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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Gräfin Hamilton zu dem Gesagten etwas zu bemerken habe.
    Das hatte sie.
    »Ich habe hier nur eine Menge Unfug zu hören bekommen«, sagte sie scharf. »Die gesetzlichen Bestimmungen sind kristallklar. Wenn Sie prozessieren wollen, werden Sie vor jedem Gericht mit einer Dampfwalze niedergemacht, was meine geehrten älteren Kollegen sicher bestätigen dürften. Ich schlage vor, daß wir diese Zusammenkunft beenden.«
    Einige der Anwesenden brachen in Verwünschungen und Beleidigungen aus, in denen es um Tessies Geiz, ihre Liederlichkeit und einiges mehr ging. Doch als einer der aufgeregten vermeintlichen Anwärter auf Tessies Erbe plötzlich voller Zorn aufstand, erhoben sich auch die beiden Secret-Service-Männer blitzschnell und erweckten den Eindruck, als hätte dieser Mann noch eine Sekunde zu leben, wenn er weiterhin solchen Lärm machte.
    Damit war die unangenehme Konferenz im Grunde beendet. Tessie erteilte der Anwaltskanzlei den Auftrag, von jetzt an auch ihre Interessen wahrzunehmen. Sie gab den Anwälten klare Anweisungen. Erstens sollten die Herren eine Maklerfirma suchen, die das Haus in Santa Barbara mit dem gesamten Inventar verkaufe. Sie wolle das Haus noch ein letztes Mal besuchen. Vielleicht sei noch etwas da, was für sie einen Erinnerungswert habe, aber alles andere solle verkauft werden.
    Ferner solle die Anwaltsfirma in San Diego unter ihrem Namen ein Bankkonto eröffnen und sämtliche in Bargeld verwandelten Aktiva dorthin überweisen. Dieselbe Bank solle für sie auch ein Aktienkonto einrichten und ihr ein Schließfach für Akten und Unterlagen vermieten.
    Für den Fall, daß Burts Verwandte wider Erwarten zu prozessieren wünschten, hoffe sie, daß die Anwaltskanzlei sich für befangen erklären und darauf verzichten werde, die Familie Matthews zu vertreten. Die Anwälte hatten keinerlei Mühe, diesen einfachen und klaren Vorschlag anzunehmen.
    Tessie hatte das dringende Bedürfnis gehabt, beim Besuch des Hauses nicht allein zu sein, und telefonierte eine Stunde herum, um eine ihrer alten Freundinnen aufzuspüren, eine Anwaltskollegin aus der Zeit im Hilfsbüro für illegale mexikanische Einwanderer in San Diego. Die Freundin wurde mit einer der gepanzerten Limousinen abgeholt, über die der Secret Service verfügte. Die beiden Frauen saßen auf dem großen Rücksitz hinter getönten Scheiben und hörten ständig das Rauschen und Zischen der Sprechfunkgeräte unter der Kleidung der Sicherheitsbeamten. Es dauerte eine Weile, bis die Frauen sich einigermaßen normal miteinander unterhalten konnten, während das gepanzerte Ungeheuer mitsamt Begleitung Kurs auf Santa Barbara nahm.
    Als sie ankamen, war das Haus offen. Polizei und Sicherheitsbeamte befanden sich schon dort, wie zufällig auch das regionale Fernsehen.
    Tessie zögerte, bevor sie hineinging. Alles erschien ihr so vertraut, als wäre sie erst gestern hier gewesen; aus irgendeinem Grund trieb eine Luftmatratze in dem nierenförmigen Swimmingpool, als wäre soeben jemand ins Haus gegangen, um einen Drink zu holen oder zu telefonieren.
    Als sie im Haus stand, wußte sie nicht, was sie hier zu suchen hatte. Schon in der Eingangshalle mußte sie über eine mit weißer Kreide markierte Menschengestalt hinwegtreten; sie konnte nicht erkennen, wer dort gelegen hatte. Ein Stück weiter weg entdeckte sie die Umrisse einer kleineren Gestalt, was sie zunächst schnell Luft holen ließ, weil sie glaubte, es hätte Stan sein können. Einer der Sicherheitsbeamten, der ihre Reaktion sah, beeilte sich, freundlich und diskret zu erklären, dort habe ein Hund gelegen.
    Sie betrat langsam das große Wohnzimmer mit Aussicht auf den Park und den Pool, sank auf einen der üppigen Sessel, nahm die dunkle Brille ab und wischte sich das Gesicht ab. Dann erzählte sie ihrer Freundin, welches Zimmer im Obergeschoß Stans gewesen war, und bat sie nachzusehen, ob die Luft rein sei, eine Frage, deren Sinn ihre Freundin nicht gleich verstand.
    Sie ging jedoch nach oben und blieb eine runde Minute weg, bevor sie wiederkam, sich vorsichtig neben Tessie setzte und ihre Hand nahm.
    »Liebe Tessie«, sagte sie. Sie mußte sich zusammennehmen, um nicht loszuweinen, bevor sie fortfuhr: »Offen gestanden halte ich es nicht für eine besonders gute Idee, daß du hinaufgehst. Aber ich könnte vielleicht mit Hilfe eines der Herren ein paar Dinge runterholen, die dir etwas bedeuten?«
    Tessie nickte stumm. Sie wollte nicht nach dem Grund fragen, weshalb sie das Zimmer nicht

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