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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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dort, nicht?«
    »Ja, ist gut …«
    Zwei Minuten später steht der Kommissar wieder in der Küche.
    »Und? Was hat er gesagt?«, fragt Mercedes, die von der Leiter gestiegen ist.
    »Nichts Besonderes, nur dass er gerade aus Dublin angekommen ist … Er ist jetzt zu Hause.«
    »Gütiger Gott, was für eine Art, sich in der Welt herumzutreiben … Wie geht es ihm?«
    »Keine Ahnung … Gut … Er wird es uns sicher am Sonntag erzählen.«
    »Gut, dann mache ich eine Fischpaella, wie findest Du das?«
    »Sehr gut, aber besser noch finde ich das am Samstag.«
    »Jetzt hör mir aber auf mit diesem Unsinn, heute ist erst Mittwoch …«
    ***
    Nach dem Kuscheln am Sonntagvormittag in aller Frühe, geht der Kommissar allein hinunter zum Strand. Die unbeständige Sonne und ein leichter Wind haben seine Frau abgeschreckt. Das Wasser ist besonders kalt. Der Kommissar ist nur die paar Züge bis zu den Booten geschwommen und voll berstender Energie wieder aus dem Wasser gestiegen. Dann hat er sich so lang in die Sonne gelegt, bis die Sonntagszeitung ausgelesen war, fast eine Stunde.
    Wieder zu Hause, unter der Dusche, ist ihm der Kontrast zwischen dem weißen Schaum der Seife und seiner Haut aufgefallen, die jenseits der Badehose deutlich gebräunt ist. Vielleicht sollte er sich eine kaufen, hat er überlegt, die über den Oberschenkeln kürzer ist und tiefer auf der Hüfte sitzt, um die weiße Zone kleiner zu halten.
    »Hast Du gemerkt, dass ich brauner bin als Du?«, fragt er seine Frau, nachdem er sie gebeten hat, ihm den Rücken einzucremen. Aber nicht nur die Farbe der Haut hat sich verändert, auch seine Muskulatur. Er geht jetzt aufrechter. Der Bauch ist immer noch da und auch die Brust, unter deren Falten sich eine für die Sonne unerreichbare weiße Linie abzeichnet. Aber er fühlt sich beweglicher. Als würde er etwas von seiner Athletik aus den Zeiten als Ausbilder in der Akademie zurückgewinnen. Er beäugt bisweilen seine Bizeps im Spiegel, wenn ihn seine Frau allein im Bad lässt. Die Muskeln sind kräftig, auch wenn sie sicherlich unter einer Schicht Orangenhaut liegen, aber es sind kräftige Muskeln, viel kräftigere als die von diesen Jugendlichen, die in ihren Muskelshirts angeberisch herumlaufen. Manchmal betrachtet er sich mit Stolz aus den Augenwinkeln im Spiegel, wenn er sich den Spitzbart stutzt, der zu guter Letzt aufgehört hat, zu stacheln.
    Dann zieht er seine vanillefarbenen Bermudas über, an die er sich mittlerweile gewöhnt hat, dazu die weichen Mokassins, ohne Strümpfe, und in einem Moment des Übermuts probiert er das Strandhemd an, das ihm seine Frau auf dem Markt gekauft hat. Bis jetzt hat er es noch nicht eingeweiht, weil ihm das getüpfelte Rosa und die winzigen Blumen nicht ganz geheuer waren.
    Er knöpft lediglich die untersten vier Knöpfe zu und setzt die neue Brille auf. Sie hat einen Aufsatz, der sie in eine Sonnenbrille verwandelt. Dann erscheint er nach Rasierwasser duftend in der Küche.
    »Wie sehe ich aus?«, fragt er seine Frau.
    »Oho! Du hast ja das Hemd mit den Blumen angezogen …« Sie rückt den Kragen zurecht und zieht am Saum, der nach vorne absteht. »Es steht Dir gut, aber steck es lieber in die Hose.«
    Der Kommissar steckt das Hemd in die Hose, wofür er den elastischen Hosenbund der Bermudas weitet.
    »Ist es nicht zu auffällig?«
    »Du Dummkopf, Du siehst blendend aus«, sie streckt sich, um ihm einen Kuss zu geben, »und Du riechst so gut. Los, raus mit Dir. Wann kommt der Bus an?«
    »In zehn Minuten.«
    Der Busbahnhof ist kaum zwei Straßen entfernt, so dass der Kommissar sich nicht zu beeilen braucht. Er schlendert zum Platz, der direkt davor liegt, und setzt sich auf ein schattiges Bänkchen. Die wieder entdeckten Bizeps werden auf der Rückenlehne zur Schau gestellt. Er spiegelt sich von Kopf bis Fuß in den Scheiben des Busbahnhofs. Einen Moment lang fällt es ihm schwer, dieses Spiegelbild mit dem Bild von sich in Einklang zu bringen, das er im Kopf hat. Jedenfalls sieht er keineswegs mehr aus wie ein Notar. Eher noch wie ein Gangster, ein Urlaubsgangster, denkt er …
    Als die Uhr am Busbahnhof fünf nach zwölf zeigt, schiebt sich ein massiger Autobus zwischen ihn und sein Spiegelbild. Nach dem Schild hinter der Windschutzscheibe zu urteilen, müsste das der sein, auf den er wartet. Als die Türen sich öffnen, steht der Kommissar auf und geht um den Bus herum, um sich vorne beim Ausstieg der Passagiere zu postieren. T ist einer der Ersten, der

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