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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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ganze Gesellschaft zum Pfarrhof, zwischen auffällig plazierten Polizisten hindurch, die hinter Büschen standen.
    In den Gartenlauben des Pfarrhofs sollte es Kaffee geben; außer Reichweite der Fotografen, die von zivilen Sicherheitsbeamten jetzt an den Rand des Pfarrhofs gedrängt wurden.
    Carl ging zu einem der Polizisten und fragte, ob sie sich nicht schon mal begegnet seien.
    O ja. Es war vor ein paar Jahren gewesen, als sie zum Segeln in die Schären gefahren waren. Eva-Britt hatte einen Burschen mitgenommen, der nicht Polizist war. Ein Bursche, der von sich behauptete, nicht mit Pistolen umgehen und daher nicht an dem Wettkampf teilnehmen zu können, wer abwaschen mußte. Jetzt fragte er, ob Carl sich erinnere, denn Carl habe damals abwaschen müssen.
    Carl bejahte es, ohne eine Miene zu verziehen. Dann bat er den Polizisten, zu den Journalisten zu gehen und zu fragen, ob jemand von TT da sei. Falls ja, solle er den Betreffenden unauffällig herbringen. Aber nur von TT, sonst niemanden.
    Der Polizist zögerte kurz, blickte Carl forschend ins Gesicht, ohne in den dunklen Brillengläsern viel mehr zu sehen als sein eigenes Spiegelbild. Dann nickte er und ging.
    Nach einer Weile kam der Polizeibeamte in Gesellschaft eines sehr jungen Mannes zurück. Dieser trug eine runde Brille, langes Haar, Jeans und ein T-Shirt.
    »Er sagte, er arbeitet für TT«, erklärte der Polizist kurz und schob den fast verängstigten jungen Mann zu Carl hin, als übergäbe er diesem einen Festgenommenen.
    »Danke«, sagte Carl und wandte sich dann an den angeblichen Vertreter von Tidningarnas Telegrambyrå. »Soso, du arbeitest also für TT?« fragte er.
    »Ja. Das heißt, ich mach eine Urlaubsvertretung in Kristianstad.
    Eigentlich besuche ich die Journalistenhochschule, aber im Sommer können wir solche Jobs übernehmen und…«
    »Ja, ja, schon gut, ich glaube dir«, sagte Carl und hob eine Hand, um weitere Erklärungen zu verhindern.
    »Und was will TT mit einer solchen Sache anfangen?« fragte Carl. »Ich kann nicht behaupten, von Journalismus sehr viel zu verstehen, aber was genau ist dein Job bei einer Beerdigung?«
    »Wir müssen so etwas ja im Auge behalten, für den Fall…« Der junge Mann schluckte und suchte nach Worten.
    »Für den Fall, daß sich etwas Dramatisches ereignet?« ergänzte Carl.
    »Ja… ja, ungefähr so«, sagte der angehende Reporter und machte ein Gesicht, als sehnte er sich zu der kollektiven Geborgenheit unten am Zaun des Pfarrhofs zurück.
    »Das hört sich für meine Begriffe ganz in Ordnung an«, sagte Carl, »aber wenn ich dir gegenüber hier eine kurze Erklärung abgebe, die einzige, die hier überhaupt von mir zu hören sein wird, wird sie doch an alle Zeitungen gehen, nicht wahr?«
    »Aber ja, selbstverständlich«, erwiderte der junge Mann, dessen Selbstbewußtsein sich schnell erholt zu haben schien. Er begann, an einem Diktiergerät zu hantieren.
    Carl wartete ab, bis die Technik zu funktionieren schien, nahm dem jungen Mann das Diktiergerät ab und sprach hinein.
    »Obwohl es nicht meines Amtes ist, Ansichten darüber zu äußern, wie die Presse eine Beerdigung behandelt, möchte ich doch eine kurze Anmerkung dazu machen«, sagte er und dachte kurz nach, bevor er fortfuhr. »Ich möchte darauf hinweisen, daß die Medien unschuldige Menschen einer Lebensgefahr aussetzen, falls einzelne Teilnehmer an dieser Beerdigung identifiziert werden und man womöglich noch ihre Verwandtschaftsverhältnisse und Wohnorte veröffentlicht. Aus diesem Grund möchte ich um eine gewisse Zurückhaltung bitten. Um Respekt kann ich nicht bitten, das ist mir klar. Ich bitte aber darum, Mördern keine Hilfestellung zu geben.«
    Damit schaltete er das Diktiergerät aus und reichte es seinem Gegenüber.
    Der junge Mann sah ihn verblüfft an, machte eine nervöse Verbeugung und wich ein paar Schritte zurück, so daß er um ein Haar in eine Hecke gestolpert wäre. Dann verabschiedete er sich verlegen, drehte sich um und ging zu der Journalistengruppe unten am Rand des Pfarrhofs.
    *
    Tessie hatte sich gerade von ihren Secret-Service-Leuten getrennt und die SAS-Maschine in Los Angeles bestiegen, die direkt nach Stockholm fliegen sollte. Sie erhielt einen Einzelplatz in der Business Class. Sie trug Schwarz, doch ihr schwarzes, im Nacken zu einem dicken Zopf geflochtenes Haar und ihre dunkle Brille vermittelten insgesamt eher den Eindruck von Raffinement als von Trauer. Die meisten Schweden, die an ihr vorbeigingen,

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