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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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doch wer in Luigis künftiger Umgebung würde etwas davon wissen?
    Sollte er sich etwas intellektueller machen? Wenn ja, mußte er vermeiden, allzu italienisch zu erscheinen. Er mußte ein Italiener der dritten Generation aus Kalifornien sein, wo die italienische Identität bei weitem nicht so präsent war wie an der Ostküste. Wenn er Tonys Italienischkenntnisse verbesserte, was früher oder später verführerisch sein würde, würde er dann auch nur einigermaßen glaubwürdig darstellen können, er spräche ein amerikanisiertes Neapolitanisch? Wer würde entdecken können, daß er Mailänder war?
    Der Auftrag hatte noch nicht begonnen und er wußte, worauf er hinauslief, bis auf eines: Er sollte den Lockvogel für einen organisierten Selbstmord spielen. In spätestens einer Woche würde er mehr wissen. Er würde mit seiner Arbeit bei Marconi Naval Systems beginnen, das teuflisch weit draußen in einem Vorort lag, bevor er wußte, ob die Operation begonnen hatte und er damit aktiviert war.
    Komisch erschien ihm, daß er laut Vertrag jetzt ein viermal so hohes Gehalt hatte, wie für den gleichen Job in der EDV- Zentrale des schwedischen Nachrichtendienstes in Stockholm, in der er normalerweise arbeitete. Wenn er wollte, konnte er auf großem Fuß leben, obwohl sämtliche Ausgaben von seinem Gehalt bestritten werden mußten. Er brauchte nicht eine Quittung aufzuheben, da kein einziges Pfund steuerlich absetzbar war.
    Vorerst sollte er sich aber nur daran gewöhnen, Tony Gianelli zu sein, der kaum Italienisch verstand. Er hatte in der Zwischenzeit das nächstgelegene italienische Restaurant in der Fulham Road besucht und dort sein schlechtes Italienisch vorgeführt – das aber immer noch etwas besser war als das der nicht sonderlich italienischen Einwanderer, die das Restaurant betrieben. Diese waren nämlich Portugiesen.
    *
    Es war eine kleine weiße steinerne Kirche auf Österlen, dem östlichen Teil von Skåne. Carl war nach Ronneby in Blekinge geflogen und dort von einem Wagen abgeholt worden, der ihm von der Luftflottille geschickt worden war. Seine Eskorte trug Ausgehuniformen. Er selbst trug Zivilkleidung, einen dunklen Anzug und eine weiße Krawatte und hatte eine dunkle Brille aufgesetzt. Der Umweg war dazu gedacht, Pressefotografen zu entgehen und jeden Tumult zu vermeiden. Es dauerte fast eine Dreiviertelstunde, nach Österlen hinunterzufahren, und er saß stumm auf dem Rücksitz, ohne seine Sonnenbrille abzunehmen. Das militärische Personal hatte sehr schnell die Versuche aufgegeben, mit ihm Konversation zu machen.
    Carl hatte alle freundlichen oder vielleicht auch aufdringlichen Versuche von Verwandten oder Skåne abgewehrt, der Beerdigung beizuwohnen. Vermutlich meinten sie es gut und wollten teilnehmen, weil eine Hamilton beigesetzt wurde.
    Es hatte sich nicht vermeiden lassen, daß die Säpo für die Sicherheitsvorkehrungen sorgte, und er hatte ihre Planung eingesehen und mit einer Handbewegung gutgeheißen. Die Gefahr ging jedoch nicht etwa von möglichen Attentätern aus, wie die Führung der Säpo vermutete, sondern von den Repräsentanten der schwedischen Massenmedien. Seiner Mutter hatte Carl das offen erklärt. Er hatte zum ersten Mal seit mehreren Jahren mit ihr gesprochen und brachte volles Verständnis für ihren durchaus respektablen Wunsch auf, der Beerdigung beizuwohnen. Das war bei feinen Leuten eben so üblich. Liebe Mutter, das bedeutet aber, daß dein Bild in die Zeitungen kommt. Sie werden auch noch deine Wohnung zeigen, und dann brauchst du für den Rest deines Lebens Leibwächter.
    Sie hatte sich mit diesem schlichten Argument jedoch nicht ohne weiteres von dem Plan abbringen lassen. Sie meinte, Mut und Grundsätze seien wichtiger als sogenannte Sicherheit. Carl hatte ihr zwar zugestimmt, jedoch zu Bedenken gegeben, daß es gesellschaftlich unglaublich unpraktisch sei, irgendwelche Idioten der Säpo im Schlepptau zu haben, wenn sie an einer Feier teilnahm. Dieses Argument hatte sie akzeptiert.
    Andere Verwandte hatten zwar loyal ihre Bereitschaft erklärt, dabei zu sein – was Carl ohne zu zögern glaubte –, da die meisten von ihnen offenbar schon mehrmals Verwandte zu Grabe getragen hatten. Er hatte jedoch auch ihnen gesagt: Ihr werdet mit euren Fotos in die Zeitung kommen und euren Namen auf einer Todesliste wiederfinden. Das überzeugte sie.
    Carls Verwandte würden Eva-Britts Eltern in ihrer Ahnungslosigkeit als einfache, ehrliche Menschen bezeichnen. Sie waren ihrer

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