Im Namen Ihrer Majestät
erkannten sie nicht, obwohl ihr Gesicht in den letzten Wochen in den schwedischen Medien eins der am häufigsten gezeigten gewesen war.
Sie war erleichtert, daß es vorbei war. Es war alles vollkommen widerwärtig gewesen. Am schlimmsten waren nicht die Trauer und das entsetzliche Gefühl, sein eigenes Kind begraben zu müssen, am schlimmsten war all der Haß gewesen, der ihr von Burts Verwandten entgegengeschlagen war.
Einer von Burts Vettern war sichtlich betrunken zur Beerdigung erschienen. Er war auf sie zugegangen und hatte mit wirrer Stimme und ebenso wirrer Logik insinuiert, es sei alles ihre Schuld; wenn sie sich nicht mit so einem verdammten Spion eingelassen hätte, wäre das Ganze nie passiert. Er wurde laut, als sie nicht darauf antwortete, doch da stürzten sich zwei Secret-Service-Männer auf ihn und schleiften ihn weg.
Die Bewachung, der man sie unterstellt hatte, war durch und durch eine Belastung gewesen. Überall diese Männer in dunklen Brillen mit Kopfhörern in den Ohren und deutlich sichtbarer Bewaffnung. Man hatte sie vernommen, was sie vorhabe, und gefragt, wem eventuell diese Pläne bekannt seien, und so weiter.
Allein im Anwaltsbüro hatte sie diese Begleitung als Unterstützung empfunden. Die Secret-Service-Leute beharrten nämlich darauf, bei der Zusammenkunft in der großen Anwaltskanzlei in L. A. anwesend zu sein. Zunächst hatte sie das für albern gehalten.
Wer sollte sie oben in einem Wolkenkratzer mitten im Zentrum von L. A. ermorden? Sie hatte draußen in einem Korridor eine Zeitlang mit ihren Bewachern gestritten. Doch einer der Männer nahm plötzlich die Sonnenbrille ab und sah sie mit einem Glitzern in den Augen an, das ihr angesichts des Respekts, den man ihr doch wohl erweisen mußte, ein wenig kühn erschien.
Was der Mann zu sagen hatte, entlockte ihr das erste kleine Lächeln seit zwei Wochen.
»Bei allem Respekt, Madam. Sie werden sich gleich in eine Schlangengrube begeben, in der alle Sie hassen. Wir glauben durchaus nicht, daß die Verwandten ihres früheren Mannes vorhaben, Sie körperlich zu überfallen. Aber wenn ich und die anderen Jungs wählen dürften, würden wir auf Ihrer Seite stehen. Falls Sie verstehen, was ich meine.«
»Okay, ich sehe, was Sie meinen«, hatte sie geantwortet, langsam genickt und den Kopf leicht in den Nacken geworfen. Dabei hatte sich dieser eine Anflug eines Lächelns während der vier Tage in Kalifornien gezeigt.
Die Secret-Service-Leute bestanden zu der sichtlichen Irritation der Anwälte darauf, den Konferenzraum zu untersuchen. Dann setzte sich einer der Männer demonstrativ hinter Tessie, während sein Partner sich so stellte, daß er den Rest des Raums »abdeckte«. Die Konferenz konnte beginnen.
Der älteste der Anwälte begann murmelnd, die Rechtslage darzulegen. An seiner Seite hatte er zwei Mitarbeiter. Burts Verwandtschaft war mit vier oder fünf Personen vertreten, darunter dem Vetter, der betrunken zur Beerdigung erschienen war.
Die entstandene Rechtslage gründe sich auf ein forensisches Wissen, das als unantastbar gelten müsse, begann der Anwalt angestrengt. Es stehe inzwischen ja fest, daß Mr. Matthews als erster gestorben sei, nun ja, als erster von den Personen, die in diesem Zusammenhang von Interesse seien.
Folglich sei also der junge Stan, wenn auch nur sehr kurze Zeit, Alleinerbe von Mr. Matthews’ gesamten Vermögenswerten geworden. In Mr. Matthews’ Testament, das im übrigen in dieser Anwaltskanzlei erstellt worden sei, sei für die jetzt entstandene Situation nichts Besonderes vorgesehen. Der Erblasser habe natürlich, was man vielleicht verstehen könne, vorausgesetzt, daß er selbst vor seinem einzigen Sohn sterben werde, wenn auch nicht unter den gegebenen Umständen.
Mit anderen Worten, Gräfin Teresia Hamilton sei die Universalerbin ihres Sohns. Und aus diesem Grund läge eigentlich keine Verhandlungssituation vor. Die gesetzlichen Bestimmungen, die jetzt in Betracht kämen, schüfen sogenanntes zwingendes Recht.
Tessie, die selbst Rechtsanwältin war, hatte natürlich keine Schwierigkeiten, sich die Rechtslage klar zu machen.
Anders war es für Burts Verwandte, die eine Reihe allgemeiner Standpunkte eher moralischen als juristischen Charakters äußerten. Sie schienen in etwa zu meinen, Tessie habe die Kohle nicht verdient, da sie mit einem anderen Mann durchgebrannt sei.
Nachdem eine Zeitlang über diese Dinge diskutiert worden war, fragte der Vorsitzende höflich, sehr höflich, ob
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