneller noch als die anderen Passanten, und reden auf dem Weg wenig. Als sie erhitzt im Restaurant ankommen, sehen sie dort bereits zwei Grüppchen von Geschäftsleuten an der Bar in der Nähe des Eingangs auf einen freien Tisch warten. Ein paar andere Leute warten auf Barhockern oder essen mehr oder weniger im Stehen. T schlägt Suzanne vor, den Kellner zu fragen, wann ein Tisch für zwei Leute frei wird, aber sie findet, das sei eine gute Gelegenheit für ihn, Englisch zu sprechen. Nach kurzer Überlegung schlägt er ihr folgende Formulierung vor: Should we wait too long for a table? Suzanne kräuselt die Nase und rät eher zu: How long should we have to wait for … T spricht es ihr nach und stoppt vorsichtshalber, um sich nicht zu verhaspeln, den ersten Kellner, der ihm über den Weg kommt. Einen verdächtig kleinen und dunkelhaarigen Mann, der ihm auch sofort auf Spanisch antwortet: in etwa zehn Minuten. Sie bestellen erst einmal zwei kleine Bier, die ihnen der Kellner zusammen mit den beiden Speisekarten bringt. T hat keine Ahnung, was prime ribs sind oder ein Sirloin und Suzanne übersetzt ihm das als Kotelett und Rumpsteak. Fast alle Gerichte sagen ihm gar nichts, aber es sind so viele, dass er lieber nicht weiter fragt und munter verkündet, dass er sich ein Cajun steak rib bestellen wird. Er weiß zwar nicht, was ihn da genau erwartet, aber abgesehen von den Langusten ist es das Teuerste auf der Karte und damit will er Suzanne zugleich das Gefühl geben, dass sie nicht auf die Preise, die übrigens ziemlich gepfeffert sind, schauen muss. Sie fragt ihn, ob er sich im Klaren sei, was sich hinter einem 28 Unzen großen Stück Fleisch verbirgt (28 oz. steht in der Karte unter dem Gericht). Er weiß es nicht. Sie warnt ihn schon mal vor, dass er dann mindestens ein dreiviertel Kilo roten Fleischs bekommen wird. »Umso besser, ich habe Hunger«, sagt er. »Gut, ich nehme die Tagessuppe und ein roast beef hash«, sagt sie.
»Was ist Hash?«
»Hackfleisch.«
T kennt die Weine nicht, allesamt französische oder kalifornische. Suzanne sagt, sie auch nicht, aber sie Wolle auch lieber keinen probieren, weil sie am Nachmittag noch arbeiten müsse. T würde sich am liebsten auf die Zunge beißen, muss dann aber doch unbedingt wissen, was zum Teufel er sich unter einem crackling pork with firecracker applesauce vorzustellen habe – USA Today’s Gericht des Jahres.
»Das müsste eine knusprige Schweinshaxe mit Apfelkompott sein.«
»Aha …«
Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ein anderer Kellner kommt und ihnen einen Platz im Saal des oberen Stockwerks zuweist, haben sie ausschließlich über Essen geredet.
Der Speisesaal, in den sie geführt werden, ist trotz seiner Ausmaße gemütlich. Die Deckenlampen sind schön und auch die Deckenfenster, die den Blick
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