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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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Tag Festtag gewesen. Ihr Männer versteht halt nichts von diesen Dingen …«
    Pause.
    »Ach nein?«
    »Nein. Man darf es damit nicht übertreiben. In diesem Leben muss man mit allem Maß halten.« Es quietscht, während sie über das Resopal wischt. »Den Fehler machen die Ehepaare heutzutage, und dann halten die Ehen nicht einmal mehr drei Jahre. Außerdem warst Du zu den Zeiten, als ich mit Ellenbogen arbeitete, auch nie mit einem Mal zufrieden …« Sie steigt von der Leiter, um das Wischtuch auszuwaschen.
    »Ja, klar, ich war so gierig, weil wir es immer nur an Samstagen machten …«
    »Nicht nuuur an Samstaaagen …«
    »An Samstagen und zu anderen festlichen Anlässen … Jedenfalls bin ich schon lange nicht mehr dafür, es mehrmals hintereinander zu treiben … Dafür müsste ich mir sowieso erst eine Packung Viagra besorgen …«
    »Das würde uns gerade noch fehlen: Viagra. Gott bewahre uns vor dem Bösen!«
    »Eigentlich ging es um etwas ganz anderes: Warum nur einmal in der Woche und warum die Samstage?«
    »Das stimmt einfach nicht … Was willst Du mir denn damit sagen?«
    »Nichts, es ist nur eine Frage.«
    »Na schön, die habe ich Dir ja schon beantwortet«, sie steigt wieder auf die Leiter.
    »Du meinst, dass wir Männer davon nichts verstehen, nicht wahr?«
    »Genau das. Ihr seid … Vielfraße, wie die Kinder. Wenn man euch keine Grenzen setzt, überfresst ihr euch an allem, bis ihr es nicht mehr sehen könnt.«
    »Okay, das ist eine Antwort.«
    Pause.
    »Es sieht aber nicht so aus, als fändest Du sie sehr überzeugend …«
    »Nö, ist schon in Ordnung, dass Du in diesen Fragen das Sagen hast. Ich habe ja nur gefragt.«
    »Und worauf wolltest Du in unserem Alter mit der Frage hinaus?«
    »Ich weiß nicht …« Pause. »Manchmal dachte ich, dass es Dir vielleicht gar nicht gefällt und Du es nur mir zuliebe machst.«
    Sie dreht sich auf der Leiter um.
    »Das hast Du gedacht?« Pause. Die Hände sind in die Hüften gestemmt. »Hattest Du denn je den, Eindruck, dass ich mich mit Dir nicht wohl fühle?«
    »Das weniger … Eher so als könntest Du liebend gern darauf verzichten … Das meine ich.«
    Pause. Putzen, quietschen, keuchen.
    »Wir Frauen sind da anders.« Pause. »Aber eins kannst Du mir glauben: Ich hätte Dich und haargenau Dich nie geheiratet, wenn ich es nicht ganz genau so gewollt hätte. Es ist blöd, das zu sagen, aber ich hatte ja eine gewisse Auswahl. Außerdem steht fest …«
    »Na ja, aber da wir es ja nie zusammen gemacht hatten, bevor wir verheiratet waren … Und als Du dann erst einmal verheiratet warst … Und ich war in diesen Dingen immer sehr einfach, wie Du weißt.«
    Noch ein Blick.
    »Hör mal, verheiratet hin oder her. Ich könnte Dir doch auch samstags einen Knuff mit dem Ellbogen geben, zumal in unserem Alter … Oder worauf willst Du hinaus? Jetzt sag bloß, Dir wäre nach ein bisschen mehr Akrobatik?«
    »Ach was, ich mag es ja gern so wie es ist … Aber wenn man ernst nimmt, was sie im Fernsehen immer sagen, was den Frauen so gefällt …«
    »Hör mir bloß auf mit dem Fernsehen …«
    »Ach, weißt Du …«
    Sie steigt von der Leiter und stemmt die Hände samt Scheuerlappen in die Hüften.
    »Was soll denn dieses ›Ach, weißt Du‹ … Was stellst Du Dir denn eigentlich vor? Glaubst Du, dass all diese Leute, die Dir im Fernsehen sonst was empfehlen, das wahre Glück einer Ehe kennengelernt haben? Die Intimität zwischen einer Frau und einem Mann hat nichts damit zu tun, dass …«, sie gestikuliert mit dem Scheuerlappen in der Hand, »… das ist doch kein Sport … mit Apparaten und Techniken und komplizierten Geschichten.«
    »Das ist mir klar …«
    »Also? Merkst Du denn nicht, dass ich Dich mit Küssen überhäufe?«
    »Doch, doch«, der Kommissar senkt den Kopf.
    »Der einzige Unterschied zwischen Dir und mir ist, dass Du mich davor küsst und ich Dich danach. Das ist aber auch der einzige Augenblick, in dem Du Dich küssen lässt, ohne gleich …« Pause. Sie dreht sich wieder zum Schrank. »Was jetzt? Muss ich Dir noch irgendeine andere Geschichte erklären, oder darf ich jetzt in Ruhe zu Ende putzen?«
    Schweigen. Im Wohnzimmer klingelt das Telefon.
    Der Kommissar steht auf und geht ans Telefon. Er redet ein paar Minuten und ruft dann so laut, dass es in der Küche zu hören ist: »Mercedes, Tomas ist am Apparat. Er ist gestern Nacht in Spanien angekommen. Ich habe gesagt, dass er Sonntag zum Essen nach Calabrava kommen soll … Da sind wir doch

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