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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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einer viktorianischen Zofe, die auf dem Diwan zusammensinkt: Oooooohhhhhnmacht. Wie ein onomatopoetischer Ausdruck des Kleinmuts selbst.
    Drei Limousinen. Er ist sicher ein Typ mit Humor, er braucht nur einen guten Anlass, um ihn zu entwickeln. Vier Limousinen. Bei der elften Limousine ist es fünf vor zehn. Er begibt sich in der festen Überzeugung, über unbeschränkte Fähigkeiten im Wortspiel zu verfügen, Richtung Café. Zwölf Limousinen. Als er sieht, dass genug Tische frei sind, bleibt er an die Hauswand gelehnt stehen, draußen neben der Tür, und läutet eine neue Etappe des Wartens ein, indem er diesmal die Köfferchen der leitenden Angestellten zählt.
    Zwischen dem siebten und achten taucht Suzanne auf.
    In ihrem weißen Kleid sieht sie aus wie das strahlende, königliche Exemplar einer Büroangestellten.
    »Wartest Du schon lang?«
    »Zwölf Limousinen lang und acht Köfferchen von Bürohengsten. Aber es hat sich gelohnt.«
    Sie gehen ins Café und setzen sich an einen Tisch neben der Glastür. Still schauen sie in die Frühstückskarte. Nach kurzer Zeit erscheint eine farbige Kellnerin mit Schürze und einem spitzen Hütchen und gebärfreudigem Becken. Sie notiert: Nummer 2 für die Dame, die 3 für den Herrn und zwei Kaffee.
    »Und«, fragt Suzanne, »was gibt’s Neues seit gestern?«
    »Es gibt schon was. Aber dafür müsste ich mal sehr ernst mit Dir reden. Bist Du bereit?«
    »Warte.« Sie tut so, als würde sie sich die Haare und den Kragen des Kleids zurechtrücken. »Kann losgehen.«
    »Also: Ich habe über unser spanisch-irisches Bündnis nachgedacht. Ich denke, wir sollten uns eine Satzung geben.«
    »Aha … Und an was hast Du da gedacht?«
    »Am allerwichtigsten ist erst einmal, dass wir festlegen, am Anfang mindestens eine Sitzung pro Tag abzuhalten.«
    »Puh …«
    »Ja, ja, ich weiß, dass Du eine überaus beschäftigte Frau bist. Aber so schwierig dürfte das gar nicht werden, weil ich im Gegensatz dazu ja zeitlich flexibel bin:
    Ich könnte zum Frühstück, Mittagessen, Abendessen und um Mitternacht mit Dir die Treppen zum Empire State Building hinauflaufen …«
    »Ich habe schon immer davon geträumt, einmal um Mitternacht die Treppen zum Empire State hochzulaufen. Nur weiß ich nicht, ob ich die richtige Garderobe dafür besitze …«
    »Am besten wären ein Helm und Stützstrümpfe von Jean Paul Gauthier …« Sie lacht. »Und? Kann ich bei einer Sitzung pro Tag mit Dir rechnen?
     
    »Hm … mit meinen Mitbewohnerinnen steht noch ein jumping von der Brooklyn Bridge aus … Aber ich werde mal sehen, was sich machen lässt.
    »Wunderbar, damit wäre der erste Artikel der Satzung bereits abgesegnet: ›Das Bündnis setzt eine tägliche Versammlung fest, es sei denn, ein Mitglied der oben genannten Institution ist wegen eines jumping verhinderte Ich will jetzt keinen Rückzieher machen, aber falls wir eines Tages echt mal auf das Empire State hoch wollen, wäre ich Dir sehr dankbar, wenn wir mit dem Fahrstuhl fahren könnten … Mein Kniegelenk ist etwas lädiert …«
    »O.K., dann also nix mit Treppen um Mitternacht …
    »O.K., damit wäre der ernsthafte Teil der Unterhaltung beendet. Und jetzt: Iss bitte etwas! Du kannst doch nicht den ganzen Vormittag mit leerem Magen herumlaufen.«
    In dem Gesichtsausdruck, mit dem sie auf ihren Teller schaut, zeichnet sich kein großer Appetit ab: »Puh …
    »Na, los, sonst kommt die Kellnerin mit dem dicken Hintern und nimmt Dich mit zu den anorektischen Sekretärinnen.«
    T streckt seinen Arm aus, um ihr Besteck zu greifen und ein Stück von der Wurst abzuschneiden. Dann führt er die Gabel zu ihrem Mund. Sie akzeptiert den Happen, aber holt sich die Kontrolle über die Gabel zurück und protestiert: »Ich habe überhaupt keinen Hunger …«
    »Was heißt hier, keinen Hunger haben. Schau mal, ich esse auch was.« Er schneidet noch ein Stückchen Wurst ab, diesmal auf seinem Teller: »Mmmm, wie lecker … Und jetzt tunken wir den Toast ins Ei, siehst Du? Ein echtes Ei direkt vom elektrischen Stuhl, made in USA.«
    Suzanne lacht:
    »Ich mag keine Elektrostuhleier, ich hätte gern einen Saft …«
    »Kommt gar nicht in Frage: Bevor ich nicht gesehen habe, dass hier ein Happen Ei gegessen wird, gibt’s keinen Saft.«
    »Lieber einen Toast mit Butter …«
    »Erst das Ei. Und ein paar Kartoffeln. Oder willst Du ein Leben lang als Teeny herumflitzen? Zur Belohnung gibt’s dann auch eine Lucky mit Filter, okay? Und wir zählen auf dem Weg zum

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